laut.de-Kritik
Verkrampfter Mix aus Violinen-Zuckungen und Dubstep-Gewittern.
Review von Kai ButterweckWenn ein Musiker nach oben will, dann sind spielerisches Know How und ein erweiterter Kreativ-Horizont nur von Vorteil. Bisweilen kann Talent aber auch im Wege stehen - wie im Fall von Lindsey Stirling, die auf ihrem zweiten Album scheinbar gar nicht mehr weiß wohin mit all ihren filigranen High-End-Inputs.
Sicher, die meisten der auf diesem Planeten weilenden Geiger mit Pop-Appeal würden für ein kleines Stück Stirling-Kuchen Hauf und Hof verkaufen. Mit "Shatter Me" beweist die kalifonische Ausnahme-Geigerin jedoch, das Masse nicht zwingend mit Klasse gleichzusetzen ist. Spielte das gerade einmal vierzehn Monate alte Debüt noch gekonnt mit Emotionen und Atmosphären, versinkt "Shatter Me" in einem verkrampften Mix aus klassischen Violinen-Zuckungen und neuzeitlichen Dubstep-meets-Elektro-Gewittern.
Einzig der mit der Stimme von Lzzy Hale verfeinerte Titeltrack erinnert einen kurzen Moment lang an die liebevoll verschachtelte Arbeit der jüngeren Vergangenheit. Das liegt aber weniger am Organ der Halestorm-Frontfrau, sondern vielmehr an dem wohltuend zurückgefahrenen Background-Bombast. Der ließ sich aber leider nur einmal auf ein erträgliches Maß bändigen. Vom bereits mit zahllosen Out-Of-Space-Einwürfen ummantelten Opener "Beyond The Veil" über das nicht minder unwirsch zappelnde Großraumdisko-Inferno "V-Pop" bis hin zum finalen Spielkonsolen-Fiasko "Master Of Tides" kämpfen die versierten Flitzefinger der schmächtigen Geigerin aus Orange County gegen unbarmherzige Breitwand-Retortenklänge aus der Maschine an.
Zu uninspiriert und zu gezwungen zwängen sich nur ansatzweise nachvollziehbare Harmoniestrukturen durch einen Wust aus saft- und kraftlosem klinischen Restemüll, der leider auch nach dem dritten Durchlauf noch bis zum Himmel stinkt. Vielleicht sollte sich die Verantwortliche für ihr nächstes Album etwas mehr Zeit nehmen. In der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft.
7 Kommentare mit 11 Antworten
Sowas ist noch egaler und unispirierter als ein Album vom DSDS-Gewinner.
ein paar von ihren Liedern ab und zu sind okay für mich. Aber ... ein Lied namens "Swag"??? *brille zurechtrück*
Du trägst Brille, CafPow? Mit meinem Gedanken-CafPow geht das so überhaupt nicht zusammen ...
CafPow sieht aus wie Jesus in pummelig, da wird mir niemand was anderes einreden können.
@CafPow:
Warum nicht? Gibt doch schon genügend Lieder darüber, oder?
Link Wray "The Swag" anno 1958, The Seekers "With My Swag On My Shoulder" anno 1963 oder 1964, Marlene Dietrich "Swag mir, wo die Blumen sind" aus dem Jahr 1962 oder die Jacob Sisters "Adelheid, schenk mir einen Garten-Swag" von 1966 ...?
Gruß
Skywise
@DaFunk: http://de.poged.com/ckfinder/userfiles/ima… ?
Aber egal wie er aussieht, CafPow ist einer von den Guten. Habe nur wegen eines seiner heutigen Postings wieder 3x das Frusciante Album gehört, es wird einfach nur besser. Danke dafür.
ja ich trage Brille, aber die zieh ich aus fürs ficken, keine Angst.
@Skywise
wie heisst denn das Lied das im Refrain so "kein Swag ruft mich an... keine Sau interessiert sich für mich"
ist das nicht alles von Swagrel Gott?
und @DaFunk
zumindest wie Buddy Christ, das wär symphatisch.
Aber meine Haare sind wohl zu kurz.
@CafPow:
Hatte Gölä nicht auch so was?
"En Swag so wiess wi ä Schnee
vergässe was isch gsche ..."
Und Polo Hofer hat sogar sein SwaggerDing danach benannt ...
Gruß
Skywise
ja du hast natürlich recht.
Patent Ochsner mit Scharlachswag und Swagmoos darf man auch nicht vergessen.
Ich finds ganz gut. Es ist ein wenig abwechslungsreicher als der Vorgänger und endlich gibt es auch mal Vocals. Klar geht das alles sehr sehr stark in Richtung uninspirierter Mainstream, aber trotzdem sind die Songs in ihrer Mischung sehr gut anzuhören. "Shatter Me" strahlt z.B. eine gewisse Kraft, der ich mich persönlich nicht entziehen kann. Mal sehen, wo die weitere Reise hingeht. Ich hätte gerne mehr Vocals
Ganz übel. Das von vorgestern (gefühlt) hatte noch gute Nummern, aber hier ist echt nur scheisse drauf. Zudem möchte ich die immer umschupsen, in ihren "guck mal ich kann die Geige zupfen und gleichzeitig bescheurte Ballerina spielen!" Videos.
Zu Beginn fand ich Lindsey Stirling noch recht interessant: Es war mal was anderes, die String-Dubstep-Kombination fand ich bei den ersten zwei, drei Videos nicht schlecht, was aber schon da auch durch den Niedlichkeitsfaktor von Ms. Stirling befördert wurde. Schon da hat man gemerkt, dass da eine Weiterentwicklung kommen muss, wenn sie mehr als die Pro-7-Teenie-Klientel erreichen will.
Das Problem ist, dass sie nicht wirklich Talent hat: Weder zum Geige-Spielen (das ist bestensfalls Mittelmaß) noch zum Arrangieren interessanter Songs. Es gibt ein paar wenige Ansätze im neuen Album, die aber meist nach 5 Sekunden vergehen.
Das "Shatter Me" noch zu den besseren Stücken gehört, liegt daran, dass die Sängerin im Vordergrund steht. Vielleicht ist Ms. Stirlings Rolle eher für Background-Strings geeignet.
Also knallen würd ich sie.
wenigstens einer, der hier noch die babe-fahne obenhalt.
Arbeitsteilung während deiner Abwesenheit, poi. Whole lotta work wallah! aight? Nuff said.