laut.de-Kritik

Überraschendes vom kleinen, süßen Take That-Blondschopf.

Review von

Die Trennung von Take That liegt nun schon fast zehn Jahre zurück. Mittlerweile redet man natürlich nur noch von Einem, und diesen Erfolg wird wohl auch keiner der anderen vier Jungs mehr erreichen. Gary kratzte noch mal kurz an den Charts, während sich Howard als DJ durchschlägt und Jason sein Dasein als arbeitsloser Schauspieler fristet. Und was bitte ist mit dem kleinen, süßen Blondschopf Mark Owen passiert? Ja, der hat nach zwei weniger erfolgreichen Platten jetzt ein überraschendes Soloalbum veröffentlicht. "How The Mighty Fall" ist ein gelungener Start in den Sommer mit einigen hörenswerten Pop-Blüten.

Mit seinem eigenen, 2004 gegründeten Label unterm Arsch, Sedna Records, ist er nicht nur "fucking independent", sondern verblüfft mit einer reizvollen Auswahl an selbstbewussten Songs. Endlich darf er mit seinem Label die Lieder veröffentlichen, die er mag und selber schreibt. Keiner quatscht ihm dazwischen, was bei einigen Songs allerdings hätte hilfreich sein können. Mit viel Selbstironie singt er, mal verträumt, mal abwesend über die typischen Alltagsgeschichten seiner Generation. Auf der anderen Seite rockt er auch gerne mal übertrieben, seine Liebes- und Lebenserfahrung ins Mikro und spricht damit mittlerweile wohl nicht nur die Fans aus der damaligen Glamourzeit an. Die Erleichterung und vor allem die Unabhängigkeit des Mr. Owen springt uns hier und da direkt ins Gesicht.

Die Single "Makin' Out" ist ein attraktiver Popwurm, der auch unter den strengen Ohren der Britpop-Polizei bestehen kann. Weitere Hinhörer sind "Hail Mary" (Achtung, für alle Starsailor-Fans!) und die Rockröhre "Wasting Away", für die bestimmt jetzt schon einige Werbe-Fuzzis Schlange stehen. "3-2-1-deins!" Die typischen, langweiligen 'Dir Zwölfjährigen nehme ich auch noch das letzte Geld aus der-Tasche'-Schmachter, wie von anderen (Ex-Glitter-Boy-Sängern ) häufig verwendet, treten bei Mark mehr und mehr in den Hintergrund.

Den Boygroup-Schimmel aus den 90ern hat er endgültig abgelegt und widmet sich den wahren Unterhaltungs-Hymnen ("Believe In The Boogie"). Die Stimme jongliert durch angenehme Oktaven, die neben den beliebten Tanzpop-Rhythmen und sanften Pianoklängen wunderbar harmonieren. Dabei verzeiht man auch gerne mal das wilde Tasteninstrument, dass sich mit seinen Honky-Tonk-Rudern ein wenig zu weit hinaus wagt ("Waiting For The Girl"). Nicht ganz unschuldig an diesem Hitpaket ist wohl auch Produzent Tony Hoffer, dessen heilige Hände schon für The Thrills, Supergrass oder Beck in Bewegung waren.

Wenn das recht gut gelungene Songwriting von "How The Mighty Fall" bei den anderen kreischenden Weibern genauso gut ankommt, dann dürften die nächsten Mieten für Mr. Owen gesichert sein. Und die wahnwitzige Idee, eine Take That Reunion-Tour zu starten, ist endlich vom Tisch. Na, Gott sei Dank!

Trackliste

  1. 1. They Do
  2. 2. Sorry Lately
  3. 3. Making ' Out
  4. 4. Waiting For The Girl
  5. 5. Believe In The Boogie
  6. 6. 3:15
  7. 7. Hail Mary
  8. 8. Wasting Away
  9. 9. Stand
  10. 10. Come On

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