laut.de-Kritik
Die Rückkehr des Crash Test Dummys.
Review von Joachim GaugerZwei Jahre tourte Mark Lanegan bekanntlich mit den Queens Of The Stone Age, nun hat er diese Zeit, so schön sie auch gewesen sein mag, hinter sich gelassen. Mit seinen Screeming Trees hatte Lanegan bereits vor dem Grunge die psychedelischen Klänge der 60er mit Garage Rock und Punk verknüpft, solo verließ er sich gern auf traditionellere Klänge aus dem Folk- und Country-Bereich. Auf seinem aktuellen Album nun akzeptiert der Sänger überhaupt keine Grenzen mehr.
Auch wenn das von Chris Goss (Masters Of Reality) produzierte "Bubblegum" mit Josh Homme und Nick Oliveri die beiden prägenden Köpfe der Queens mitwirkten, klingt doch jederzeit eine deutliche eigene Note mit, denn Lanegan berreichert die staubtrockene Schroffheit der Wüstenrocker um ein wärmendes harmonisches Element. Schon der Opener "When Your Number Isn't Up" eröffnet ein neues Universum, in dem ein heiter-leichtes Piano-Vorspiel und ein beruhigender Basslauf für Wohlbehagen sorgen.
Den größten Kontrast zu seiner Zeit als Queens-Sänger bewirkt Lanegan dabei mit seiner Stimmlage. Während er früher oft die hohe Kopfstimme bevorzugte, brummt er hier wie die Wiederkehr des Crash Test Dummys, tiefer sang bisher nur Brad Roberts.
Von den vielen Gaststars (außer Josh und Nick u.a. Dean Ween von Ween, Duff MCKagan und Izzy Stradlin von den Guns n' Roses) hinterlässt PJ Harvey im folgenden "Hit The City" die prägnanteste Duftnote, was nicht nur an ihrem typischen Gesang, sondern auch an der schleppenden Dynamik der Gitarrenriffs liegt.
Während "Wedding Dess" wie eine Mischung aus Queens, Johnny Cash und Calexico rüberkommt, und beim "Methamphetamine Blues" offenbar alle gemeinsam Drogen genommen haben, drückt Mark Lanegan den folgenden "One Hundred Days" und "Bombed" mit beruhigend dunkler Stimme wieder deutlich seinen Stempel auf.
Weitere Tracks lassen sich mal eher dem Blues, mal dem Rock'n'Roll zuordnen, andere überhaupt nicht. Viele Stücke sind von industrial-ähnlichen Rhythmen und singenden bis heulenden Gitarren geprägt, alle begeistern mit ausgefeilt vertrackter Songstruktur und vielen überraschenden Wendungen. Dabei scheint einer immer den Überblick zu behalten, eine ordnende Kraft bändigt den Überfluss an Ideen in ein harmonisches Ganzes namens Freiheit. Wird wohl der Herr Lanegan gewesen sein ...
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