laut.de-Kritik

"Gebt mir was zu singen, ich will auf ein CD-Cover!"

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Wenn sich in einem Song eine Zeile wie "You know that I care for you" auf "I'll always be there for you" reimt, vermutet man schnell ein Castingstimmchen hinter dem Mikro. Lisa Bund allerdings hatte etwas mehr Zeit, solch bedeutsame Textzeilen einzusingen. Sie musste nicht wie ihr ehemaliger "Deutschland sucht den Superstar"-Konkurrent und Bohlen-Bobbele Mark Medlock innerhalb von nur einer Woche ein gestandenes Album in die Plastikhüllen bringen.

Bund wartete auf die Muße, das ein oder andere Lied vielleicht sogar selbst zu schreiben und zu reflektieren, was sie musikalisch sein will. Ihr Debüt "Born Again" sagt dennoch musikalisch nur eines aus: "Gebt mir was zu singen, egal was, ich will auf ein CD-Cover". Derweil gibt es an Frollein Bunds Organ nicht das Geringste zu bemängeln.

Zwar scheint sie irgendwo aufgeschnappt zu haben, dass Mariah Carey-Kieksen und Sarah Connor-Räuspern gesanglich für tiefe Emotionen stünden. An der eigentlichen Basis ihrer Stimme aber musste sehr wahrscheinlich nicht viel getan werden: Es sitzt tatsächlich Kraft in den kleinen, hellblonden Lungen.

So ist es umso unverständlicher, warum die Castingkandidaten-Grundfrage wieder mal auf dem Standard-Weg beantwortet wurde. Warum schneidert man einem begabten jungen Menschen nicht, wenn schon geschneidert werden muss, ein maßgenaues Musikkostüm, das denjenigen endlich mal vom Einheitslook der Chartskollegen unterscheidet? Lisa Bund mag Pink. Warum bekommt sie nicht etwas frischere Melodien oder eine etwas rauere Gitarren-Unterlage, warum darf sie nicht schreien?

Stattdessen schwankt sie monoton zwischen "Gänsehaut-Balladen" (Album-Info) und banalem Poprock. Beides aus dem jeweiligen Genre-Standard-Repertoire zusammengebastelt. Die versprochene Gänsehaut soll dank Klavier, Streichern und vor "You" und "I" strotzenden Texten entstehen. So wirft die Singleauskopplung "Learn To Love You" zwar geschickt ein: "It's not a cliché to say / I will learn to love you". Leider aber ist es ein Klischee, ein Lied darüber zu schreiben. Das Liebenlernen hat sogar schon Sarah Connor in ihrem "From Sarah With Love" abgehandelt.

"All That I Am" ist die wohl größte und noch am besten gemachte Ballade. Mit einem ganz ordentlichen Refrain und gut gemachter Crescendo-Struktur reicht es zumindest annähernd an mittelgroße Gefühlsregungen heran. "If I Lose You" schlägt dann mit seinem obligatorischen E-Gitarren-Solo die Brücke zum Rrrrock-Kapitel des Albums.

Der besteht darin, Stilelemente ins Balladenfeld zu schummeln, die diejenigen für Rock halten, die ihn kaum kennen: E-Gitarren, die der Melodie hinterherschrammeln und Drums mit ordentlich Beckeneinsatz. Kurz: Schnulziger Glattrock. "Live To Forget You" versucht sich zudem in einem tiefen Kelly Clarkson-Intro. "What Goes Up" müht sich um eine schnittige Basslinie. "Picture Perfect" ist zumindest Pink light.

Rhythmus und Melodieführung schrappen haarscharf an "Don't Let Me Get Me" vorbei. Power-Pop und Großgefühl verbinden sich hier zu einer gleichgültigen Chartsplatzierung. Gut produziert, gut gesungen, gut für zwischendurch. Zum "sehr gut" fehlt es indes einfach an mehr: Mehr Leidenschaft und mehr Mut, einfach mal an den Charts vorbei auf das begabte Stimmchen hinter dem Mikro zu schielen.

Trackliste

  1. 1. In My Head
  2. 2. What Goes Up
  3. 3. Live To Forget You
  4. 4. Learn To Love You
  5. 5. If I Lose You
  6. 6. Born Again
  7. 7. All That I Am
  8. 8. I Turn To You
  9. 9. Picture Perfect
  10. 10. Care For You
  11. 11. Here I Am
  12. 12. Flugzeuge Im Bauch (Bonus)

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