laut.de-Kritik
Das Erbe von Van Halen.
Review von Yan VogelWolfgang Van Halen, Sohn von Gitarrenpapst Eddie Van Halen, hat eine äußerst anregende musikalische Sozialisation genossen. Wer bereits mit 16 Jahren als Van Halen-Mitglied Bühnenerfahrung gesammelt hat, kennt sich aus in der Verwendung von großen Gesten und Stadion Rock-Vibes.
Nun debütiert der mittlerweile 30-Jährige mit seiner Solo-Scheibe. Analogien finden sich in seiner Herangehensweise bei modernen Vertretern der Gattung Stadion-Rock und weniger bei den Altvorderen der Achtziger. Die Foo Fighters geben sowohl in Sachen Sound und Songwriting als auch mit Blick auf die Entstehung ein gutes Beispiel ab. Dave Grohl trümmerte "The Colour And The Shape" nahezu in Alleingang ein.
Also tut es der junge Musiker auf "Mammoth" ihm nach und übernimmt komplett die Kompetenzen einer gestandenen Rock-Band mit Bass, Gitarre, Schlagzeug und Gesang. Der humorvolle Kommentar des Alleingangs findet sich im Video zu "Don't Back Down". Hier muckt Van Halen gemeinsam mit fünf Ausführungen seiner selbst. Das Augenrollen ob der Macken der Mitmusikanten darf hier natürlich nicht fehlen.
Als Bassist an der Seite des Creed- und Alter Bridge-Gitarristen Mark Tremonti bei dessen Soloausflügen sammelte er Erfahrungen, die sich stark im Songwriting abbilden. Hardrock und Alternative Rock mit powervollen Riffs, laut-leise Dynamik und riesen Refrains klingt zunächst nach einem lausigen Rezept, um sich Gehör zu verschaffen. In diesem Segment gibt es Bands im Überfluss. Und doch wählt Van Halen diesen Weg, setzt auf Qualität und selbstredend die Zugkraft seines Nachnahmens.
Als Appetizer dienen neben der Single "Distance" die Tracks "Horribly Right" und "Think It Over", zwei Refrain-dominierte Freudenfeuer, die im nickenden Nacken sowie hochgezogenen Mundwinkeln münden. Doch verkörpert der gestandene Musikus ein breiteres Verständnis Gitarren-basierter Spielarten.
Van Halens cleaner Gesang harmoniert insbesondere mit den getragenen Midtempo-Nummern. In Sachen Produktion äußerst spannend gestaltet, fährt der Multi-Instrumentalist hier die komplette Bandbreite auf. "Stone" ist hierfür ein gutes Beispiel. Etliche Layer und Soundschichten sorgen für Bewegung im Backround, während ein knackiges Riff aus dem Klangkäfig entflieht und kreisend den Ton angibt. Eine Piano-Melodie taucht auf und verleiht diesem Headbanger, der einen Spagat zwischen Black Sabbath und Biffy Clyro vollführt, eine zarte Note.
Im Opener "Mr Ed" hält eine gewisse Schräge und Verschmitzheit Einzug, die auch sein Vater Eddie gepflegt hat. Ein Four To The Floor-Beat treibt den Refrain an. Ein kernig-knackiges Solo sowie eine drei-Ton-Motiv als Flageolett gespielt runden den Track ab. Ein Schelm, wer hier nicht an einige Signature-Moves des Pappas denkt.
"Resolve" verleihen die satt gespielten Akustik-Gitarren ein folkiges Flair. Die Hook hingegen grüßt aus der Pop-Ecke. In den Vocals kippt er gerne in die Falsett-Stimme. Hier streut Van Halen eines seiner seltenen Soli ein.
Das mit Off-Beat und akzuentierten Akkorden versehene "You'll Be The One" klingt rhythmisch stark nach Def Leppards "Photograph". Der Refrain reißt jedoch die Qualitätslatte. "Circles" lehnt sich an Corey Taylors Soloplatte oder dessen Arbeit mit Stone Sour an.
Van Halen weiß um die Magie eines guten Songs. Gleichzeitig ist er sich nicht zu schade, die Pop-Formel peppig zu gestalten. Ob nun Grunge, Stoner Rock oder College Rock den Klangcharakter prägen, ist sekundär. Es gelingt ihm den übermächtigen Schatten vergessen zu machen, indem er einfach ein paar Schritte zur Seite tritt.
1 Kommentar
Respekt, alle Instrumente selbst gespielt. Und die Songs sind auch nicht verkehrt.