laut.de-Kritik
Finnische Discoplatte mit zahlreichen Gastsängern.
Review von Daniel StraubDie vergangenen beiden Jahre war es um den finnischen Produzenten Sasu Ripatti alias Luomo erschreckend ruhig. Der gewohnt beständige Strom an Releases aus seinem Studio war plötzlich versiegt. Nun, da "Convivial" vorliegt, könnte man vermuten, dass Ripatti viel kommunizieren musste, denn - Überraschung - zu allen neun Stücken gibts diesmal Gesangskollaborationen.
Bislang ergänzte Luomo sein elektronisches Equipment lediglich sporadisch um natürliche Instrumente, wie beispielsweise auf seinem 2006er Album "Paper Tigers". Der Schritt, den er jetzt mit "Convivial" geht, ist dagegen weit radikaler. Insgesamt acht unterschiedliche Sängerinnen und Sänger leihen den Stücken ihre Stimme, darunter unter anderem Sascha Ring alias Apparat, Chicago-Legende Robert Owens und die Berliner House-DJane Cassy.
Den Popappeal des Longplayers verstärkt dies nur wenig. Die bewusst leicht schräge Melodieführung sorgt jedoch dafür, dass der Charakter von "Convivial" einen futuristischen Anstrich erhält. "Love You All" mit Sascha Ring am Mikrofon ist ein gutes Beispiel für die kühle Distanz, mit der die Tracks von Luomo den Hörern immer wieder begegnen, ganz so als wollten sie sich nur äußerst ungern vereinnahmen lassen.
Seine zugängliche Seite zeigt Luomo auf "Convivial" aber ebenfalls. "If I Can't" schwört auf ein plastisches Popverständnis, wie man es auch bei Human League finden könnte. Dazu trägt auch die gelungene Stimmperformance von Scissor Sisters-Sänger Jake Shears bei. Berührungsängste finden sich auch auf "Robert's Reason" keine. Ein oldschooliger House-Groove bildet das Fundament, auf dem Owens' soulige Stimme bestens zur Geltung kommt.
Das Stück ist denn auch der offensichtlichste Clubhit des gesamten Albums. Bei der derzeitigen Begeisterung, mit der Deephouse eine Renaissance in der Disco feiert, dürfte sich "Robert's Reason" schnell in den Cases zahlreicher DJs wiederfinden. Nicht zu Unrecht, schließlich sorgt der Track innerhalb von Sekunden für eine spürbare Steigerung des Wohlbefindens. Schade nur, dass "Convivial" diesen guten Vibe nicht über die volle Spielzeit halten kann.
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