laut.de-Kritik
So niedrig das Budget, so groß der Einfallsreichtum.
Review von Giuliano BenassiGitarren, eine klare, männliche Stimme und Texte, die von Liebe, Verlust und Reisen als Lebenszweck handeln: So lautet ein musikalisches Rezept, das seit Jahrzehnten gut funktioniert, einige große Namen hervorgebracht hat und nun auch dem Duo Lucky Jim aus Brighton als Grundlage dient.
Was Singer/Songwriter Gordon Graham und Schlagzeuger/Produzent Ben Townsend mit ihrem Debütalbum liefern, ist jedoch alles andere als altbacken. Schon die ersten Takte des Openers "You Stole My Heart Away" führen zu erhöhter Aufmerksamkeit. Sowohl die Melodie als das einsetzende, rhythmische Klavier haken sich im Gedächtnis fest; kein Wunder, dass das Stück auch als erste Singleauskopplung dient.
"You're Lovely To Me" bestätigt den positiven Eindruck. Die einfache Gitarre und die Komposition erinnern an den frühen Bob Dylan, verzichten aber auf die nasale Aussprache. Der amerikanische Barde ist einer von mehreren Vorbildern, die beim Anhören des Albums in den Sinn kommen. Spuren haben mindestens auch Van Morrison, Neil Young und Produzent Phil Spector hinterlassen.
Gerade die Arbeit hinterm Mischpult trägt stark zum Endergebnis bei - umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass das Album in wenigen Wochen im Wohnzimmer Townsends entstand. So niedrig das Budget, desto größer der Einfallsreichtum: Zu den tonführenden Akustikgitarren gesellen sich Schlagzeug, Klavier und Orgel. Selbst beim gelegentlichen Einsatz von Keyboardgeigern hört sich das Ergebnis nicht überladen an.
Neben den zwei ersten Stücken bleiben vor allem "The Honeymooners" im Duett mit Heather Banks, das fröhliche, spanisch anmutende "Westwards We're Headed" und das nachdenkliche "My Soul Is On Fire" mit finalem Crescendo hängen. Aber auch das restliche Material ist alles andere als Auffüllware. Im Gegenteil: "Our Troubles End Away" entpuppt sich schon beim ersten Anhören als die Art von Album, die immer wieder unaufgefordert im Abspielgerät landet.
18 Kommentare
Bin zu faul, um selber was zu schreiben, aber die amazon-Kritik hier trifft's ziemlich genau:
Ein echter Plattentipp ist das Debütalbum Our Troubles End Tonight von Lucky Jim für alle, die modernen Folk, ausgefeilte Arrangements und Gänsehaut-Gesang mögen. Das britische Duo Gordon Grahame (Gesang, Gitarre) und Ben Townsend (Gesang, Schlagzeug) hat seine zehn Songs mit sehr viel Liebe zum Detail praktisch im Alleingang eingespielt. Die Vorbilder sind präsent, schlagen aber nie penetrant durch, beim Opener "You Stole My Heart Away" lassen Eric Burdons Animals und Van Morrison grüßen, dann sind es vorwiegend Bob Dylan, Neil Young, Nick Cave und Phil Spectors Stil der Studiozaubereien. Von den dylanesken Liebesballaden "You're Lovely To Me" und "Our Troubles End Tonight" über die 70er-Retro-Romanze "Lesbia" bis zu "The Honeymooners", dem wunderschönen Mandolinen-Duett mit Sängerin Heather Banks ganz im Stil von Leonard Cohen, ziehen Lucky Jim einen in einen feinen Strudel der Gefühle. Manche der Songs würde man am liebsten gleich einer Liebe zum Geschenk machen, wie die zerbrechliche Pianoperle "Endless Night". Musik, bei der die Zeit anhält. --Ingeborg Schober
Also Folkies (und natürlich auch Nicht-Folkies! ): riskiert ein Ohr und werdet verzaubert von Lucky Jim. Auf der offiziellen Homepage kann man sich übrigens die Songs in voller Länge anhören!
http://www.luckyjim.org/
Nachtrag: Fans von Calexico dürften bei Lucky Jim auch auf ihre Kosten kommen; es fehlt zwar das Mexican-Feel, aber stimmlich erinnert es mich manchmal sehr an die Amerikaner.
Auch ein bisschen New Acoustic Movement (oder wie das heisst ) findet man darin... Fans von Akkustikgitarren-Sounds sollten also unbedingt auch mal reinhören!
Ich verlieb' mich grade in das Album!
hm....also als die namen bob dylan und neil young gefallen sind, hat das ganze angefangen mich zu interessieren....werd mal reinhören bei gelgenheit.
der war gut
Okay...dann hab ichs ja für heute geschafft...
Ich war in den 90er-Jahren mit dem Sänger etwas befreundet (in Edingburgh). Sein Nachname ist "Grahame", nicht "Graham" wie im Laut.de-Porträt angegeben. Das war ihm immer besonders wichtig, das "e" am Ende.