laut.de-Kritik
Verbale Handkantenschläge aufs Trommelfell.
Review von Dani FrommLange Jahre bastelte Mc Doom mehr oder weniger hinter den Kulissen an seiner musikalischen Laufbahn. Parallel zu eigenen Auftritten baute er Tonstudio und eigenes Label auf, das nun sein Debüt präsentiert: "The Illes'" tritt ins Rampenlicht.
Vielleicht liegt es genau an dieser akribischen Vorbereitung, dass sein Album so gestrig, so arg nach Spät-90ern, höchstens nach frühen Nuller Jahren klingen lässt.
Vielleicht liegt es aber auch an Mc Dooms harscher Stimme, die abwechselnd Erinnerungen an DMX, The Game, einen längst vergessenen Mystikal und Xzibit wach kitzelt: Sein ungeschliffenes Gebell trägt noch Spuren der jamaikanischen Herkunft, präsentiert sich abgesehen davon aber wenig wandlungsfähig.
Wobei das auf "The Illes'" gar nicht wirklich stört: Mc Dooms Haudrauf-Mission - "I bring the hardcore shit right in your brain" - kann stimmliche Brachialgewalt, "uncut, rough, rugged and raw", nur zuträglich sein.
Den Verdacht, solches - und zwar vor Jahren bereits - tausendfach gehört zu haben, schüren am ehesten die von DJ Chestnut produzierten Beats. Wobei sie trotzdem" Einiges zu bieten haben. Lässt man völlig überflüssige Skits einmal unter den Tisch fallen, zeichnet "The Illes'" vom krawalligen "Intro" bis zum versöhnlichen, Streicher-basierten Abschluss mit dem guten Ratschlag "Think About Your Life" ein stimmiges Bild.
"Now it's doomsday." Die heruntergeschraubte Stimme, eine bedrohliche Chimäre aus Prediger und Geschichtenerzähler aus dem Off, kündet von der nahenden Apokalypse. "Def Jam" kontrastiert den finsteren Einstieg mit schnarrenden Roboter-Vocals.
"Get your funky ass right on the floor!" Derbe, tatsächlich eine Spur funky ... auch ohne eine musikalische Revolution anzuzetteln, zimmert Chestnut taugliche Rahmen um Mc Dooms Zeilen. Häufig collagiert er Geräusche, Stimmen, Effekte, Cuts und Scratches mit ein, Stechende Synthiesounds treffen organische Klänge und satte, wuchtige Bässe.
In "Real" wird auch mal Jimi Hendrix' "All Along The Watchtower" verwurstet. Schräge Saiten zieht "Sucker" auf. Es tönt eben nur alles ein wenig hausbacken, nicht wirklich up-to-date und keine Spur überraschend.
Gleiches gilt für Mc Doom selbst: Zwar lässt er verbale Handkantenschläge auf sämtliche Trommelfelle im Umkreis niedergehen. Eindrucksvoll? Ja. Wiedererkennbar? Durchaus. Innovativ? Nicht die Bohne.
Für Abwechslung sorgen Monroes üppiger, fast schwülstiger Beitrag zu "Oh Lord", oder Bugi, der die dichte, Kriegsfilm-taugliche Kulisse zu "Black Hawk Down" zu verantworten hat. Hier gibt sich mit Ghostface Killah und Solomon Childs hoher Besuch die Ehre. In "Move Yourself" mischt Afu-Ra mit.
Mit einer Ausnahme machen die Gäste an Mc Dooms gebeuteltem Mikrofon keine schlechte Figur. Doch der deutschsprachige ... nunja, Reggae-Deejay Red Rugged gibt mit grausliger Betonung dermaßen THC-geschwängerte Friede-Freude-Eierkuchen-Phrasen von sich, dass das alleine den Tracktitel rechtfertigt: "Killin'".
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