laut.de-Kritik
Exquisites Mahl aus Jazz-Samples und Beats.
Review von Alexander Engelen"For those of you who were coming late, we are now having a little cooking session for Blue Note." Und was für eine cooking session. Auf "Shades Of Blue: Madlib Invades Blue Note" serviert Chefkoch Madlib exquisite Kost, die einem nicht nur den Mund wässrig macht, sondern auch die Hörnerven mit einem Soufflee aus alten Jazz-Samples, Funk-Lines und freshen Hip Hop-Beats verwöhnt. Was auf dem Teller ist, das wird auch aufgegessen. Bitte, dazu muss ich nicht lange gezwungen werden, denn so eine leichte, erfrischende und doch vorzügliche Kost kann man wirklich von vorne bis hinten in den vollsten Zügen genießen.
Die Studios des legendären Jazz-Labels Blue Note sind Madlibs Arbeitstätte gewesen. Dort hat er nach Lust und Laune in der immensen Vorratskammer kramen und suchen dürfen, um dann nur die besten Zutaten zu verwerten. Gemeint sind die Archive des berühmten Jazz-Labels, in denen sich der Beat-Conducter bedienen durfte.
Zuerst begegnet man dem Geschmack etwas skeptisch und versucht, die Eindrücke einzuordnen, doch so bald man sich an die ungewöhnlichen sinnlichen Erfahrungen gewöhnt hat, will man die neugewonnene Leidenschaft nicht mehr missen. Madlib mischt alte, klassische Sample-Passagen mit modernen, smoothen Hip Hop-Beats und schafft somit eine Einheit aus der lockeren Entspanntheit des relaxten Rhytmus und verspielter Jazz-Samples. So kommt "Shades Of ..." fast ganz ohne stimmliche Beteiligung aus und geht trotzdem als astreines Hip Hop-Album durch. Lediglich bei "Please Set Me At Ease" erlaubt es Madlib dem Westcoast-Rapper Medaphor, auf seine groovende Version des Bobbi Humphreys Song zu flowen. Sonst nur vereinzelte Voice-Samples, Cuts oder Interludes.
"Mystic Bounce" ist seine Interpretation eines der bekanntesten Blue Note-Samples, das schon die Basis für den A Tribe Called Quest-Klassiker "Electric Relaxation" bot. Auch die einzige neue Komposition "Funky Blue Note" ist gelungen; auf schnellem Beat wechseln sich Flöten und Orgeln ab und passen sich gut in das Gesamtbild der Platte ein. Bei "Song For My Father" zollt Madlib mit ruhigen Gitarren-Einsätzen dem Mann Tribut, der ihn am maßgeblichsten beeinflusst hat: seinem Vater, der Siebziger-Jahre-Soullegende Otis Jackson sr.
Natürlich holte er sich auch mit dem Breakestra-Gitarristen Dan Ubick oder Flötist James King tatkräftige Unterstützung auf sein Album. Doch, die auf den ersten Blick ellenlange Feauture-Liste verkürzt sich bei genauem Betrachten. Denn hinter Keyboarder Joe McDuphrey, Organist Morgan Adams III, Vibraphonist Ahmad Miller und DJ Lord Such verbirgt sich ganz allein der Meister selbst in den Masken seiner Alter-Egos. Das macht den Longplayer bei weitem nicht einseitig. Madlib schafft es, vielseitig zu klingen und trotzdem die Synthese aus Beats und Jazz-Samples wie einen roten Faden zu verknüpfen.
"Shades Of Blue: Madlib Invades Blue Note" ist ein delikates Hauptgericht, das genügend sättigt, aber nicht stopft. Leichte Kost, die auf der Zunge zergeht, angerichtet auf dem Niveau eines Fünf-Sterne Kochs.
4 Kommentare
Supercoole Platte die man einfach nicht tothören kann! Vor allem nach einem stressigen Tag is das Album gold wert... natürlich ist "Shades of Blue" etwas für Feinschmecker, so habe ich die Erfahrung gemacht, denn in meinem Bekanntenkreis wollte niemand so recht Gefallen daran finden. Doch meiner Meinung nach macht die Tatsache das "Shades of Blue" nichts für jeden ist das Album noch etwas interessanter.
Letzten Endes ist die Platte genial - und das behaupte ich nicht nur als Fan exquisiten Hip-Hop´s sondern auch als Bassist einer Jazz-Combo - und für Kenner sowie Headz der Szene absolut empfehlentswert.
KAUFEN !!! NICHT SAUGEN !!!
sehr schönes album für einen ruhigen abend. 5 von 5 gibts von mir.
Eines seiner Besten!
Meiner Meinung nach DIE beste Instrumental-Platte des Hip Hop-Kosmos. Feinste Jazz-Musik aus dem Hause Blue Note Records trifft auf Conscious-Rap nahe Beats a la ATCQ, Common oder The Roots. Madlib, der "Beat Konducta", in absoluter Höchstform. Eine gelungene Hommage an schwarze Musik und die perfekte Symbiose aus Jazz und Hip Hop. 5/5