laut.de-Kritik
Weg vom Gewohnten, hin zu einer eigenen Identität.
Review von Toni HennigNightwish- und Tarot-Bassist und -Sänger Marko Hietala veröffentlichte sein Debüt "Mustan Sydämen Rovio" schon im letzten Mai. Für jenes konnte er Tuomas Wäinölä an der Gitarre, Vili Ollila an den Keyboards und Anssi Nykänen an den Drums gewinnen. Die beiden Erstgenannten haben sich neben Marko auch am Songwriting-Prozess beteiligt. Nun erscheint mit "Pyre Of The Black Heart" eine englischsprachige Version.
Schon "Stones" hinterlässt als knackiger Midtempo-Rocker mit leicht sinfonischem Einschlag einen überzeugenden Eindruck, setzt sich der kraftvolle Refrain doch hartnäckig in den Ohren fest. Noch großartiger gerät "Death March For Freedom", wenn Hietalas Stimme zu psychedelischer Orgel, treibendem Schlagzeug und nach oben schraubenden Saiten-Tönen einen überaus reibeisigen Charakter annimmt. "Star, Sand And Shadow" hätte dagegen vom Arrangement auch gut zu den bisherigen Nightwish-Sängerinnen gepasst. Das beweist aber nur, welche songwriterische Rolle Marko mittlerweile in der Formation einnimmt.
Ansonsten sorgt der Einfluss seiner Band dafür, dass er gewohnte Pfade zugunsten einer eigenen Identität verlässt, auch wenn das Album größtenteils eher von guten Momenten als von guten Songs lebt.
So kommen in "For You" zwar elektronische Elemente zum Einsatz, aber Power gewinnt die Nummer erst auf der Zielgeraden, wenn sie in ein herrlich emotionales Gitarren-Solo übergeht. Mit "Runner Of The Railways" geht es demgegenüber auch mal rockig nach vorne. Allerdings bietet der Track auf melodischer Ebene nur wenig. Dafür bewahrt eine flotte Speed Metal-Passage das Stück vor dem Totalausfall. "Truth Shall Set You Free" fällt wiederum mit viel Gefiedel und Piano recht folkloristisch und ruhig aus. Die Instrumentation klingt hier spannender als das midtempolastige Songwriting.
Klangliche Abwechslung vermisst man auf der Scheibe zwar nicht, ein roter Faden und mehr melodische Finesse hätte ihr aber dennoch gut getan. Weiterhin kommt noch eine gewisse hardrockige Behäbigkeit hinzu. Die trägt zwar einerseits dazu bei, dass sich Hietala auch mal von seinem markanten Eierkneifer-Gesang löst und wie in "The Voice Of My Father" etwas milder klingt als sonst. Andererseits bewahren wie in "Dead God's Son" oder "I Dream" oftmals nur treibende Heavy-Rock-Passagen das Album vor der Eintönigkeit.
Trotzdem nötigt Marko Hietalas Schritt, sich neuen Einflüssen zu öffnen Respekt ab, auch wenn er einige Fans damit eventuell vor den Kopf stößt. Der Vergleich mit Nightwish drängt sich beim Hören im Grunde genommen kaum noch auf. Deren neues Bombast-Werk, ein Doppelalbum mit neun Titeln auf der Haupt-CD und einem in acht Kapitel unterteilten Longtrack auf der zweiten CD namens "Human. :II: Nature.", steht schon für den April in den Startlöchern. Bandleader Tuomas Holopainen spricht von einem echten "Album-Hörerlebnis". Hoffen wir, dass die Platte dieses Versprechen auch tatsächlich einlöst.
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