laut.de-Kritik

Raps, Claps, scheppernde Bässe und ein tickender Rhythmus.

Review von

Unter einer düsteren Version von Captain Future-Klängen schabt ein Riff, jault eine Stromgitarre. Dazu grüßen repetitive, verlangsamte Zeilen sowie der hypnotisch-sirupartige Charakter von "Rock 'N Rollin'" gen tiefsten Süden. Jim Jonsin leistet wahrhaft ganze Arbeit, um das ausgiebige Bad in Namedropping-Spielereien angemessen zu begleiten. Die nehmen von AC/DC bis Slipknot, von den Stones bis Limp Bizkit alles aufs (haha!) Korn, das Eier zu haben glaubt.

Einen weiteren Abstecher in südliche Gefilde unternimmt "Move (If You Wanna)". Der zugehörige Beat geht - wie etliche andere auf "Guilt" - auf das Konto des Chicagoer Teams Da Internz. Claps, scheppernde Bässe, ein tickender Rhythmus: Mehr Beiwerk hat ein ordentlicher Rapper, der zudem eine gute Portion Selbstironie im Gepäck führt, nicht nötig, um zu fesseln.

Dabei hatte man ja zunächst keine großen Erwartungen. Die zweite Platte eines One-Hit-Wonders, der man zudem ein solch grauenerregende Hülle verpasst hat, dass einem die Bezeichnung "Artwork" quer im Hals stecken bleibt: Was soll man davon schon halten, bitte?

Genau: nix. Erstklassige Herangehensweise, das. Man wird so nämlich nicht, wie erst kürzlich geschehen, von Enttäuschung zermalmt. "This is why I'm ... room temperature?" Keineswegs. MIMS reißt mit seinem recht gleichförmigen Rap-Stil zwar nicht vom Hocker, präsentiert sich aber durchgehend hörbar und solide.

Ein wenig spiegelt sich der Kevin Rudolf-Aufzug, mit dem die Cover-Gestaltung erschreckt, tatsächlich im Sound. Dem Rock scheint Mr. Mims zumindest so wenig abhold zu sein wie dem Reggae oder den Auswüchsen, die der Dirty South hervor gebracht hat. Melodien, lässige Grooves, Synthies und - oho! - Gitarren finden auf "Guilt" ihren Platz.

Letztere tragen die ebenso Reggae- wie Gesang-infizierte Kollabo mit Bob Marleys Spross Ky-Mani ("One Day"), schüren die Dramatik in den packenden Spannungsbögen von "Chasing Sunshine" und bratzen sich durch "Rock 'N Rollin'", wo MIMS Seite an Seite mit Tech N9ne aus den Vorlieben für härtere Würste wirklich gar keinen Hehl mehr macht.

Simple Rhythmen zwingen zum Kopfnicken, teilweise erweisen sich die Tracks als derart eingängig, dass sie sich nach dem ersten Hören bereits unwiderruflich festgesetzt haben. Doch, "Uuuuuh! Uuuuuh-uuuuuuuuuh!" Wenn doch nur MIMS' Faible für allzu kitschige Hooklines nicht wäre!

Zwar rettet die herbe Stimme LeToyas den fluffigen "Love Rollercoaster" vor einem Entgleisen in den Zuckerschock. Später, in "Be My Hustla", "In My Life (Why Oh Why)" oder dem Abschiedslied an die Frau Mama ("One Last Kiss"), fehlt eine solche Notbremse.

Gelegentlich fühle ich mich, wie in den Vorspann von "Miami Vice" oder - noch schlimmer - vor eine orangegelbe Fototapete versetzt. Überdimensionale Palmen vor Sonnenuntergang. Aber einen gewissen schrägen Charme versprühen die schließlich auch.

Trackliste

  1. 1. Guilt
  2. 2. The Skit
  3. 3. On & On
  4. 4. Love Rollercoaster feat. LeToya
  5. 5. Move (If You Wanna)
  6. 6. One Day feat. Ky-Mani Marley
  7. 7. Chasing Sunshine feat. KVN
  8. 8. Rock 'n Rollin'feat. Tech N9ne
  9. 9. Be My Hustla feat. J. Holiday
  10. 10. Makin' Money
  11. 11. In My Life (Why Oh Why)
  12. 12. One Last Kiss feat. Solar Mesh
  13. 13. Heal Me (Outro) feat. Solar Mesh
  14. 14. I Do feat. Nice & Smooth

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