laut.de-Kritik
Von verheirateten Männern und ihren Geliebten.
Review von Irina BrüningVerheiratete Männer und ihre Geliebten - ein ergiebiges Thema für literarische Werke, Filme und die Musikindustrie. Der Titel von Maria Menas aktuellem Album lässt Songs wie "Reste Avec Elle" erwarten, in dem die Quebecerin Lynda Lemay die Zerrissenheit einer Frau in eben dieser Lage fühlbar macht. Wer sich "They Never Leave Their Wives" anhört, bekommt die volle Ladung Schmerz, Leid und Enttäuschung. Die mit sieben Titeln eher kurz ausfallende Scheibe wartet mit sehr persönlichen Texten auf. Sie thematisiert die verschiedenen Phasen der Verarbeitung einer unglücklichen Beziehung.
Aus dem Titelsong spricht Wut: Das lyrische Ich hat von den Lügen und dem Doppelleben seines verheirateten Lovers die Schnauze gestrichen voll. Auch im nächsten Titel "You Broke Me" bekommt ein Ex mit den Worten "You're a coward, a weak little child" sein Fett weg. Die Zeilen "I don't have the energy / To pretend it's OK" nehmen bereits das Thema von Track fünf mit dem Titel "Not OK" vorweg. An manchen Tagen möchte man einfach nicht stark sein.
Irgendwann macht jeder Mensch leidvolle Erfahrungen, doch man lernt daraus - mit dieser Botschaft schließt das Album. In "You Live And You Learn" wendet sich die Sängerin mit einer Art Moral von der Geschichte an alle Mädels, die zuhören: "No man is worth / Losing yourself / Take it from me".
Immer wieder neu und doch immer wieder gleich sind Geschichten über Arschlöcher, die eine Frau schlecht behandeln. 'Immer wieder gleich' gilt auch für die Musik auf dieser Platte. Die große Vielfalt findet man hier nicht. Im Grunde wechseln sich in jedem Titel Stellen, in denen die Stimme nur von einem Klavier begleitet wird, mit Passagen ab, in denen die Standard-Pop-Instrumentierung zum Zuge kommt. Lediglich der erste Titel "Let Him Go" sticht im Gospel-Stil mit Hintergrundchor heraus. Hier kommt auch Marias Stimme hervorragend zur Geltung, die in einigen anderen Stücken etwas zu sehr in ein Fiepen umschlägt.
Aufhorchen lassen beispielsweise die Reime am Ende der zweiten Strophe von "You Live And You Learn": "Distress", "dress", "guessed", "mess" - wie schön lässt sich das zischeln! In der eher durchschnittlichen Musik gehen sie aber etwas unter. "They Never Leave Their Wives" wird dennoch Menschen ansprechen, die gerade etwas Ähnliches durchmachen.
3 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
"Wer sich "They Never Leave Their Wives" anhört, bekommt die volle Ladung Schmerz, Leid und Enttäuschung."
Ach, ich trau' mich gar nicht, da reinzuhören, sonst kommt wieder mein Helfersyndrom durch.
Ein komplettes Album über die Beziehung zu einem verheirateten Mann - gab es das schon mal? Musikalisch typische Mariah Mena-Kost. Geht auch nur über 23 Minuten. So was war früher auch schon mal eine EP.