laut.de-Kritik
Feierverbot mit Schlechter-Laune-Garantie.
Review von Rinko HeidrichTschüss Sommer, willkommen zurück in der Scheiße. Und damit ist nicht mal die aktuelle Pandemie-Situation gemeint, denn die vielleicht schlechtgelaunteste Band der Welt veröffentlicht über Sub Pop ihr viertes Album "Atlas Vending". Die Noise-Rocker glänzen schon seit Jahren mit der beeindruckenden Konstanz kompletter Spaßbefreitheit. Ihre Alben verlaufen an der Grenze zwischen Nervenzusammenbruch und feindseliger Abneigung.
"Pulse" treibt direkt zu Anfang genau diesen weit nach oben. Die bewährte Formel zwischen dem Snare-Drum-Geprügel von Hayden Menzie und dem Ausgekotze von Sänger Alexis Edkins funktioniert immer noch. Prog-Rock Elemente wie bei "Black Midi" bleiben für die kanadischen Punks außen vor. Es geht weniger um technische Fertigkeiten, als um eine komplett einnehmende Atmosphäre, in der Trommelfell und Schlagzeug gleichermaßen eine unsanfte Behandlung bekommen. Sobald eine Idee von Blues oder Song auftaucht, zerschreddert ein sägendes Riff dieses zarte Pflänzchen an Hoffnung.
Und doch befindet sich die Band aus Toronto auf dem Label Sub Pop, über das einst schon Nirvana ihren Hass auf die Welt absonderten. Doch Kurt Cobain spann immer eine feine Melodie ein, die seine Punk-Ideen letztlich für ein Mainstream-Publikum tauglich machte. Metz verschwenden nicht mal den Gedanken daran. Bevor sie in "Youth Industrial Park" fast wie das Wunschkind von Grunge und Stoner Rock klingen, endet doch alles wieder in unbändigem Hass-Lärm.
Diese beeindruckende Sturheit macht Metz zu einer bis aufs Blut integeren Band, die gerade live fast rauschhafte Zustände evoziert und bockig auf jegliche Vereinnahmung reagiert. In der richtigen Stimmung einfach die geilste Band der Welt und doch mitunter zu gewollt auf Krawall gebürstet. In dieser Band stecken locker die nächsten Japandroids ("Hail Taxi") oder das nächste große Stoner-Rock-Monster, dass die Queens Of The Stone Age locker ablösen könnte. Es gewinnt letztendlich der Urtrieb. Feuer bekämpft Feuer, Schmerz gegen Schmerz und Kraft gegen Kraft.
Dieser anfangs faszinierende Schaukampf befriedigt den Voyeurismus mittels Prügel-Orgien, verliert aber in ideenlosen Kloppern wie "Sugar Pill" auch schnell seinen Reiz. Metz wälzen das Prinzip immerhin auf mittlerweile vier Alben aus und holten dabei im Gegensatz zu Bands wie Uniform erstaunlich viel aus ihrem Sludge-Punk und Noise-Rock heraus. Das Potential, zukünftig noch weitere Schattierungen von Grau auszuloten, ist hier definitiv vorhanden.
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