laut.de-Kritik

Beinharte Grooves mit leichtem Nu Metal-Einschlag.

Review von

Ob man ihn nun als Szene-Söldner oder Gesangsnutte bezeichnen will, bleibt jedem selber überlassen. An der Tatsache, dass Tony Jelencovich die letzten Jahre bei mehr Bands hinterm Mikro stand, als man an einer Hand abzählen kann, gibt es jedenfalls nichts zu rütteln. Daran, dass er dort jeweils ausschließlich höchste Qualitätsarbeit abgeliefert hat, allerdings auch nicht. Egal ob mit Transport League, Angel Blake, C-187, zwischenzeitlich kurz bei Mnemic oder eben bei M.A.N. - der Junge weiß einfach, was er macht.

Da M.A.N. ursprünglich die Nachfolgeband von Transport League war (inzwischen ist von diesem Line-Up außer Tony aber keiner mehr dabei) ist es nicht verwunderlich, dass der Sound auf "Peacenemy" in eine ähnliche Richtung geht. Außerdem handelt es sich bei "Peacenemy" nicht um das Debüt der Schweden, sondern schon um die zweite Scheibe, obwohl "Obey, Consume, Reject" wahrscheinlich nur einer Minderheit an Leuten bekannt sein dürfte.

Das ist ärgerlich und eigentlich leicht zu ändern, aber kommen wir zu "Peacenemy", das mit dem Titeltrack direkt mal mit beinharten Grooves loslegt und auch einem leichten Nu Metal-Einschlag, der sich auch in den weiteren Tracks immer wieder findet.

Das sollte Fans von Modern Metal-Sounds wie Meshuggah, Fear Factory oder Static X aber nicht abschrecken, denn in Sachen Power und Abwechslung lassen sich M.A.N. einiges einfallen. So tauchen bei "Worn Wings" immer wieder ein paar orgelige Keyboardklänge auf, und für das von den Grooves und vor allem den Drumpatterns her an Rob Zombie erinnernde "Blood Vanish" klimpert Gitarrist Robgus auch mal auf der Sitar. Der Kerl scheint sowieso leicht einen am Sträußchen zu haben, denn wer baut sich sonst noch ne 11-saitige Gitarre und legt auf der auch richtig los?

Tony tobt sich stimmlich über alle musikalischen Vorlagen nach Lust und Laune aus und lässt sich bei der Single "My Own Sickness" zusätzlich von Burton C. Bell (Fear Factory) unterstützen. Zu meinem Leidwesen (zumindest bis zu einem gewissen Maß) gibt sich der Sänger bei Stücken wie "Outnumbered" oder dem mit leichtem Industrialtouch versehenen "Body Sewer" weitgehend mit aggressiven Shouts zufrieden, die nicht selten an Static X erinnern. Zwar kommt setzt er seine melodische Singstimme im Refrain von "Body Sewer" schon mal ein, doch wirklich zum Tragen kommt sie eigentlich erst im Chorus von Eyes Bled, Tears Shed".

So eingängig wie bei der Nummer geht es sonst eigentlich kaum zu Sache auf "Peacenemy". "Hacker Sapiens" arbeitet mit ähnlicher Rhythmik und ähnlichen Riffs wie Meshuggah, bricht aber immer wieder in Richtung Static X aus, was bei "44 Teeth" noch mal sehr deutlich wird. Der recht hektische Song liegt irgendwo in der Schnittmenge aus Powerman 5000 und der eben genannten Band des Mannes mit der Sturmfrisur. Während das finale "Peacenemy Epilogue" nur ne nervige Soundcollage ist, fordert "Dead Universe" noch mal die Aufmerksamkeit im Meshuggah-Stil.

Da die Abgrenzung zwischen Strophe und Refrain nicht so deutlich ist, benötigt man bei der Scheibe doch ein paar Durchläufe, bis sich die Songs erschließen. Wer sich die Zeit nimmt und auf die anderen Sachen von Mr. Jelencovich steht, wird auch an M.A.N. seine Freude haben.

Trackliste

  1. 1. Peacenemy
  2. 2. Worn Wings
  3. 3. Blood Vanish
  4. 4. My Own Sickness
  5. 5. Outnumbered
  6. 6. Body Sewer
  7. 7. Harness The Mind
  8. 8. Eyes Bled, Tears Shed
  9. 9. Hacker Sapiens
  10. 10. 44 Teeth
  11. 11. Dead Universe
  12. 12. Peacenemy Epilogue

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LAUT.DE-PORTRÄT M.A.N.

Wer auch nur ansatzweise etwas für moderne Metal-Klänge übrig hat, wird zwangsläufig irgendwann über den Namen Tony Julien Jelencovich stolpern.

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