laut.de-Kritik
Diese Frucht ist vielleicht bunt, schmeckt aber fade.
Review von Sven KabelitzElectra Heart has left the building. Die Bubblegum Bitch geht über den Jordan und die zunehmende Keshasierung der walisischen Marina Diamandis findet mit "Froot" ein Ende. So weit, so gut.
Nachdem auf dem Vorgänger unzählige Produzenten und Songwriter in ihrem Revier wilderten und die Sängerin zeitweise zur Statistin verkam, nimmt sie die Zügel nun so fest wie noch nie in die Hand. Erstmals schreibt sie alle Songs selbst, als Produzent steht ihr alleine David Kosten (Bat For Lashes, Everything Everything) zur Seite.
Die ersten melancholischen Akkorde von "Happy" stimmen zudem vorsichtig optimistisch. In der verletzlichen Ballade schafft sich Marina den nötigen Platz für ihre ölige Stimme. Tief im Pop verwurzelt erreicht sie zwar nicht ganz die Intensität einer Natasha Khan, zeigt aber auf ihrer Suche nach dem Glück eine herzbewegende Zerbrechlichkeit.
Leider haben wir damit den Höhepunkt der Platte damit bereits abgefrühstückt. Album Nummer drei bleibt im 2D-Modus stecken. Zwar zeigen sich die Arrangements kunterbunt, das Songwriting hingegen über weite Strecken uninspiriert und langatmig. Vieles auf "Froot" schleppt sich über die Zeit und erstickt in schablonenhafter Gleichförmigkeit.
Bezeichnender Weise geht die kontrastarme Single "Froot" in diesem Umfeld bereits als Höchstmaß durch. Im ersten Moment ansprechende Ideen wie in "Gold" und "I'm A Ruin" bleiben in ihrem skizzenhaften Zustand stecken. Desinteressiert führt Marina als leidenschaftsloser Kim Wilde-Abklatsch durch das triviale "Forget". Einzig das getragene "Immortal" kann noch einmal an den Opener "Happy" anschließen, schwingt noch lange nach und schließt so eine Klammer um eine Ansammlung aus Nichtigkeiten.
Es dürfte schwer fallen, dieses Jahr ein Pop-Album zu finden, das über noch weniger Schmackes verfügt. In seiner Schnarchnasigkeit geht "Froot" jegliche fruchtige Frische ab. Stattdessen ähnelt es viel zu lange in Milch wartenden Froot Loops. Immer noch kunterbunt, aber pappig, matschig, geschmacklos und irgendwie dann doch einfach bäh!
17 Kommentare mit 15 Antworten
Bla bla bla, aber sie nimmt doch alle aufs Korn... bla bla bla, ihre Texte sind doch so toll... bla bla bla sie ist viel besser als alle Plastik-Chics a la Lady Gaga... bla bla bla ich mach mir immer ins Höschen wenn ich ihre Musik höre...
(Hab deinen Job schon mal übernommen, Blindlucky)
@Mon-Robbe Nein, diese Argumente waren einzig und allein für das Album "Electra Heart", wo es Parallelen zu Gaga gab, da es teilweise Dance-Pop war. Das neue Album und das Debut kann man mit Gaga aber nicht vergleichen, da es eine komplett andere Musikrichtung und -Stil ist.
Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.
Finds bisher auch noch nicht sooo pralle nach 2 durchläufen. 'I'm a ruin' und 'Happy' sind die einzigen zwei die wirklich haften geblieben sind bei mir, den Rest fand ich teils doch ziemlich Belanglos und ohne großen Replayvalue...
Villeicht wächsts mit der Zeit noch in meiner Gunst aber im Moment bin ich etwas enttäuscht
und das publikum war begeistert, alle hatten Spass
und den kritikern sei gesagt, erst einmal besser machen
Die Scheibe läuft bei mir nach 5 Jahren immer wieder rauf und runter. Somit kann sie gar nicht so schlecht sein, wie hier, für mich vollkommen überraschend, dargestellt. Der Punkt ist einfach der: ich mag gut gemachte Pop Musik und dem Kritiker hier oben steht einfach seine limitierende Haltung im Weg.