laut.de-Kritik
Hip Hop trifft Soul mit spannenden Facetten.
Review von Toni HennigMary J. Blige hat in ihrem Leben schon zahlreiche Höhen und Tiefen durchlebt. Letztes Jahr ließ sie sich von ihrem Ehemann Martin "Kendu" Isaacs, mit dem sie zwölf Jahre lang verheiratet war, scheiden. Dennoch denkt die 46-Jährige nicht ans Aufgeben. Für den Nachfolger von "The London Sessions" aus dem Jahr 2014 arbeitete sie mit dem Produzententeam B.A.M. und DJ Camper an einem zeitgemäßen Update ihres Sounds.
Mit "Strength Of A Woman" richtet die Queen Of Hip Hop-Soul den Blick nach vorne. Diese Frau kann, so scheint es, nichts mehr aus der Bahn werfen. "Love Yourself" fasst die Kernaussage des Albums zusammen: Liebe dich selbst, bevor du jemand anderen liebst. An Selbstbewusstsein mangelt es Mary J. Blige kaum. Gestärkt geht sie aus einer schweren Situation hervor.
Dass diese Einstellung in einem eher ungesunden Maße auch für Featuregast Kanye West zutrifft: geschenkt! Er liefert auf dem Track eine mehr als solide Vorstellung ab. Die Amerikanerin zeigt sich dazu in stimmlicher Höchstform, während harte Hip Hop-Beats, garniert mit coolen Bläsersätzen, kraftvoll nach vorne gehen.
Die anschließenden dreizehn Nummern halten das Niveau weitestgehend aufrecht. "Thick Of It" klingt als Kontrast mit seiner 70ies-Gitarre wie eine Mischung aus War und Emeli Sandé und dürfte somit einen heißen Kandidaten für den nächsten Tarantino-Soundtrack abgeben. Schwächen offenbaren höchstens die Balladen, die etwas unspannend am Hörer vorbeirauschen ("It's Me", "Thank You").
"Find The Love" erweist sich mit seinem EDM-Fundament, das neben den restlichen Songs wie ein Fremdkörper wirkt, als verzichtbar. Mit "Glow Up" in Zusammenarbeit mit Quavo, DJ Khaled und Missy Elliott bringt Blige dennoch überzeugend frischen Wind in ihr smoothes und elegantes R'n'B-Soundbild. Die Gäste fügen sich in das trappig-dunkle Klanggerüst des Tracks mit Leichtigkeit ein.
Das Herzstück der Platte bildet "U + Me (Love Lesson)" in der Mitte, das als deepe Midtemponummer mit leiernden Synthies und ratternder Snare restlos überzeugt. So erwarten es die Anhänger von der Queen Of Hip Hop-Soul. Das unerschütterlich positive "Indestructible" schließt daran an.
Der Titeltrack "Strength Of A Woman" stärkt das Bewusstsein der weiblichen Black Community zwar nicht besonders tiefschürfend. Dafür bleibt ihre Botschaft direkt und unmissverständlich: Seid stark und selbstsicher!
"Telling The Truth" mit Kaytranada, der außerdem den Song produziert hat, stellt in der zweiten Hälfte ein Highlight auf diesem äußerst ansprechenden Album dar. Windschiefe Synthies erzeugen eine urbane nächtliche Atmosphäre. Beide steuern in dem Track entspannte, coole Gesangslinien bei. Afrikanische Percussions veredeln am Ende diese Neo-R'n'B-Nummer.
Mit Hilfe erlesener Produzenten und Songwriter entlockt Mary J. Blige ihrem vertrauten Hip Hop-meets-Soul-Konstrukt spannende Facetten. Dank ihres Durchhaltevermögens und ihres Muts, mit den Erwartungshaltungen ihrer Fans zu brechen, ohne ihre Trademarks zu verleugnen, kämpft sie sich mit "Strength Of A Woman" in die erste Liga dieses Genres zurück.
5 Kommentare mit 7 Antworten
Fun Fact: Mary J. Blige hat blonde Haare, da ihr Vater Schwede ist vong Land her.
Dachte hätte gebliget.
Queena!
Was habe ich sie zu Zeiten von Whats the 411? und My Life geliebt damals. Großartige Sängerin, auch wenn ich Ihren Output ab 2000 immer weniger verfolgt habe.
Lohnt sich. Vor allem die ersten beiden Songs, "U + Me (Love Lesson) und der Track mit Kaytranada sind schon ziemliches Best-Of-Futter.
Dange, werde diese Tracks hören!
Wow, der genrefremdi hat voll die Ahnung !
Stark abgebaut nach The Breaktrough, aber immer wieder für einzelne Tracks gut.
toni: Leider haben mich die Tipps nicht gepackt.. denke Mary bleibt für mich die Göttin der 90er mit einigen Ausnahmen im Anschluß.
Zieht auch mal My Life II rein, das erschien vor paar Jahren aber ist irgendwie voll untergegangen... da lässt sie noch mal die alte Mary Anfang der 2000er aufblitzen
Ach guck, was manchmal so an einem vorbeigeht, ist geladen, wird gehört, Danke!
Naja.
Eeeeendlich!
schon das Cover verlockt zum Lustwandeln in der Eifel mit anschließendem Poolgeaale, außerdem fastgleichalt wie der Lauti! Das wirkt. Kein Wunder dass da Martin "Kendrick" Isis keine Chance hatte!