laut.de-Kritik

Fahrstuhlsound für Fortgeschrittene.

Review von

"Ein Duo, das es theoretisch gar nicht geben dürfte." Klassischer Fall von unverständlicher Label-Info. Gut, der eine hat indische Vorfahren und der andere stammt aus der Karibik. Aber mal ehrlich, ist das im Melting Pot Europas, in London, tatsächlich noch ein großes Problem?

Recht haben die Damen und Herren der Plattenfirma jedoch, wenn sie die Musik des Duos Mattafix als gelungene Mischung aus verschiedenen Stilen bezeichnen. Marlon Roudette und Preteesh Hirji verwursten gekonnt Hip Hop, Blues, Jazz, Reggae, Bhangra, Calypso und klassischen Pop.

Die erste Single "Big City Life", die in den englischen wie auch den hiesigen Charts im Kampf um die Top 20-Platzierungen mitmischt, sollte darüber nicht hinweg täuschen. Gehört sie doch zu den schlechteren Tracks von "Sign Of A Struggle". Gleitet die Single stellenweise noch in die Langeweile ab, fesseln andere Tracks über ihre gesamte Länge. "To & Fro" etwa bezaubert mit simplen Beats und einfachen Streichern: dank sauberem Rap-Part eine ganz unpeinliche Herzschmerz-Ballade.

Der Großteil des Albums beschränkt sich auf die sanfteren Töne. Qualitativ okaye Berieselungsmucke für den Hintergrund sozusagen - Fahrstuhlmusik für Fortgeschrittene. Ein wenig an den Nerven nagt allerdings die Stimme des Sängers. Das Organ zieht sich eine Nuance zu gepresst, einen Schritt zu aufdringlich durch die Tracks von "Sign Of A Struggle". Gut, dass die Instrumentals dieses Manko auffangen. Wenn nämlich gerappt wird oder ein Ragga-Gast nicht zu aufdringlich zu toasten beginnt, entreißt sich Mattafix' Musik dem puren Pop und wird zum hochwertigen Stilmix abseits von Chartssuppe und Radioeinheitsbrei.

Schön zu hören ist außerdem, dass das karibische Vorzeige-Instrument, die Steel Drum, nicht nur zum stupiden Tonangeber kurzweiliger Sommerhits taugt. Marlon Roudette streut ab und an Steel Drum-Töne in die zumeist elektronisch angehauchten Instrumentals und erweitert den Mattafix-Sound so vorsichtig um eine karibische Nuance.

Textlich sind sie schwer zu greifen. Mal mehr und mal weniger gekonnt, bewegt sich das Duo zwischen nichtssagenden Banalitäten und moderner Poesie. Offensichtlich bewegen sich Mattafix musikalisch und textlich auf dem Scheideweg zwischen Pop-Metier und Liebhaber-Produkt. Eine Situation, die es theoretisch gar nicht geben dürfte.

Trackliste

  1. 1. Gangster Blues
  2. 2. Big City Life
  3. 3. Passer By
  4. 4. To & Fro
  5. 5. Everyone Around You
  6. 6. Clear And Present Danger
  7. 7. Older
  8. 8. I To You
  9. 9. Impartial
  10. 10. The Means
  11. 11. 30
  12. 12. The Forgotten
  13. 13. 555
  14. 14. Cool Down The Pace

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