laut.de-Kritik
Selbstzweifel in klavier-dominierten Hynmen.
Review von Stefan JohannesbergDer selbst ernannte Fleischklops des Bombast-Rocks startet sein drittes Comeback. Nach dem superben Kassenschlager "Bat Out Of Hell II" (1993) und dem nicht ganz so erfolgreichen "Welcome To The Neighbourhood" (1996) versucht Meat Loaf mit dem achten Album, seinen Sound ins neue Jahrtausend zu retten. Zwar ohne den kongenialen Songschreiber Jim Steinman unterwegs, gelingt ihm ein überdurchschnittliches Werk, das sich jedoch nicht mit seinen früheren Klassikern messen kann.
Meat Loaf unterteilt seine Scheibe in Chapter eins und zwei. Seine Antriebsfeder, zumindest beim ersten Teil, scheint definitiv die (unglückliche) Liebe zu sein, wie die Lyrics auf "Why Isn't That Enough" und "Love You Out Loud" beweisen. Diese offen zur Schau getragenen Selbst-Zweifel und -Mitleid bilden das passende Fundament für seine pathetischen, klavierdominierten Hymnen, die in der ersten Single-Auskoppelung "Did I Say That" ihren Höhepunkt finden.
Zwischen balladesk ("Why Isn't That Enough"), groovy ("Couldn't Have Said It Better") und Duett ("Man Of Steel") finden sich auch immer wieder unterschwellige Synthie-Klänge und dezente Beat-Experimente: kurz Meat Loafs Zugeständnisse an die moderne Pop-Landschaft. Die neuen Einflüsse schwächen aber das Album mehr, als das sie es stärken. Einige Ecken und Kanten hätten Chapter eins sicher gut getan.
Ganz anders in allen Belangen präsentiert sich dagegen die zweite Hälfte. Nach kurzem, melancholischen Streicher-Intermezzo lässt Meat Loaf seine Selbstzweifel, die Bombast-Hymnen und Synthies zu Hause und holt den guten, alten Rock'n'Roll aus dem Keller. "Tear Me Down" oder Do It" lautet nun die Devise"Testify" erinnert gar an Bon Jovi zu "Keep The Faith"-Zeiten, und selbst die leisen Töne bei "You're Right, I Was Wrong" kommen mal ohne Pathos aus.
Leider verliert Meat Loaf bei seinem Ritt durch die Rock-Geschichte die Einzigartigkeit seines orchestralen Sounds. Beliebigkeit macht sich breit und die Fleischklöpse nicht mehr richtig satt. Nur seine Stimme, die zu den kraftvollsten aller Zeiten zählt, rettet ihn vor dem Mittelmaß. Doch im Endeffekt gibt es nur einen Meat Loaf und ob Klassikerstatus oder nicht, der sympathische Texaner gehört in die Gegenwart.
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