laut.de-Kritik
Geschmeidiger Drum'n'Bass mit Gesang.
Review von Gregory BritschLondon Elektricity liefern mit "Power Ballads" den längst überfälligen Nachfolger des überaus erfolgreichen "Billion Dollar Gravy". Dessen positives Echo bei Kundschaft und Kritik legt natürlich die Messlatte hoch.
Tony Colmans neuestes Werk hebt sich vom restlichen Œuvre (High Contrast, Nu:Tone) seines Labels Hospital Records nicht großartig ab. Nur dass er noch eine Schippe drauflegt, was die Dosis an Streichern, Bläsern, Pathos und insbesondere Soul und Gesangsparts betrifft. Breaks und Beats sorgen dagegen weitgehend unauffällig für ausreichend rollende Schubkraft, richtig feist sägende Basslines sucht man vergeblich.
Eine auffallende Geschmeidigkeit durchzieht "Power Ballads", was wohl nicht zuletzt auch an Gästen wie Liane Carroll, Annie Mac oder Zane Lowe liegt. Die Hits "The Strangest Secret In The World" und "Hanging Rock" oder der Midtempo Vocal-Tune "I Don't Understand" stehen stellvertretend für das Ansinnen, es Club und Heim gleichermaßen recht machen zu wollen. Bei der Kombination von Gesang und Drum'n'Bass gehen die Ansichten bekanntermaßen auseinander, Puristen rümpfen die Nase, von Kommerz und Ausverkauf ist dann schnell die Rede.
Tony Colemans nächste Ausbaustufe von Liquid Funk aus dem Hause Hospital zaubert indes ein Lächeln auf die Lippen, das bei vorhandener Empfänglichkeit zu einem Dauergrinsen ausufern dürfte. Gerade bei denjenigen, denen Drum'n'Bass schlicht zu hart oder stumpf erscheint. Auch wenn hie und da Schmalz aus den Bassbins tröpfelt.
Dieses hohe Maß an leichter Eingängigkeit von "Power Ballads" führt in gleicher Weise zu potenzieller Radiotauglichkeit. In England freilich nur, ein erfolgreiches Unterwandern des hierzulande real existierenden Bester-Hit-Mix-Dumpfsinns wird wohl keine allzu großen Erfolgsaussichten haben. Leider.
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