laut.de-Kritik

Die große Solo-Roadshow des Adam Levine.

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Die Messlatte hing hoch. "Moves Like Jagger" hatte schließlich mit weltweit 8,5 Mio. Verkäufen im Jahr 2011 für Maroon 5 neue Maßstäbe gesetzt. Die Single war in der hauseigenen Diskographie der erste Song, der unter Zuhilfenahme der drei externen Songwriter Benny Blanco, Ammar Malik und Shellback entstand. Unter ihrer Federführung reüssierten beispielsweise Britney Spears, Justin Bieber, Sean Paul. Solch ein geglücktes Zusammenspiel von Autoren und Interpreten bedeutet einen Freifahrtschein zum Gelddrucken.

Maroon 5-Sänger Adam Levine hatte mit "Moves Like Jagger" den Braten gerochen. Wie ein Heilmittel sei der Song auf die Häupter der Band geträufelt und hätte sie wieder aufblühen lassen, gab er kürzlich zu. Die Wunde nach dem vorhergehenden Album "Hands All Over" riss immer weiter auf: "Es war ein Durcheinander – all diese unvereinbaren Ideen und Songs. Sie ergaben zusammen keinen Sinn", sagte Levine darüber. Nachdem die Einschlägigkeit von "Moves Like Jagger" in der Buchhaltung freudig festgehalten wurde, nahmen sich Maroon 5 mit ihrer vierten Veröffentlichung "Overexposed" vor, so knallig-affirmativen Pop zu machen, wie nie zuvor.

Wo wir wieder bei der Messlatte wären. In diesem Wettbewerb treten Maroon 5 in zwei Kategorien an. Zum einen ist dies der Mehrkampf des Adam Levine und die damit verbundene große Solo-Roadshow. Als ob man ihm den Gedanken an den Staffellauf ausgetrieben hätte, läuft seine analoge Instrumentengruppe ihm bestenfalls hinterher. Digital ist wieder mal schneller. Zum anderen ist das Lippenbekenntnis zum Mainstream auch eine Herausforderung, sich vor allem über den Verkaufserfolg messen lassen zu müssen.

"Payphone" wurde die nachfolgende Single von "Jagger", Platz 1 in UK und 2 in den USA sind dahingehend beachtlich. Sein leicht zu überhörender Hip-Hop-Pop, kurz und schmerzlos von Wiz Khalifa berappt, will jedoch einfach nicht gedeihen. Wenn eine Hook-Line ursprünglich vorgesehen war, dann ist ihre Zündschur irgendwie verloren gegangen. Der Titel "Münzfernsprecher" kann nichts anderes sein als Verklärung, albern wird es jedoch an anderer Stelle: "All those fairy tales are full of shit / One more fucking love song, I'll be sick." Das rechtfertigt natürlich den 'Parental Advisory' Hinweis auf dem Cover, obwohl hier eigentlich ein aktualisiertes "Yesterday" erzählt wird.

Der Eröffnungsreggae "One More Night" klingt da schon bemühter. Aber genauso fehlt auch hier die Umzingelung des Ohrwurms. Er will einfach nicht rauskommen. Stattdessen fühlt man diese unterschwellige Angst, von irgendwoher würde noch eine Rihanna um die Ecke geschossen kommen - was gottlob ausbleibt. "The Man Who Never Lied" klingt so, als hätte das Budget für eine Coldplay-Produktion nicht ganz gereicht. Fast angenehm ist da die Ballade "Sad", bei der endlich der Auto-Tune abgestellt wird - wohl aus Not, weil sich der neben einem wohltemperierten Klavier schämen müsste. Die künstliche Tonkurrektur macht nämlich Levines Stimme ebenmäßig und merzt ihr jegliches Restgefühl aus.

Sicher, das produktionstechnische Einmaleins wurde hier astrein angewandt, es wird sich am Ende auch alles richtig rechnen. Die Band hatte zudem einen Insider, in letzter Zeit so präsent zu sein wie nie. In der Ironie des Schicksals lag aber versteckt, dass es dabei niemals um Maroon 5, sondern immer um Adam Levine ging. Seine Rolle als Mentor bei "The Voice" und Hauptinterpret von "Moves Like Jagger" ließen ein überdimensionales Ego heranwachsen, auf das man zusätzlich das Emblem "Maroon 5" klebte. Alles "Overexposed" also.

Trackliste

  1. 1. One More Night
  2. 2. Payphone
  3. 3. Daylight
  4. 4. Lucky Strike
  5. 5. The Man Who Never Lied
  6. 6. Love Somebody
  7. 7. Ladykiller
  8. 8. Fortune Teller
  9. 9. Sad
  10. 10. Tickets
  11. 11. Doin' Dirt
  12. 12. Beautiful Goodbye
  13. 13. Moves Like Jagger

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