laut.de-Kritik
Mehr Mut zum musikalischen Wagnis!
Review von Dani FrommAuf eine Revolution des Singer/Songwritertums oder gar der Popmusik werden wir bei Maxim lange warten müssen. Obwohl seine Zeilen ein waches Auge, ein hellsichtiges Bewusstsein für die Probleme seiner Zeit verraten, haben die Lieder so gar nichts Umstürzlerisches an sich.
Vom ersten Moment an wirken seine Kompositionen anheimelnd vertraut, hie und da beinahe ein wenig langweilig. Die Akustikgitarre webt eingängige Melodien. Unter der Regie von Rootdowns Hausproduzenten Teka ergänzen elektronische Elemente, ab und an auch ein Anflug von Reggae-Flair das Bild.
Der daraus erwachsende Sound fängt die Stimmung der einzelnen Nummern - Melancholie, Getriebenheit, schwer zu greifendes Unbehagen - zwar bestens ein. Um wirklich spannend zu erscheinen, bleiben die Songstrukturen dann aber doch zu konventionell, zu absehbar, eben völlig frei von unvorhersehbaren Wendungen. Leise, zurück genommene Strophen, dazwischen der etwas aufgedrehtere Refrain: Hübsch, aber das wars.
Inhaltlich dagegen liegen die Dinge schon ganz anders. "Mein Mund hat keinen Plan, wovon er spricht", stellt Maxim in "Meine Worte" den Sinn seiner Rede in Frage. Das mag vielleicht in schwierigen Beziehungs-Situationen gelten, die er auf "Asphalt" gerne und reichlich besingt. Generell haben Maxims Worte dagegen keineswegs an Gewicht verloren.
Noch immer rührt seine schlichte, ungekünstelte Poesie ans Herz. Maxim nimmt alltägliche Begebenheiten unter die Lupe, reflektiert und meditiert, und verwandelt sie in zarte Lyrik. Das Zwischenmenschliche steht im Zentrum. Ob Maxim dabei die letzten Zuckungen einer Liebe ("Alles Versucht", "Schüsse In Die Luft"), Beziehungskrisen ("Meine Worte", "Es Gibt Da Was"), eine sinn- und zwecklose Straßenprügelei ("Blinde Fäuste") oder das verzweifelte An-Argumentieren gegen Quälgeister von Berufs wegen ("Du Redest Und Redest") protokolliert: Er findet immer die treffenden Worte.
"Asphalt" schildert die Suche nach Nähe und Geborgenheit in der Anonymität der Moderne, aber auch das Zurückschrecken vor der Gefahr, die zu viel Nähe mit sich bringt. Das beklemmend-sterile, lieb- und seelenlose Traumszenario in "Schaufenster" nimmt, ähnlich wie "Immer Ein Kopf", die allgegenwärtige Fixierung auf Oberflächlichkeiten aufs Korn, der zu viele Medien noch Vorschub leisten.
Um Materielles dreht sich auch "Immer Wenn Ich Pleite Bin" - gleichzeitig aber auch um den hartnäckigen Unwillen, sich von Geldsorgen unterkriegen zu lassen. Der Auftritt Jaqees, des einzigen Gastes auf "Asphalt", unterstreicht noch, dass sich mit etwas Mut zum musikalischen Wagnis - oder eben einer ungewöhnlichen, weil so gar nicht zuckrigen Sängerin - noch deutlich größere Brötchen hätten backen lassen.
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Gute Stimme.