laut.de-Kritik
Zart, stilsicher und zuweilen mitreißend guter Dinge.
Review von Dani FrommIrgendwie schürte der Gedanke an Köln lange Zeit lediglich Assoziationen mit (bestenfalls) Minimal-Techno, (schlimmer) Mundart-Rock oder (über Urteile erhaben) Karnevalsgesängen. Seit einigen Jahren wendet sich jedoch das Blatt: Die Domstadt präsentiert sich mehr und mehr als fruchtbares Pflaster für Funk- und Soul-Acts.
Das gemeinsame Projekt von Sängerin Angela Luis und Musiker und Produzent Mo Soul stützt diesen Eindruck. Hinter wenig aufwändiger Covergestaltung und durchaus gewöhnungsbedürftiger Farbgebung versteckt sich ein Neo-Soul-Album, dessen Zartheit bei oberflächlicher Betrachtung leicht als Unscheinbarkeit durchgeht - eine kolossale Fehleinschätzung.
Hübsche Stimme, klarer sicherer Gesang, aber wenig spektakulär: so der erste Eindruck, den Angela Luis mit "Can't Wait" hinterlässt. Dieser Titel: übrigens nicht Programm. Ganze fünf Jahre feilte das Musikerduo an diesem Debüt.
Zunächst schier erschlagen von völlig überflüssigen Background-Gesängen, zeigt sich die besondere Begabung der Sängerin nur zögernd. Erst im Verlauf gewinnt sie - und damit einhergehend der Song - an Leichtfüßigkeit.
Die musikalische Seite korrespondiert mit dieser Beobachtung: Was zu Beginn noch vergleichsweise wenig sensationell anmutet, entpuppt sich bei näherer Inspektion als feinsinnig komponiertes, detailverliebtes Gewebe, das ploppende Bässe, dezente Gitarrenlinien, durch den Hintergrund quietschende Orgeln, sogar Vogelgezwitscher in sich birgt.
Weniger vielschichtig, dafür mitreißend guter Dinge: "Birdfriends" baut auf beschwingte Gitarre und ein solides Bass-Fundament. Im weiteren Verlauf zieht Mo Soul Bossa-infizierte Rhythmen ("Teach Me"), coole Grooves samt Funk-Gitarren ("Do It"), unkonventionell angegangenen Blues ("Home") oder gar einen langsamen Walzer ("New") aus dem Hut.
Angela Luis tritt dagegen mehr als einmal den Beweis an, dass sie - wie in "Autumn" beeindruckend vorgeführt - auch lediglich zu schlichter Akustikgitarrenbegleitung eine ausgezeichnete Figur macht.
Kitschgefahr besteht durchaus. Der offenkundige gute Geschmack aller Beteiligten bewahrt jedoch sicher sowohl vor einem Überschreiten der Schmerzgrenze als auch vor dem Abgleiten in die Beliebigkeit.
Schade nur, dass wirkliche Überraschungsmomente dünn gesät bleiben. Verblüffende Hinhörer wie "Good Dad" hätte ich mir mehrere gewünscht: eine virtuose Gratwanderung zwischen Boogie, Blues und Jazz, bei der man in keinem Augenblick weiß, wohin einen die hüpfende Klaviermelodie als nächstes führt.
1 Kommentar
dem man das Potential der Künstlerin anmerkt. Nachzuhören auch auf der genialen Unplugged-Version von "I can't wait" auf http://www.youtube.com/watch?v=l4I-k31Pevs