laut.de-Kritik
Das Stimmvolumen seines Vorbilds Usher erreicht der 18-Jährige noch nicht.
Review von Alexander EngelenVor drei Jahren erschien der gerade 15-jährige Mario unvermittelt auf der R'n'B-Landkarte und schmeichelte sich in bester Usher-Manier in die Herzen der Fans. Das selbstbetitelte Debüt bestach mit dem beherzten Gesangstalent des Jünglings und einer beeindruckenden Riege von Gästen, darunter Alicia Keys, die offensichtlich Großes von dem kleinen Mann erwarteten.
Mittlerweile hat Mario die Volljährigkeit erreicht und schart dementsprechend härtere Geschütze um sich. So geben sich auf "Turning Point" kredible Rapper die Klinke in die Hand. Cassidy und Juvenile treten als schmuckes Beiwerk eher peripher in Erscheinung, während Jadakiss und T.I. im "Let Me Love"-Remix ordentlich auf den Rap/R'n'B-Putz hauen. Mario hat also definitiv den Sprung vom Teenieträllerer zum überzeugenden Featurepartner geschafft.
Der Tanzflächenfangemeinde sei gleich zu Beginn "Boom" ans Herz gelegt. Mario schreit zwar nicht so schön "Yeah" wie Usher, doch von Lil Jon bekommt er trotzdem ein Instrumental gezimmert. So schießt Lil Jon die bewährten Synthiesalven aus seiner 808, Mario säuselt mit Juveniles Raps um die Wette, zusammen rollen sie schließlich auf dem Synthesizer über die Tanzfläche. Für die Reggaeballade "Here I Go Again" holte sich Mario den mäßig überzeugenden Cham zu Hilfe. Gemeinsam holpern sie aber unspektakulär über dieses langweilige Stück.
Die restlichen Songs gehören Mario alleine, der es mal mehr, mal weniger versteht, dem kontemporären Black Music-Zirkus die Stirn zu bieten. Mit zart gehauchten, aber bestimmt getexteten Tönen singt sich Mario durch Balladen, Reggae-Schunkler und bouncende Down South-Knaller. Das Stimmvolumen seines Vorbilds Usher erreicht der 18-Jährige zwar noch nicht, trotzdem bietet das Album abwechslungsreiche, poppige R'n'B-Unterhaltung. Die erste Singleauskopplung "Let Me Love You" offeriert lediglich die Fassade des säuselnden Barden. Das Album zeigt aber, dass Mario mehr kann, als die Lautsprecher mit Schmalz zu überziehen. Besonders der Remix zur Single unterstreicht das mit einer gehörigen Portion Synthiebumms sowie Jadakiss und T.I. in Hochform.
Wirklich fehl am Platz wirkt nur der Titel "Nikes Fresh Out The Box". Dass die Black Music-Gemeinde sich im Allgemeinen sehr stylebewusst gibt und im Speziellen gerne schneeweiße Turnschuhe trägt, ist keine Neuheit. Aber braucht man deswegen eine Ballade, die sich schmachtend an ein Paar Schuhe richtet?
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