laut.de-Kritik
Die kanadische Sirene liefert das, was der Markt verlangt.
Review von Alexander CordasAutsch! Manche Sachen gehen einfach gar nicht. Bambi und seine Freunde sowie Fuchs und Has' sagen sich gegenseitig gute Nacht? Was für ein Cover! Tschuldigung, aber bei allem Respekt für Loreenas musikalischen Output: Dieses Gemälde, das mich an röhrende Hirsche und rustikale, mit Eichenholz getäfelte Wohnzimmerschrank-Ungetüme erinnert, überführt die stets um Emotion und Tiefgang bemühte Musik McKennitts optisch in Richtung Disneyland. Im besten Falle.
Wer über solcherlei Oberflächlichkeiten hinweg sehen kann, dem serviert die kanadische Sirene weniger ein Weihnachtsalbum als ein Sammelsurium entspannter Songs, die sich im Umfeld ihres bisherigen Outputs ganz gut machen. Wobei fünf der insgesamt 13 Songs nicht ganz neu sind. 1995 erschien die EP "Five Songs For The Season", die McKennitt jetzt mit acht neuen Songs aufpäppelt.
Wie bereits auf "An Ancient Muse" liefert Loreena ihren Fans das altbekannte Programm: besinnliche und sanfte Melodien samt großer Gesangskunst. Wer mag, darf sich die CD durchaus als Alternativ-Programm für Weihnachten vormerken. Allemal angenehmer als "Jingle Bells" und die immer wiederkehrende "White Christmas" samt unsäglichem "Last Christmas".
Etwas aus dem Rahmen fällt dabei das zünftige und nach einem typischen Renaissance-Sauflied klingende "Gloucestershire Wassail". Das ist auch gar nicht so weit hergeholt, denn die Zeile "Of a cup of good beer: I pray you draw near" verbindet den Glaubensaspekt mit typisch angelsächsischer Liebe zum Gerstensaft. Aus den etwas schwerfällig und ab und an arg gefühlsduselig klingenden Songs sticht noch "God Rest Ye Merry, Gentlemen" hervor, das in orientalischem Ornat über den typischen McKennitt-Beat schlurft.
Loreena intoniert Lieder unter anderem auf Altfranzösisch sowie Latein und gibt sich auch sonst recht altbacken. Nur um Missverständnisse zu vermeiden: handwerklich und vom Arrangement her spielt das Material auf dieser Scheibe einmal mehr in seiner eigenen Liga. Aber das hatten wir eben schon alles. Will heißen: die Muster wiederholen sich einmal mehr und liefern nicht wirklich ergreifend Neues.
10 Kommentare
Loreena McKennitt gehört zu der Sorte Künstlerinnen, die ich überwiegend auf Grund ihrer älteren Werke sehr schätze.
Einer dieser harten Schicksalsschläge sorgte bei ihr Ende der 1990er Jahre für eine längere Auszeit. Und wie so einige Male in solchen Fällen ist das für den nach langen Jahren folgenden musikalischen Output ganz und gar nicht gut.
Nach dem als Live-Einspielung hervorragenden "Paris & Toronto" folgte 7 Jahre später "An Ancient Muse", welches sehr hart am glitschigen Kitsch vorbeischrammte. "Nights from the Alhambra" war wiederum ein tolles Ding....als Live-Aufnahme mit viel Gefühl für die punktgenau passende Location.
Und jetzt serviert sie wiederum ein Studioalbum, in welches eine 13 Jahre alte EP (remastered natürlich) mit hineingepackt wurde.
Und oh Wunder: die alten Songs der EP binden sich in hervorragender Weise in die neuen Tracks ein.
Dabei beschleicht mich das seltsame Gefühl, die neuen Songs schlummerten vielleicht auch schon seit 13 Jahren in einer luft- und staubdicht verschlossenen Schublade vor sich hin.
Bei einem Quercheck von "A Winter Garden" (besagte EP) mit den remastered Tracks von diesem Album konnte ich zwar feststellen, daß auf dem neuen Album hier und da offensichtlich ein bissel technisch rumgespielt wurde, aber da war interpretatorisch nichts an neuen Facetten, was wirklich ins Gewicht fallen könnte. Also wohl keine "Neuaufnahmen", sondern wirklich lediglich technisch etwas aufgepeppt.
Ich muss sogar feststellen, daß die alte CD (EP) und die Tracks darauf rein vom klanglichen Aspekt her besser, sauberer und dynamischer klangen, als es dieses Werk hier tut. Sollte also auch hier die fast allgegenwärtige produktionstechnische Kompression zugeschlagen haben?
Letztendlich bietet das Album -Alex hat es schon geschrieben- den sattsam bekannten Wohl- und Schönklang Marke "McKennitt". Das läuft alles (die passende Stimmung voraussgesetzt) runter wie ein guter Single-Malt, den man schon seit X-Jahren kennt und schätzt.
Manches ändert sich eben nie und eine Loreena McKennitt ist keine Künstlerin, die durch größere (und vielleicht auch mutige) Experimentierfreudigkeit auffällt, sie bevorzugt wohl ihre musikalische Komfortzone.
Das mag bei diesem Album nochmal gut gegangen sein. Aber weitere 1 oder 2 Alben von dieser Sorte und sie wäre wohl nur noch ein Fall für die beinsanften Hardcore-Fans.
harr! beinsanften!!! der ist gut. dann müssten es aber auch softcore-fans sein
Rischtisch. Einigen wir uns auf Hardcore-Softies.
Btw: Auf diesem musikalischen Acker ziehen im Moment nur noch Capercaillie mit dem (fast) immer gleichen Sound und Output mit. Deren letzten beiden Alben hatte ich gar nicht mehr auf meiner Liste, sie sind komplett bei mir untergegangen und Clannad haben sich seit gut 10 Jahren vom Studio wohl verabschiedet.
ganz in weiß mit einem blumentsrauß!
ich drück mich, wenns irgend geht
gruß
alex
ich würde mich dafür opfern
Mystics Dream bleibt ihr bester Track. Singen kann sie halt sehr gut, aber oft fehlt ihr imo das Gespür für einen richtig tollen Song.