laut.de-Kritik
Der Mario Basler des Rap wildert im Rotlichtmilieu.
Review von Stefan JohannesbergWas ist hier los? Dirty South-Superstar Ludacris spielt in der Fußball-Bundesliga? Wie sagte Ex-Cottbusser Kaderschmied Ede Geyer einst: "Manche jungen Spieler haben eine Einstellung zum Leistungssport wie die Nutten auf St. Pauli. Die rauchen, saufen und huren rum, gehen morgens um 6 Uhr ins Bett." Und nun das: Party-Rapper Ludacris läuft mit seinem vierten Album "Red Light District" auf.
"Klar weiß ich, dass der Titel die Leute zuerst an den "Redlight District" von Amsterdam erinnert, aber ich beziehe mich eher auf meine freiheitliche Einstellung: zu tun, wozu ich Lust habe", windet sich Atlantas Finest. Doch Luda frönt auch mit seinem neuesten Streich wieder dem "Bitches And Beer"-Motto. Und das ist gut so.
Er legt zwar keine deutschen Tugenden an den Tag, aber wer nur das spielt, was er sehr gut kann, gewinnt nicht selten. In Ludas Fall heißt das: Bouncen bis zum Elfmeterschießen. Bereits das "Intro" prescht dank Timbaland gewohnt minimalistisch nach vorne. In die gleiche Rasennarbe schlagen "The Potion" vom selben genialen Beatmacher und die kämpferische Single "Get Back".
Über allem trumpft jedoch das von Nas' "Streets Disciple"-Meisterwerk bekannte Beatbox-Monster "Virgo". Es dominiert selbst hier den Boom Bounce-Rap, der so gut zum prollig-clubkompatiblen, aber niemals langweiligen Flow von Ludacris passt.
Da darf es den Fan nicht stören, dass G-Unit-Neuzugang The Game über Ludas lyrische Leistung lästerte. Doch wer will den Dirty South-Derwisch schon über die schlechte Bildung der afroamerikanischen Community stylen hören: Das können andere besser. Es reicht, wenn er über seine Spielsucht berichtet ("I got a gamblin' problem" in "Put Your Money" mit dem sich rar machenden DMX), oder sich im Snoop'schen "Blueberry Yum Yum" der Outkast-Hausproduzenten Organized Noize an Doping in Amsterdam erinnert ("Let's Get High").
Während St. Pauli im Niemandsland der Regionalliga verschwindet, das horizontale Gewerbe immer weiter boomt und Ede Geyer an vergangene Schleiferzeiten denkt, spielt der Mario Basler des Rap in der Champions League.
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