laut.de-Kritik

Zwanglose Stimmung aus dem Süden.

Review von

Im Prinzip war das schon lange fällig: Ein angemessener Rahmen, um die Talente von Ludacris' Disturbing Tha Peace-Besatzung mal ordentlich aufzuzeigen. Das gab es zwar mit "Golden Grain" schon mal, da aber inzwischen gut vier Jahre ins Land gegangen sind, scheint ein erneutes Familientreffen angebracht.

Womit man auch gleich den Gesamteindruck des Samplers umrissen hätte: Im Hause DTP geht man vertraut miteinander um. Die einzelnen Acts harmonieren in unterschiedlichsten Konstellationen gleichermaßen. Dafür wirken die Tracks zuweilen ein wenig planlos zusammen geworfen, wie das eben so ist, wenn jeder mal randarf. Die zwanglose Stimmung wiegt diesen Makel allerdings auf.

Vielseitigkeit wird in der Tat groß geschrieben. Unter die typischen Dirty-South-Klänge quirlt Ludacris Bobby Valentinos "Table Dance" (das trotz der sehr souligen Untermalung nur zum durchschnittlichen R'n'B-Schmachtfetzen reicht). "Come See Me" kommt mit druckvollem Ragga-Einschlag zu den näselnden, gedehnten Rap-Parts von Field Mobs Smoke und Stat Quo daher.

Der Bonustrack schließlich, "Blood In The Air", verlangt dem Hip Hop-Freund reichlich Toleranz ab - was gut ist: "Don't fuck with the Lazyeye!" Rappende Unterstützung von Shawn Jay und Small World macht aus einer brettharten Gitarrennummer ein an Dynamik kaum zu überbietendes Crossover-Experiment. Entspannt euch, ihr Kleingeister! Letztlich sind Genreschranken doch nur zu einem einzigen Zweck da: um sich hemmungslos und kalt lächelnd darüber hinweg zu setzen.

Ladies machen optisch immer einiges her. Leider ein wenig ausgebremst durch ein doch recht maues Instrumental, lassen Shawnnas Raps in "Gettin' Some", die durchaus etwas Missy-Elliott-artiges an den Tag legen, dennoch vermuten, dass ihr Aussehen nicht den einzigen Grund für ihre Aufnahme in die Label-Familie darstellt. Bei Shareefa bin ich mir dessen nicht so sicher. Ihre quäkende Performance in "I'll Be Around" rechtfertigt keineswegs die Vermarktung als eine neue Mary J. Blige. Schade um die hübsch bombastische, vor schnieken Bläsern und klassischen Background-Chören schier berstende Kulisse.

Hektik ist generell unangebracht, die Beats schieben sich in der überwiegenden Zahl der Fälle in extrem gedrosseltem Tempo voran. "Two Miles An Hour" scheint zur Richtgeschwindigkeit erhoben worden zu sein. Playaz Circle, unüberhörbar aus Atlanta, flowen gekonnt über und durch die trägen, in Teilen bei Curtis Mayfield entliehenen Klänge. Eine bis nahe an den Stillstand verlangsamte Hookline gibt dem Track den Rest: So wünsche ich mir den Sound von tief unten, aus dem dreckigen Süden. Neben "Put Ya Hands Up" - hier dreschen North Carolinas Norfclk mit fies aggressiven Raps die Reimfaust ins Kreuz des geneigten Hörers - einer der herausragenden Beiträge.

Field Mob bedienen sich - wie könnte es anders sein? - bei "Georgia On My Mind". Lil' Fate, Rich Boy und Gangsta Boo machen in "Break A Ni**a Off", das mit Streichersamples und Hörnerv zerfetzenden Trillerpfeifen problemlos von Outkast stammen könnte, gute Figuren.

Ludacris selbst beweist in "Sweet Revenge" gleichermaßen wie in den Crew-Hymnen "That's My Sh*t", "DTP For Life" oder "Family Affair", dass er nachwievor zu den exzellenten MCs des Südens zählt. Auch wenn der eine oder andere Track für meinen Geschmack ein wenig zu langatmig gerät: "Disturbing Tha Peace" liefert einen durchaus brauchbaren Überblick über das Geschehen in Ludacris' Reihen.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Georgia
  3. 3. Put Ya Hands Up
  4. 4. Word On The Street (Skit)
  5. 5. Gettin' Some
  6. 6. Come See Me
  7. 7. Break A Ni**a Off
  8. 8. Skit
  9. 9. I'll Be Around
  10. 10. Sweet Revenge
  11. 11. DTP For Life
  12. 12. Two Miles An Hour (Mix)
  13. 13. Table Dance
  14. 14. That's My Sh*T
  15. 15. You Ain't Got Enough
  16. 16. Family Affair
  17. 17. Blood In The Air

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