laut.de-Kritik
Die 80er? Ein einziger Puffbesuch.
Review von Dominik LippeEs ist gar nicht nötig, sich die ausgedehnten Interviews mit Bözemann, Ken Jebsen oder "alternativen Geschichtsforschern" anzusehen, die er gemeinsam mit B-Lash führt, um zu merken, dass MC Bogy an irgendeinem Punkt falsch abgebogen sein muss. Während sich die meisten Figuren der Bassboxxx-Zeit in die unterschiedlichsten Bereiche vorgearbeitet haben, spricht er bevorzugt über alte Zeiten oder postet Reels über pädophile Hollywood-Eliten, satanische Einflüsse beim Eurovision Song Contest oder die "Bevölkerungskontrolle" in Form einer dank Impfungen gesenkten Geburtenrate.
Alles, was von diesem Geschwurbel ablenkt, ist erstmal begrüßenswert. Das gilt gleich doppelt, wenn es in neonfarbener 80er-Ästhetik zwischen "Miami Vice" und "Grand Theft Auto: Vice City" ein wenig Selbstironie verspricht. Und ja, "Matthias Crime" überrascht erstmal positiv. B-Lash stattet seinen Verbündeten mit Synthie-Pop- und -Rock-Instrumentals aus, die sich auf den Spuren von Van Halens "Jump" bewegen ("Club Acapulco"), unschuldigen Spaß ankündigen ("Rapper Singen") oder die Motivationsmontage eines Sportfilms begleiten könnten ("Anlauf Anstatt Gleitcreme").
Mit diesem ordentlichen Setting weiß MC Bogy nur wenig anzufangen. Das beginnt schon bei seinem inzwischen auf Zeitlupen-Niveau herabgesenkten Flow, der sich zwischen den verspielten Synthie-Sounds als Fremdkörper erweist. So grummelt er sich etwa ohne jede Lässigkeit durch das beschwingte "M(atze)". Textlich lotet der Atzenkeeper wiederum aus, wie viel Fremdscham der Zuhörer zu ertragen bereit ist. "Durch das Nashorn von ein' Rhino wird der Wurm groß wie ein Dino", stolpert er zwischen Ballermann und Porno-Rap hin und her, "Da wo ihre Muschi war, riecht es heut' nach Sushibar."
Im "Club Acapulco" plättet MC Bogy die verspielten Anzüglichkeiten seiner Vorbilder stumpf nieder. "Betret' den Puff in Adiletten. Schnell zufrieden, brauch' 'ne Bong und ein paar Bitches", bemerkt er mit der Stilsicherheit eines Finch Asozials, "Es wird kräftig auf die Schwänze gespuckt." Besagter Rummelbumser rückt dann auch gelangweilt "mit dem Dildo in den Arsch" nach. Einzig King Orgasmus One versprüht mit ungewohnten Gesangseinsätzen echtes Vergnügen im Gentlemen's Club. Nebenbei rückt er von seiner strikten 'No Homo'-Regel ab: "Gangbang mit Bogy und Finch im Safarizimmer."
"Ich mach' die Großmutter glücklich", markiert er später den Familienmenschen. Besucht er die Seniorin etwa nach dem sonntäglichen Kirchgang? Nein, MC Bogy hat eher einen Enkeltrick der schaurigen Art im Sinn. "Sie denkt, ich will Liebe, doch ich will nur die Rente", führt er seinen Plan aus, für den der Süßholzraspler zu allem bereit zu sein scheint, "Raus mit den Dritten, damit du nicht beißt." Junge Frauen seien ohnehin "ekelig", sagt er mit gespielter Ulk-Misogynie. "Auf alten Schiffen lernt man Se-geln." Genau, und "alte Bürsten kennen die Ecken", wie schon Friedrich Merz eigennützig anerkannte.
Präsentabel dürfte letztlich nur "Flugmodus" sein, in dem sich der 100%-Rapper sorglos seiner Marihuana-Leidenschaft hingibt. Im Hintergrund hallt dazu gedankenverloren die E-Gitarre, als gönne sich ein Actionheld gerade einen Moment, um seine sensible Seite nach außen zu kehren. "Matthias Crime" ruht auf den Schultern des gelegentlich etwas dünnhäutigen B-Lash. Punktuell baut MC Bogy 80er-Referenzen wie Cyndi Lauper und Geier Sturzflug, "Männer" und "Major Tom", Alf und Terminator ein, doch am Ende schrumpft bei ihm ein ganzes Jahrzehnt zu einem einzigen Puffbesuch zusammen.
18 Kommentare mit 8 Antworten
Maximal unangenehm der Kerl.
Wer sind die Menschen die sowas hören? MC Bogy hat mit Abstand die peinlichste Art zu rappen in ganz Deutschland.
Was mich an Künstlern wie ihn und anderen mit ähnlichem Skillset stört, ist die Tatsache, dass wenn er heute mit denselben Fähigkeiten die er jetzt hat anfangen würde, keine Sau ihm irgendwelche Beats produzieren oder seine Songs mixen würde.
Der einzige brauchbare Song ist "Gib mir mein Kombi", weil die Punchlines relativ lustig sind und der Beat eine sehr catchige Melodie hat. Nehme ich gerne als Kultsong wie Brutus Brutaloz "Lichterfelde Boss". Aber davon brauche ich nicht neun weitere Songs in schlechter und zu allem Übel einen mit Finch. Und was ist das bitte für ein hingeschissenes, liebloses Atzen-Feature? Das ist doch gerade deren Bereich, da hätte man echt mehr Arbeit reinstecken können.
MC Bogy auf 80er-Synthbeats klang genauso seltsam wie interessant, aber am Ende überrascht mich das Endergebnis dann halt doch nicht.
Einzig brauchbarer Song imo "Alle sind schlecht" von Lyrischer Hooligan, aber auch nur wegen Basstards Part lol.
Memo an mich selbst: ma Bogys Part aus dem Song cutten.
Auf Vorhang auf hat er nicht den schlechtesten Part
https://www.youtube.com/watch?v=g_8Fj85BLI…
fand ich immer ganz jut
Habe jetzt reingehört. 2/5 passt, Idee gut, Umsetzung misslungen. Musikalisch klingt das alles zu sehr noch Blaupause oder How to 80ies Sound, streckenweise funktioniert das, wirklich hochwertig und glamourös wird es aber nie, anders als z.b. bei Tightills Straßensound, wo das ganze achtziger Ding viel authentischer, wärmer und auch unterhaltsamer war.
Bogy textlich zwischen Totalausfall und unteres Mittelmaß. "Rapper singen" für mich der beste Track, Atzenfeature Totalausfall, Orgi und Finch Totalausfall, Anlauf statt Gleitcreme mit netten Ansätzen, wie etwa der gesungene Post Chorus.
Als am Ende durch Autoplay random was von Ivo der Bandit kam war ich doch schon glücklich, dass der Ranz vorbei war.
was ist passiert, dass MC Bogy vom sympathischen gleutertem harten Typen zur Hassfigur wurde? Hat er was gesagt oder gemacht was ich nicht mitbekommen habe?
Wie kann man d
azu Hörer gucken wie du Zuhörer anhören