laut.de-Kritik
Großes Schmonzetten-Kino mit Mariachi-Bläsern und Western-Gitarren.
Review von Alexander CordasMagnifico, wie er sich ganz unbescheiden nennt, fährt wieder einen äußerst charmanten Cocktail auf, um seine musikalische Verschrobenheiten unters Volk zu bringen. Neben den immer wieder auftauchenden Gypsy-Anleihen erweitert er seinen klanglichen Horizont diesmal weiter in Richtung Nord- und Südamerika.
Western-Gitarren und Mariachi-Bläser reichern "Magnification" um ein paar Nuancen an, was dem Gesamtbild mehr Abwechslung verleiht. Die Themen indes, die er mit humoristische/sarkastischem Seitenblick verarbeitet, gleichen sich. Ob es sich um alltägliche Rassismen seiner Landsleute gegenüber den südlichen Nachbarn handelt, oder um den Chico, der von Mexiko aus in die gelobten Vereinigten Staaten hinein schleichen möchte ("Bosangero Nero"), Magnifico hält der Gesellschaft den Spiegel vor.
Mit dem Opener "Zum Zum" geht Pesut auf Nummer sicher. Ein tanzbarer Uptempo-Shuffle zum Einstieg, garniert mit engagierten Gitarren- und Bläser-Tupfer und einem weitgehend sinnfreien Sauf-Text, läutet die Partynacht ein.
Das erneut vertretene "Hir Ai Kam Hir Ai Go" ist verzichtbar, auch wenn der Song in der Western-Version einen gewissen Reiz versprüht. Da halten wir uns doch lieber an den Mördergroove von "Avanti Popolo", in dem Pesut seine Anhänger in Abwandlung des Arbeiterliedes "Bandiera Rossa" zum Abhotten einlädt. Nicht alles glänzt aber auf "Magnification".
Das an "Stool Pigeon" von Kid Creole & The Coconuts erinnernde "Give Mi Mani" trifft mit seinem Larifari-Refrain den Nagel mal so was von nicht auf den Kopf, dass es fast weh tut. Reime wie Money, funny, bunny, honeybunny geben dem Machwerk den finalen Blattschuss.
Aber er kann es ja auch anders. Zwar verliert er sich auch bei "Did You (Cid U)" im Einerlei der Bläsersätze, ohne kompositorisch den roten Faden zu finden, aber schon mit "Ljuba" findet Pesut die Balance zwischen Kitsch, Bombast und Gangster-Film wieder. Großes Schmonzetten-Kino.
Gleiches gilt für das abschließende "Modern", das mit cheesigem Easy Listening-Pathos den idealen Kehraus bietet.
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