laut.de-Kritik

Urban Pop aus Leipzig? Aber Hallo!

Review von

Der in Berlin geborene aber mittlerweile in Leipzig wohnende Lothar Robert Hansen alias Lot verfügt über eine Stimme, die Erinnerungen an Rio Reiser und den jungen Udo Lindenberg weckt. Es gibt sicherlich schlechtere Voraussetzungen. Auch die Tatsache, dass sich Lot für die wichtigen Dinge im Leben Zeit zu nehmen scheint, lässt aufhorchen. Stolze 200 Tage hat der Musiker nämlich an seinem gleichnamigen Debütalbum gefeilt. Respekt. Und die Arbeit hat sich gelohnt.

Lot hat den Dreh raus. Die Symbiose aus tiefgründigen und intelligenten Texten aus dem Alltag und poppigen Sounds aus dem Hinterhof schüttelt Lot auf seinem Erstling mal eben so ganz locker aus dem Ärmel. Elegant geschnürte Beats, die sich wahlweise auf Tanzflächen von Indiepop-Clubs ("Du Führst Krieg", "Es Geht Nie Vorbei") oder psychedelisch angehauchten Untergrund-Etablissements ("Messer Im Rücken", "Kein Bock Mehr Auf Traurig") austoben, jede Menge Streugut aus dem Synthie- und Effekt-Archiv, sowie Lots markante Stimme halten Freunde unkonventioneller Pop-Klänge durchgehend bei guter Laune.

Lot selbst bezeichnet seinen Sound als Urban Pop. Klingt gut. Hat was. Und ergibt auch Sinn. Denn zwischen diversen Genre-Schnipseln hin und her pendelnd, will sich das Album nämlich nur ungern klassisch einordnen lassen. Warum auch? Lot lässt die Dinge lieber laufen, statt sich irgendwo festzufahren.

Neben beeindruckend arrangiertem Harmonie-Pop ("Ich Schlag Mich Durch") kann man schließlich auch mal ein kantiges Eurodance-Zeichen setzen ("Roter Teppich"). Man muss es halt nur richtig angehen. Aber wie erwähnt: Lot hat den Dreh raus. Und das coolste ist: Trotz seiner Leidenschaft für hyperaktive Sound-Chaostheorien baumelt Lots Debütalbum an einem durchweg roten Faden. Urban Pop halt. Da will man mehr von. Aber weiterhin bitte: schön Zeit lassen, der Herr. Wenn man 200 Tage braucht, um derartige Klangwelten zu erschaffen, dann will ich der letzte sein, der drängelt. Nehme er sich so viel Zeit, wie er benötigt. Nur bleibe er bitte am Ball. Die Vorfreude steigt.

Trackliste

  1. 1. Du Führst Krieg
  2. 2. Es Geht Nie Vorbei
  3. 3. Ich Schlag Mich Durch
  4. 4. Messer Im Rücken
  5. 5. Warum Soll Sich Das Ändern
  6. 6. Ponyhof
  7. 7. Lass Es Brennen
  8. 8. Packe Meinen Kram
  9. 9. Roter Teppich
  10. 10. Kein Bock Mehr Auf Traurig

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1 Kommentar mit 3 Antworten

  • Vor 9 Jahren

    Der Einstieg mein Butterbrödchen dachte ich, Reiser und Lindenberg in einem Atemzug mit einem Künstler den keine Socke kennt. Oh je ich sehe die Butter geronnen vom Brötchen rinnen. ;) Aber meist ist es ganz anders als man denkt. Kai macht ein Fass auf und diesmal hat das gar einen Deckel, feine Entdeckung der Lot. Und wieder eine interessante Tätigkeitsbeschreibung für Kai, Laut.de Entdecker für hörbaren Deutschpop. :P

    Gruß Speedi