laut.de-Kritik
Ausschweifende Veröffentlichungs-Orgie.
Review von Matthias BossallerMetallica vollendeten 1991 mit ihrem selbstbetitelten Album ihre Transformation vom Thrashmetal-Act zur größten Metalband des Planeten. Mit dem sogenannten "Black Album", das sich mehr als 30 Millionen Mal verkaufte, stießen Metallica endgültig die Tür zum Mainstream auf. James Hetfield und Co. bedienten nicht nur Kutten-, sondern auch Bank-Angestellte sowie Anzugträger. Das 30-jährige Jubiläum dieses epochalen Werkes feiert die Band mit einer fast schon ausschweifenden Veröffentlichungs-Orgie. Da wäre zunächst die remasterte Neuauflage auf allen gängigen Tonträgerformaten.
Wie schon bei den vier Vorgängeralben werden Hardcore-Fans zudem mit einem prall gefüllten Deluxe-Box-Set angelockt. Herauszuheben ist freilich "The Metallica Blacklist"-Coveralbum. Auf diesem haben sich 53 Künstler aus den unterschiedlichsten Genres versammelt, um Stücke des Black Albums auf ihre Art zu interpretieren. Dass sich darauf Stars aus der Popwelt wie Miley Cyrus oder Elton John befinden, zeigt einmal mehr, welchen Stellenwert Metallica über die Metal-Grenzen hinaus besitzen.
Mit dem Black Album verabschiedete sich die Band endgültig vom Thrash. Dennoch ließ sich damals ein Gros der Metalszene darauf ein. Eine gewisse Wut und Aggressivität ist immer noch in der Musik zu spüren. Das liegt an hart zuschlagenden Stücken wie "The Struggle Within", "Through The Never" oder "Don't Tread On Me". Gitarrist Kirk Hammett serviert immer noch schneidende Riffs, und Sänger Hetfield grölt und röhrt in bester Headbangerart bei den Stadionrockern "Sad But True" und "Holier Than Thou". Produzent Bob Rock veredelte seinerzeit den Longplayer mit einem herausragend druckvollen Sound (vor allem beim Schlagzeug), der selbst die hartgesottenen Fans der ersten Stunde zu überzeugen wusste. Auch die remasterte Version gefällt mit ihrem satten Klang.
Die größte stilistische Innovation vollbrachten Metallica mit den majestätischen Powerballaden "The Unforgiven" und den Überhits "Enter Sandman" und "Nothing Else Matters". Bei Letzterem kommt Hetfields sensible Seite zum Vorschein.
Auf dem opulenten Coveralbum "The Metallica Blacklist" befinden sich nur eine handvoll Songs, die als Metal oder harter Rock durchgehen würden. Ghost versuchen sich wie auch Weezer an "Enter Sandman". Beide Versionen kommen etwas schlapp daher. Was vor allem am dünnen Gesang liegt. Royal Blood mit "Sad Bad True" und "Holier Than Thou" von Slipknot-Sänger Corey Taylor klingen schon knackiger, bewegen sich aber nah am Original. Punkig geht es bei Pup und Off! zu, der Band um den Circle Jerks-Sänger Keith Morris. Die Emo-Punker Idles interpretieren "The God That Failed" krachig und monoton – das Original ist kaum zu erkennen.
Ansonsten spannt sich das musikalische Spektrum von Country über Jazz und Hip Hop und Folk bis hin zu Electronica. Diese genrefremden Versionen verpassen den Metallica-Songs eine ganz neue und frische Note. Einige Hörer werden eher von dekonstruierten Liedern sprechen. Wie auch immer: Die meisten Metalfans werden wenig damit anfangen können.
St. Vincents "Sad But True" lässt sich als Glam-Funk-Disco-Song beschreiben. Moses Sumney verpasst "The Unforgiven" eine luftige Soul-Pop-Note. Miley Cyrus' Allstar-Ensemble um Elton John, Red Hot Chili Peppers-Drummer Chad Smith und anderen ergibt da schon mehr Sinn. Deren "Nothing Else Matters" erzeugt gar den einen oder anderen Gänsehaut-Moment. Die französische Sängerin Izïa vermag dies mit ihrer Umwandlung von "My Friend Of Misery" jedoch nicht.
Richtig cool geraten ist dagegen der Beitrag des US-amerikanischer Tenorsaxophonist Kamasi Washington zum selben Stück. Wer auf Jazz steht, kommt hier voll auf seine Kosten. Der Reggaeton-Hitmaker J. Balvin agiert bei seiner Version von "Wherever I May Roam" so halbherzig, dass man glauben könnte, es handelt sich lediglich um eine Demoversion. Flatbush Zombies elektronische Rap-Variante von "The Unforgiven" ist da von einem ganz anderen Kaliber.
Und so geht es fröhlich weiter mit dem musikalischen Gemischtwarenladen. Dem Hörer wird einiges abverlangt. Ob es eine gute Idee war, zwölfmal hintereinander "Nothing Else Matters" oder sieben Mal "Sad But True" auf das Album zu packen, sei mal dahingestellt. Die Meinungen zu diesem ungewöhnlichen Coveralbum werden genauso auseinander gehen wie einst bei Metallicas Kollaboration mit Lou Reed bei "Lulu" von 2011.
Die Sammler-Box ist dagegen über jeden Zweifel erhaben und lässt mal wieder keine Wünsche offen. In dieser Schatztruhe befinden sich ein Doppelvinyl des Black Albums, eine "Sad But True"-Picture-Disc, drei Live-Vinyls, schlappe vierzehn CDs, sechs DVDs mit unveröffentlichtem Material, vier Tourpässe, ein Schlüsselband, drei Plektren, ein Textordner und ein 120-seitiges Buch. Lobend zu erwähnen ist, dass die Einnahmen aus sämtlichen Albumverkäufen, Downloads und Streams an die 2017 von der Band selbst gegründete "All Within My Hands"-Stiftung sowie über 50 weitere Wohltätigkeitsorganisationen gehen.
12 Kommentare mit 28 Antworten
Das Coveralbum ist definitiv ein kleines Highlight. Besonders loben möchte ich an dieser Stelle The Unforgiven von Cage the Elephant, die Version ist großartig.
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Ach Du je, jetzt haben Fake-Suchtis auch noch den arge ausgebuddelt. Wie kann man nur so eine Hassfratze haben, ey..
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Kann man gelöschte Nicks wieder neu besetzen oder wie?
müsste gehen, hab ich bei dem garret-acc auch mal gemacht
Jemand Bock auf SirPsycho777?
Wäre kein Problem für mich, steh ich drüber...
Gab ja auch mehr Lautuser als Dr. Who-Besetzungen.
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Dieser Kommentar wurde entfernt.
Gibt es eine offizielle Quelle zur getätigten Aussage, dass sämtliche Einnahmen gespendet werden sollen? Mir war dies bisher lediglich für die ausschließlich in Deutschland veröffentlichte limitierte "Enter Sandman" Single bekannt.
Auf metallica.com steht:
"Available on digital & streaming now and arriving on vinyl & CD on October 1st, all profits will be donated to charities of each contributing artist’s choice along with Metallica’s own foundation, All Within My Hands."
Haga, bester Hagamann! Grüße gehen raus! Hier ist Dein alter lauti mit neuem Nick.
Hier die Authentifikation:
https://www.laut.de/Slayer
haga ♥ auch als englisches zitat ein genuß
Dieser Kommentar wurde vor 3 Jahren durch den Autor entfernt.
Schöne Sache. So kann sich jeder seine eigene Metallica-Blacklist-Playlist zusammenstellen.
Das ist meine:
1. Weezer: Enter Sandman
2. Royal Blood: Sad But True
3. Biffy Clyro: Holier Than Thou
4. Diet Cig: The Unforgiven
5. Jon Pardi: Wherever I May Roam
6. Volbeat: Don‘t Tread On Me
7. The HU: Through The Never
8. Phoebe Bridges: Nothing Else Matters
9. Goodnight, Texas: Of Wolf And Man
10. Idles: The God That Failed
11. Kamasi Washington: My Friend Of Misery
12. Metallica: The Struggle Within
Bonus Tracks:
St. Vincent: Sad But True
Cage The Elephant: The Unforgiven
Mit Abstand bester Song: The Warning - Enter Sandman
Mit Abstand schlechtester Song: Weezer - Enter Sandman