laut.de-Kritik

Jetzt wirds richtig albern - eine künstlerische Bankrotterklärung.

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Das muss man sich vorstellen: 2006 sah den letzten Release mit originär neuem Material. Seitdem bringt es Loreena McKennitt auf sage und schreibe fünf Alben mit altem Material in neuer Verpackung sowie aufgewärmte Kamellen. Live-Scheiben und Firlefanz-Releases allesamt.

Und was macht die Kanadierin anno 2014? Sie veröffentlich noch ein weiteres völlig überflüssiges Scheibchen. "The Journey So Far" - unter diesem Titel schmuggelt sich die erste auch so genannte Best Of-Scheibe in die Diskorafie.

Wie schon bei "A Mediterranean Odyssey", "The Wind That Shakes The Barley", "Troubadours On The Rhine" oder "A Midwinter Night's Dream" präsentiert auch dieses Album alten Wein in neuem Schlauch. An welche Zielgruppe sich dieses Album richtet? Dies dürfte nur eine der zahlreichen spannenden Fragen sein, die sich Loreena McKennitt mittlerweile stellen sollte. Die drängendste: Fällt dir nichts mehr ein? Ist jetzt endgültig alles gesagt?

Nach wie vor reist die Musikerin durch die Welt und gibt Konzerte, bei denen sie ganz sicher ihr Publikum begeistert und technisch einwandfrei performt. Nur nehmen diese Gastspielreisen mittlerweile Ausmaße an, die an Tingeltangel-Touren von Altrockern erinnern, die durch die Bierzelte der Pampa touren und deren Ruhm von Glanztaten der Vergangenheit zehrt.

Wie bei ihren anderen Samplern gilt auch hier, dass das Material selbst über jeden Zweifel erhaben ist, alleine die Umsetzung gleicht einer klassischen Verarsche. Zumal mit einer Spielzeit von nicht mal einer Stunde das Fassungsvermögen einer CD nicht annähernd ausgenutzt wird. Oder soll man im Umkehrschluss zum Ergebnis kommen, dass McKennitt für ihre besten Lieder nicht mal die 80 popeligen Minuten voll bekommt? Da lachen doch die Hühner!

Die Deluxe-Edition kommt mit einer zusätzlichen Live-CD des Weges, aber auch hier gilt: total überflüssig. Diese Release-Politik zieht sich mittlerweile durch alle Veröffentlichungen seit "Ancient Muse" und ist einer Musikerin vom Range einer McKennitt eigentlich unwürdig.

Auch die Re-Releases der alten Alben machen erst Appetit auf die beigelegte Bonus-DVD, nur um mit einem Langeweiler oberster Kategorie aufzuwarten. Allen remasterten Platten liegt tatsächlich die gleiche Bonus-DVD bei. Gehts noch bescheuerter?

Ja, geht es. Man nehme nur "The Journey So Far" zur Hand. Uninspirierter kann man kaum noch versuchen, seine Fans über den Tisch zu ziehen. Diese Best Of ist schlicht und ergreifend die künstlerische Bankrotterklärung einer ehedem so interessanten Musikerin.

Trackliste

  1. 1. The Mystic's Dream
  2. 2. Bonny Portmore
  3. 3. The Bonny Swans
  4. 4. The Mummers' Dance
  5. 5. Down By The Sally Gardens
  6. 6. Stolen Child
  7. 7. The Lady Of Shallot
  8. 8. Marco Polo
  9. 9. Penelope's
  10. 10. Huron 'Beltane' Fire Dance
  11. 11. The Old Ways
  12. 12. Dante's Prayer

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4 Kommentare mit 6 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Ich empfehle dem Herrn Cordas einen "Gute Laune Tee". Nachdem er schon beim Herrn Oldfield etwas schlecht gelaunt war, regt er sich schon wieder auf. :)

  • Vor 10 Jahren

    Der Schein trügt. Die Aufreger lagen zeitlich einige Wochen auseinander. Dass die Reviews so kurz hintereinander online gehen, hat eher etwas mit der Schlafmützigkeit meiner Kollegen zu tun. Aber danke für die Empfehlung. Frau Fromm reichte mir soeben einen Aufgussbeutel "Feenstern"-Tee von Goldmännchen. Sollte dem "Gute Laune Tee" recht nahe kommen, oder? ;)

  • Vor 10 Jahren

    Naja, die Bewertung ist schon hart. Objektiv betrachtet finden sich für jemanden, der Loreena nicht kennt bzw. mal reinhören möchte (und wer kauft sich sonst ein Best Of?) tatsächlich viele ihrer größten "Hits".
    Dass das Album also 1/5 kassiert, weil sich der Rezensent über die Veröffentlichungspolitik des Labels echauffiert, ist für mich schon etwas fragwürdig.
    Letztendlich wird hier wieder einmal ein Produkt bewertet nach dem was es nach Meinung eines Rezensenten sein sollte und nicht nach dem was es ist.
    Dass das Album nicht randvoll ist, ist doch auch kein Argument. Wenn Loreena meint, die enthaltenen 12 Stücke sind ihr wichtigstes Schaffenswerk, dann ist das so, Punkt. Für das was der Autor im Sinn hat gibt es dann sowas wie "Definitive Collection" usw.
    Ich denke, ein wenig mehr Demut vor dem künstlerischen Schaffen einer lange etablierten Künstlerin wäre in dieser Rezension nicht falsch gewesen.

    • Vor 10 Jahren

      frage ist ja immer, wieviel hat der künstler noch mit der veröffentlichung zu tuen ? evt. hat die plattenfirma die rechte an den songs,oder der interpret steht noch für ein album in der pflicht,da wird dann gern mal was bestoff mässiges gegeben.
      und bei 5 alten schinken in folge, wenn es denn so ist, kann ich die enttäuschung des autors scho nachvollziehen.

    • Vor 10 Jahren

      Naja, ich sehe das so: Produkt VS Kunstwerk. Ein Kunstwerk ist, wenn man so will, ein Studioalbum, welches aus einem Guss ist, produziert wurde oder auch eine musikalische ENtwicklung dokumentiert...nur mal als Beispiel. Eine Best Of ist halt eine Kompilation, welche, wie derHerrvonWelt schon sagte, im schlimmsten Fall gar nicht vom Künstler/von der Band mitverantwortet wurde.

      Und dass da jetzt gerade so eine Staffel von Kompis erschienen ist, lässt doch tief blicken und hat mit einem künstlerischen Schaffen wenig zu tun, oder?

      "Ich denke, ein wenig mehr Demut vor dem künstlerischen Schaffen einer lange etablierten Künstlerin wäre in dieser Rezension nicht falsch gewesen."
      Demut????????? Allen Ernstes? Respekt vielleicht, Anerkennung. Aber doch nicht DEMUT. Soll der Alex Cordas das Album einlegen, seinen Text vorbereiten und trotz der Dreistigkeit sagen, dass der Erfolg und/oder die Qualität von MCKennitts bisheriger Arbeit höher einzuordnen ist als die kalkulierte Veröffentlichungspolitik? Staub fressen oder was? Ich finde, dass ist Quatsch.

    • Vor 10 Jahren

      Zugegeben, Demut war das falsche Wort. Eher Respekt vor dem Künstler. Denn wie derHerrvonWelt schon schrieb: Wie viel die gute Loreena mit der Veröffentlichungspolitik zu tun hat, weiß man nicht so richtig. Sie hat zwar laut Ihrer Website ein eigenes Label (Quinlan Road), aber wenn man die Diskographie auf Wikipedia durchschaut findet man auch Universal, Warner, etc.
      Wenn das Album schon sinnlos erscheint (was ich eigentlich auch finde), wozu dann überhaupt eine Rezension?

    • Vor 10 Jahren

      war früher auch mal bissi für so ne i-net geschichte tätig und da war es so, dass man das zugesandte material natürlich nicht rezensieren musste, die jeweilige plattenfirma aber scho druck gemacht hat wenn die rezi ausblieb und sich gegebenenfalles auch recht nachtragend zeigen konnte.

  • Vor 10 Jahren

    "Objektiv betrachtet finden sich für jemanden, der Loreena nicht kennt bzw. mal reinhören möchte (und wer kauft sich sonst ein Best Of?) tatsächlich viele ihrer größten "Hits"."

    Aber hätte dafür nicht eine einzige Best-Of gereicht? Hab mich jetzt nicht so mit ihrer Disko(!)grafie auseinandergesetzt, aber wenn die seit 8 Jahren wirklich nur aus Compilations besteht, ist das für mich auch etwas fragwürdig...
    Ob man sowas dann überhaupt rezensieren muss, steht auf einem anderen Blatt.

    • Vor 10 Jahren

      Compilations - eigentlich nicht ... "Troubadours On The Rhine" und "A Mediterranean Odyssey" sind Live-Alben, "The Wind That Shakes The Barley" ist ein reguläres Studioalbum ohne irgendwelche Dopplungen zu ihren früheren Alben, aber halt auch ohne größere Eigenleistung im Bereich Songwriting und ohne erkennbaren Wunsch nach künstlerischer Weiterentwicklung, und "A Midwinter Night's Dream" ist ein Album, das sich ziemlich stark bei einer früher veröffentlichten EP bedient, wobei ich auch da die Kritik nur bedingt nachvollziehen kann, da die acht neuen Titel des Albums plus eine Neueinspielung eines EP-Titels im Weltmusik-Gewand ("God Rest Ye Merry, Gentlemen") an sich schon Albenlänge erreichen, den Rest der EP hat olle McKennitt dann mehr oder weniger als Bonus teilweise neu abgemischt ("Snow") noch drangeklatscht; nachvollziehbar ist die Kritik allerdings in einer Hinsicht: zwischen der EP und der Veröffentlichung des Albums liegen 13 Jahre - und trotzdem fügen sich die alten Lieder problemlos in das Album ein, weil sich dazwischen praktisch nichts getan hat. Egal.
      Wie dem auch sei - "The Journey So Far" ist tatsächlich die erste "Best Of"-Scheibe von McKennitt. Sie hat nur ein ziemlich komisches Geschmäckle, weil sie ihre Konzerte hauptsächlich mit eben diesen Liedern bestreitet, weshalb die Sachen auf ihren Live-Alben immer wieder vertreten sind.
      Gruß
      Skywise