laut.de-Kritik

Krachmachspaß zwischen Genie und Wahnsinn.

Review von

Ein neues Melvins-Album, das mehr oder weniger in der Originalbesetzung von 1983 eingetrommelt wurde: da reiben sich ältere Semester mit Hang zu rumpeligen Alternative-, Punk- und Psychorock-Klängen natürlich vorfreudig die Hände. Und auf den ersten Blick passt auch alles wunderbar zusammen. Das Coverartwork hebt sich mit der angsteinflößenden Fratzenthematik wunderbar ab. Mit Fünf Songs in gut 35 Minuten kommt auch nicht jede beliebige Band um die Ecke. Und der König von Rom platzt auch gleich mal mit der Tür ins Haus.

Abgedämpfte Powerchords im "St. Anger"-Style vereinen sich mit den verzerrten Vocals von Buzz Osborne und den polternden Beats von Drummer Mike Dillard zu einem rauen Ganzen, das sich auch auf einer "White Zombie"-Platte gut machen würde ("King Of Rome"). Das zweiminütige "Vomit Of Clarity" entpuppt sich als wabernde Introschleife – perfektes Material für den nächsten "Terrifier"-Abspann. Mit dem vertrackten "Short Hair With A Wig" beginnt der intensivere Teil des Albums. Aufgeteilt in mehrere Parts stolpert der Song von einer Rhythmusfalle in die nächste.

Während King Buzz mit wehleidigem Gesang an einen klagenden Mönch im Herbstfrust erinnert, spielt sich Trommler Mike Dillard in einen wahren Taktwechselrausch. Die Band improvisiert, jamt ein bisschen und kehrt zwischendurch immer wieder zum Fundament des Songs zurück, der von einem düsteren Sabbath-Vibe begleitet wird. Weiter geht's mit dem episch startenden Zehnminüter "Victory Of The Pyramids", ein Song, bei dem man vor allem zu Beginn wieder einmal merkt, zu welch grandiosen Harmoniespielereien der Dreier in der Lage ist.

Irgendwann kippt die Stimmung aber. Das Epische weicht und die Band rotzt Rock durch die Boxen wie die Eagles Of Death Metal. Es geht nun hin und her. Nach fünf Minuten pausiert das große Ganze. Alles fällt in sich zusammen. Ein jaulender Frontmann übernimmt das Kommando, und ihm folgen wirre Gitarrenlines und schräge Grüße aus der Rhythmushölle.

Bedrohlich und vertrackt beginnt das letzte Albumkapitel ("Venus Blood"). Mit grungigen Riffs und schleppendem Gepolter läuten Melvins das Ende ein. Abgestumpft, müde und schläfrig schleicht man in Richtung Ziellinie. Irgendwann geht das Licht aus. Das war's. Die alten Herren sind durch. Nichts geht mehr. So eine halbe Stunde Krachmachspaß kann aber auch ganz schön anstrengend sein.

Trackliste

  1. 1. King Of Rome
  2. 2. Vomit Of Clarity
  3. 3. Short Hair With A Wig
  4. 4. Victory Of The Pyramids
  5. 5. Venus Blood

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