laut.de-Kritik
Die Rache der Rübenbauern.
Review von Dani FrommBayerisch ist rap-bar, das haben wir schon vor Jahren festgestellt. Daran hat sich auch nichts geändert. An der Tatsache, dass ich eine Menge guten Willen brauche, um jemanden, dem Oberpfälzer Dialekt aus dem Gesicht fällt, nicht für den hinterletzten Rübenbauern zu halten, leider auch nicht. Fies und unangemessen, ich weiß. Ich kann aber nix für den Automatismus.
Um so deutlicher spricht für Liquid, dass mir sein Zeug trotz seiner Mundart regelmäßig nahezu widerstandslos reinläuft. Oida, der Kerl flowt halt einfach, wie es sein Künstlername hoffen lässt. Zusammen mit Maniac von den Demograffics, immer an den Reglern, gelegentlich ebenfalls am Mikrofon, setzt er nun zum "Slang Funk Slam Dunk" an.
Zuallererst fusionieren die beiden Herren aus Regensburg aber zu "Liquiac". "Oh, das hört sich aber gut an." Den eingecutteten Schipseln lässt sich angesichts der berückenden Kombination aus Gongschlag, Scratches und fettem, kriechendem Bass nur zustimmen. "Dann kanns ja losgehen, was?"
Kann es. "Liquid is in the building", Maniac hat das Klimperklavier eingepackt, die Frage "Supa Oda Ned" beantwortet sich da fast von alleine. Die andere, "Warum mundartrappst du?", klärt Liquid: "Weils nämlich i nur für die Heads tu." Die lassen sich von einer eventuellen "Sprachbarriere" nicht aufhalten.
Okay, vielleicht reicht das Einzugsgebiet so nur "von Bayern bis nach Österreich". Vielleicht lässt es sich aber doch noch ausbauen, wenigstens "deutschlandweit und in die Schweiz". Falls nicht, auch gut. Liquid und Maniac scheinen die Sache ohnehin recht entspannt zu sehen. Die einfachen Regeln für ein glückliches Lebensgefühl, vier an der Zahl, teilen die beiden im letzten Track noch schnell, auf dass auch anderen die Sonne lache.
Männer, Verständigungsschwierigkeiten, Videospiele, Skaten und Lebenshilfe: So denn überhaupt ein roter Faden existiert, dann der, dass Liquid und Maniac abhandeln, worauf sie gerade Bock haben. Dieses Vorgehen hat selten geschadet, auch wenn die Zusammenstellung der Themen leicht planlos wirkt. Dazu, auch auf die Gefahr hin, dass der Dialekt high noch breiter klingt, noch schnell einen durchziehen und ein bisschen wie "Allor Dahoam", alleine zu Hause, vorm Spiegel tanzen: kein Problem, so lange die Beats derart funky ausfallen.
Immer wieder entsteht der Eindruck, als finde Maniac Inspiration und Samples in alten, schmissigen Schwarzweiß-Tanzfilmen. Drumbreaks, Claps, Flötentöne und Streicher finden Platz, nur "Video Game" setzt, passend zu seinem Thema, auf flackernde Plastiksounds. Maniac macht aber auch bei seinen drei Gastauftritten am Mic eine mehr als passable Figur. Seine tiefe Stimme steht im Kontrast zu Liquids doch manchmal recht quäkigem Klang, sein Englisch bildet zudem durchaus willkommene Oasen im bajuwarischen Slang.
Dass Liquid den keineswegs als einziger pflegt, bekommt man dennoch vor Augen und Ohren geführt, sobald die "Bavarian Squad" fast in Fußballmannschaftsstärke aufmarschiert. Da gesellen sich neben Bbou (der ist ja nie weit, wo Liquid auftaucht) unter anderem Roger Rekless aus dem Main Concept-Umfeld sowie die (eigentlich doch noch immer auf unbestimmte Zeit pausierenden?) Doppel-D, Monaco F., Gräm Grämsn und DJ Spliff, ins Mundartrap-Team. Zu Hülf, ganz schön viele, das ... Ich sollte meine Vorurteile überarbeiten. Das können ja wohl unmöglich alles Rübenbauern sein.
3 Kommentare mit 8 Antworten
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Auch wenns vll. nicht gut beigeschmeckt, dass die dann wohl vorerst einzigen Kommentare zu dem Album von Leuten kommen, dies gar nicht gehört haben, will ich trotzdem mal nachhaken:
Hand aufs Herz, freddy: Wenn sich jemand (also ich) ein Liquid-Album für Geld holen will - dieses oder den Vorgänger?
wenn du so fragst: ich fand den vorgänger noch ein kleines bisschen runder. machen aber wirklich beide spaß.
Ernsthaft? Bei freddy erwartet man solche Schmuddeleien ja, aber Geld ausgeben für ein Liquid Walker Album?
Nvm, hätte es jetzt als Doppelironie ausgeben können, aber bin gerade erst aus dem Bett gefallen und habe die beiden tatsächlich verwechselt.
liquid, liquit ... kann man schon mal durcheinanderbringen. als franke hab' ich dafür vollstes verständnis.
aweng scho
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Merci
Ist wohl etwas spät, aber auf jeden Fall herrscht hier Klasse statt Masse.
Man kann von dem Album halten, was man mag, aber auf jeden Fall ist Dialekt-Rap jetzt mehr als nur ein Gimmick.