laut.de-Kritik
Flower Power bei Mekong Delta?
Review von Michael EdeleWas ist denn da los? Ein düsteres, cineastisches Intro leitet "Tales Of A Future Past" ein und geht nahtlos in den ersten Track "Mental Entropy" über. Ein Stück, das zunächst einmal alles bietet, das man an Mekong Delta liebt und von Ralf Hubert erwartet. Progressiv-vertrackte Gitarrenlinien, pointierten Gesang, irrwitzige Drumarbeit und ein Bass, der das Ganze auf einmalige Art und Weise abrundet. Und besonders ein Sound, der die Band so gut einfängt, wie nie zuvor.
Aber damit nicht genug: auf einmal drängt sich der wohl eingängigste Chorus in den Song, den man von Mekong Delta je gehört hat. Der von mir zuletzt gescholtene Martin LeMar zeigt seine ganze Stärke und löst sich deutlich stärker von den Gitarrenlinien, wie zuletzt auf "In A Mirror Darkly". "A Colony Of Liar Men" zeigt den Mann ebenfalls von einer extrem starken Seite und vor allem die Bassläufe pendeln hier wieder zwischen beindruckend und einfach nur demotivierend (für jeden Hobbybassisten).
"Landscape II – Waste Land" ist einmal mehr ein Paradebeispiel, wie sich Orchester und Band perfekt verbinden lassen. Hier darf vor allem Peter Lake mal wieder zeigen, welche genialen Gitarrenmelodien er sich aus dem Ärmel schütteln kann und duelliert sich sogar ein wenig mit Ralf Hubert an der klassischen Gitarre.
Und dann gehts richtig zur Sache. "Mindeater" markiert eine Thrash-Nummer, nach der sich selbst Forbidden in ihren Anfangszeiten die Finger geleckt hätten. "The Hollow Men" geht es in Sachen Power zwar ein wenig ruhiger an, ist aber unter der Oberfläche wieder ein kompositorisches Meisterwerk.
Ein wenig spacig beginnt "Landscape III - Inharent", das das letzte Drittel der Scheibe einläutet. Dem folgt mit "When All Hope Is Gone" sozusagen das alles überragende Kernstück des Albums. Laut Aussage von Ralf sind die beiden Songs schon sehr nah an dem, wie er sich die Umsetzung seines Mammutprojekts "Into The Heart Of Darkness" vorstellt. Band und Orchestern verschmelzen hier zu einer großartigen Einheit.
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber: was ist denn da los? Mit "A Farewell To Eternity" betreten Mekong Delta vollkommenes Neuland. Eine Nummer, die fast komplett von Martins Gesang und akustischen Gitarren getragen wird. Die Siebziger lassen kräftig grüßen, was – wenn man Ralphs musikalische Vorlieben kennt – nicht wirklich verwundert. Aber dass so etwas jemals im Mekong Delta-Rahmen erscheint, ist dann doch überraschend.
"Landscape IV – Pleasant Ground" bildet einen furiosen Abschluss und greift ganz nebenbei eine Adaption aus Isaac Albeniz' "Suite Espanol" auf, und zwar den Satztitel "Sevilla" (ok ich gebs zu, hätte mich Ralph nicht drauf hingewiesen, ich hätte keinen Plan gehabt). Ein großartiger Abschluss für ein wieder mal großartiges Album.
Noch keine Kommentare