laut.de-Kritik
Girl-Pop mit Empowerment-Phrasen.
Review von Katharina HöckerLittle Mix, Produkt der britischen Ausgabe von X Factor, verkauften im Laufe ihrer Karriere weltweit 45 Millionen Tonträger, für die einiges an Taschengeld geflossen sein dürfte. Auf "LM5" versucht das Quartett, den Teenpop-Stempel abzuschütteln. Probates Mittel: Hip Hop-lastige Features. Für die erste Singleauskopplung rappt Nicki Minaj, später eilt Sharaya J. zur Hilfe. Und falls das nicht klappt, muss eben der EDM-Song "Only You" mit Cheat Codes herhalten.
Inhaltlich erzählen die Songs meistens Coming-Of-Age Geschichten oder reihen Empowerment-Phrasen aneinander, gespickt mit zwei, drei strategisch klug platzierten Balladen. In denen geht es um das Teenie-Thema Nummer eins: Liebeskummer. In "Told You So" wird fleißig getröstet, alle Klischees inklusive. Immerhin bestehen die Mädels nicht auf dem obligatorischen "Ich habs dir ja gesagt". In "Love a Girl Right" ermahnen sie den nichtsnutzigen Typ zu Gitarren-Samples, jetzt endlich mal netter zur besten Freundin zu sein.
Irgendwie glaube ich, dass Little Mix beim letzten Mädelsabend die Best-Of-Alben diverser Girl Groups aus den Neunzigern gehört haben, bevor sie für "LM5" ins Studio gegangen sind. Ich fühle mich insbesondere an Destiny's Child erinnert. Dafür, dass Little Mix zuvor mehr nach Sugababes und Spice Girls klangen, werte ich das mal als Schritt nach vorne.
"Ich denke, wir machen das generell wesentlich mehr – Dinge zum Thema machen, die uns am Herzen liegen, seien es Frauenrechte, LGBTQ-Themen oder auch die Black Live Matter-Bewegung. All diese Dinge, an die wir uns vorher nie ran getraut hätten, weil wir zu großen Respekt davor hatten.", sagte Jade Thirlwall kürzlich in einem Interview. Wie ging doch gleich das Sprichwort mit den guten Absichten? Mal ganz abgesehen davon, dass die Botschaft von Songs wie "Woman's World" dann doch im klebrigen Zuckerwatte-Pop hängen bleibt.
Was man den poppigen Rhythmen allerdings lassen muss: Sie gehen ins Ohr. Ein bisschen mehr Risikobereitschaft dürfte allerdings sein. Sowohl auf "American Boy" als auch auf "Motivate" wird fleißig "Uh la la" geträllert. "Think About Us" bekommt immerhin ein "Oh na na na".
"Wir wollen unseren jüngeren Fans beibringen, allen Jungs und allen Mädchen, jedem Fan, den wir haben, dass es vollkommen ausreicht, wer und was du bist. Dass man seine Unsicherheiten annehmen sollte, denn sie sind es, die dich von anderen unterscheiden", sagt Perrie Edwards.
"Insecure but I'm working on it", trällern Little Mix passend dazu auf "Woman Like Me" und verspielen die Pluspunkte für Ehrlichkeit dann im Musikvideo zu "Strip". In dem Song singen sie von Selbstbewusstsein, ach was, von bedingungsloser Selbstliebe, auch wenn man kein Make-Up trägt. Es wäre allerdings hilfreich, sich für das Musikvideo tatsächlich abzuschminken, anstatt einfach nur einen Schwarz-Weiß-Filter auf perfekt bemalte Gesichter zu klatschen.
Ja, Little Mix sind ein durch und durch konstruiertes Stück Popmusik, dazu verdammt irgendwann die Bibi & Tina-Hörspiele in den heimischen Kinderzimmern abzulösen. Eigentlich sind sie raus gewachsen aus ihrem Teenie-Image, trotzdem haben sie es auf "LM5" nicht ganz abstreifen können.
2 Kommentare
Naja, trotzdem noch die beste Girl-Group für Bravo-Leser, die ganzen US und vor allem J-Pop und K-Pop Bands sind gruselig. Der große Hype ist jetzt Blackpink, hören auf eigene Gefahr: https://www.youtube.com/watch?v=bwmSjveL3Lc
http://whaletail-forum.com/showthread.php?…
#ehrenfrauen