laut.de-Kritik

Luda im Beast Mode: hungrig wie am ersten Tag.

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Nicht groß rumlabern, sondern direkt loslegen: "I'm just gonna get right to it." Gerne, Luda. Vor allem, wenn der Typ, den man zwischendurch immer mal wieder vergisst, im "Ludaversal Intro" das lyrische Maschinengewehr im Vollautomatik-Modus abfeuert.

"They like: 'Luda why you rapping so fast?' / I'm like 'Bitch why you listen too slow?'" Für alle, denen es im Punchline-Massaker des Openers etwas zu schnell geht, hat Ludacris einen einfachen wie wirksamen Tipp parat: "Put the whole song on repeat and continue to play this." Und das lohnt sich, denn schon auf dem ersten Track von "Ludaversal" präsentiert sich der MC in technischer Hochform.

Dass David Banner mit Hi-Hats, dezenten Synthies und angedeuteten E-Gitarren lediglich eine solide Beat-Grundlage bereitstellt, kommt gelegen. So gilt die volle Aufmerksamkeit nämlich dem Hauptdarsteller, der mit großer Finesse seiner Lieblingsbeschäftigung nachgeht: "Murdering rappers and killing beats."

Gut scheint für Ludacris, der die Wandlung vom schauspielenden MC zum rappenden Schauspieler und wieder zurück stets gut verkraftet hat, aber längst nicht gut genug zu sein. Das Streben nach besseren, vor allem aber anderen Dingen als jenen, die er gerade besitzt oder tut, beschreibt die Südstaaten-Legende im nächsten Highlight "Grass Is Always Greener".

Produzent Da Internz, nicht erst seit Nicki Minajs "Anaconda" ein Begriff, katapultiert Ludacris mit einem eingängigen 2003er-Beat geradewegs zurück auf den "2 Fast 2 Furious"-Soundtrack. Der Rapper selbst vollendet eines der besten Stücke des Albums mit unterhaltsamen Zeilen und einer perfekt geschriebenen Ohrwurm-Hook: "The grass is always greener on the other side / Always searching for another high."

Aber nicht nur sich selbst, sondern vor allem andere MCs will Luda übertreffen. Und da keines seiner Alben ohne zünftigen Battlerap auskommt, widmen sich "Call Ya Bluff", "Lyrical Healing" und "Beast Mode" in bester Manier all den Tweefern und Thumb Thugs, die Gefechte nur noch auf ihren Twitter-Profilen austragen.

Das mag altbacken, vielleicht sogar ein wenig in der Zeit stehengeblieben anmuten. Wenn die durchschlagenden, allesamt aus einer Zeit vor Facebook und Co. zu stammen scheinenden Beats aber erst einmal Fahrt aufnehmen und Luda sämtliche Instagram-Rapper in altkluger Realkeeper-Manier absägt, macht das wahnsinnig Laune: "I'll make ya niggas quit rappin' and start a hot dog stand."

Das Feuerwerk, das die ersten neun Tracks abbrennen, beendet dann "Come And See Me" mit dem größtmöglichen Knall. Mike WiLL Made It an den Reglern und Big K.R.I.T. am Mikro sorgen zusammen mit dem ohnehin in Flammen stehenden Ludacris noch einmal für einen richtigen Banger. Wer nach Anschauungsunterricht für eine eingängige Hip Hop-Hook ganz ohne Gesang verlangt - hier ist er.

Genau das Gegenteil liefern leider die folgenden Songs. Während sich Miguels Beitrag in der soliden Ballade "Good Lovin'" noch verkraften lässt, zerschießt der schon peinlich bombastische Refrain von Monica in "Ocean Skies" eine eigentlich gute Nummer. Da Ludacris selbst in den Zeilen über den alkoholkranken, verstorbenen Vater wesentlich mehr Emotionen transportiert als die Kitsch-Hook, erscheint diese ohnehin völlig überflüssig.

Wesentlich schlimmer wirds aber, wenn Usher in "Not Long" grauenhaft vor sich hin ushert: "If you look to the stars, you'll find that your not far from me / And if you follow your heart, you'll find that you'll be one of them." Das braucht elf Jahre nach "Confessions" nun wirklich niemand mehr, passt aber ganz gut zum allgemeinen Niveau der letzten fünf Stücke, das sich immer mehr von der Wucht der ersten Album-Hälfte entfernt.

"Charge It To The Rap Game" und "This Has Been My World" orientieren sich zwar wieder deutlich vom R'n'B weg, wirken aber eher wie ein uninspirierter Versuch, das schmalzige Geträller von "Good Lovin", "Ocean Skies" und "Not Long" vergessen zu machen, als ein wirklich gelungener Abschluss.

Dass "Ludaversal" nach "Come And See Me" derart abfällt, ist zwar schade, letztendlich aber absolut verkraftbar. Die ersten neun Tracks bringen nämlich die Stärken mit, die Ludacris heute genauso auszeichnen wie schon vor 15 Jahren: wahnsinnig eingängige Banger und einen beeindruckenden Mörder-Flow. Schön zu sehen, dass einer der technisch immer noch besten Rapper im US-Game auch 2015 noch Hunger auf Beef hat: "They say Luda don't want it no more / Nah nigga, I'm as hungry as the first day!"

Trackliste

  1. 1. Ludaversal Intro
  2. 2. Grass Is Always Greener
  3. 3. Call Ya Bluff
  4. 4. Lyrical Healing
  5. 5. Beast Mode
  6. 6. Viagra
  7. 7. Get Lit
  8. 8. Come And See Me Interlude
  9. 9. Come And See Me feat. Big K.R.I.T.
  10. 10. Good Lovin feat. Miguel
  11. 11. Ocean Skies feat. Monica
  12. 12. Not Long feat. Usher
  13. 13. Charge It To The Rap Game
  14. 14. This Has Been My World

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1 Kommentar

  • Vor 9 Jahren

    Nette Review, Ludas Veteranenstatus sollte nun jedem klar sein. :D Die Songs, die schon auf der "Burning Bridges"-EP drauf waren und nun vor allem auf er Deluxe Edition wieder auftauchen, machen auf jeden Fall Lust auf mehr, nachdem das 2010er Projekt zum Thema Geschlechterkampf ja mal locker sein schlechtestes überhaupt war. Wird bei Gelegenheit ausgecheckt, Luda geht eigentlich immer. Ich habe allerdings keinen einzigen der 7 (wtf?!) "Fast & Furios"-Filme gesehen und dabei wird es wohl auch bleiben.