laut.de-Kritik
Waver in der Elektro-Lounge? Auch das ist möglich.
Review von Daniel StraubAuf den amerikanischen Produzenten Matthew Dear passt die Bezeichnung "Hansdampf in allen Gassen". Unter gleich drei Pseudonymen veröffentlicht er derzeit sein in den vergangenen Monaten komponiertes Material. Neben "Fed On Youth", einer erfolgreichen Maxi, die er unter seinem False-Alias auf Richie Hawtins Minus-Label erschienen ist, gibt es auch eine neue 12" von Audion. Unter diesem Pseudonym sucht Dear den direkten Bezug zum Dancefloor. Schließlich legt er jetzt mit "Asa Bread" zudem ein Album unter seinem bürgerlichen Namen vor.
Das hat auch den ein oder anderen Track für den Clubeinsatz zu bieten, knüpft mit seiner wavig-poppigen Stimmung aber auch deutlich an die Vorgänger "Leave Luck To Heaven" und "Backstroke" an. Dementsprechend besteht "Asa Breed" aus Songs, die von Dears Vocals geprägt sind. Die Funktionalität seiner sonstigen Veröffentlichungen wird hier hinten angestellt. Deutlich ist hingegen die Liebe von Dear für Bands wie Depeche Mode und Visage zu hören.
"Midnight Lovers" mit seinem einprägsamen Gitarrensample und dem vorsichtig überdrehten Gesangspart lässt die Hochachtung erahnen, die Dear einem begnadeten Songwriter wie Martin Gore entgegen bringt. Mit ihm kann sich der in Texas geborene Produzent und Komponist zwar nicht messen. Er liefert aber mit "Asa Breed" einmal mehr ein eigenständiges Werk ab, das man vielleicht unter dem Schlagwort Lounge-Wave am besten einordnen könnte.
In seinen zugänglichsten Momenten wie der ersten Singleauskopplung "Deserter" kommen die Qualitäten von Dear deutlich zum Ausdruck. Sicherlich kein geborener Sänger, versteht er es dennoch, seinen monotonen Sprechgesang zum Markenzeichen von "Asa Breed" zu erheben. Der Komponist Dear weiß genau, was er kann, und wo seine Grenzen sind. Das gibt dem gesamten Album eine zutiefst authentische Note.
Live waren die Matthew Dears Songs in diesem Jahr beim Sonar und in Benicássim zu hören. Eine ausgedehnte Tournee durch die USA ist für September angesetzt. Und vielleicht kehrt er danach mit einer "Asa Breed"-Tour wieder auf europäische Bühnen zurück.
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