laut.de-Kritik
Tagebucheinträge in musikalischer Form.
Review von Yan VogelDer Tod von Linkin Park-Frontman Chester Bennington liegt noch kein Jahr zurück. Nach zahlreichen Beileidsbekundungen und einem groß angelegten Tribute-Konzert reiht sich Linkin Park-Mastermind Mike Shinoda nun solo und höchstpersönlich in die Riege der Ehrerbietenden ein.
Seine Trauerbewältigung "Post Traumatic" folgt dem Schlingerkurs der stilistischen Offenheit, den Shinoda in den letzten Jahren eingeschlagen hatte. Dabei treten vor allem seine Hip Hop-Wurzeln zutage, die er bereits in zahlreichen Linkin Park-Kollaborationen, unter anderem mit "Jay-Z auf Collision Course" oder seinem Sideprojekt Fort Minor, offengelegt hat.
Der Anfang 2018 vorgeschobenen "Post Traumatic EP" legt Shinoda nun die 16 Tracks umfassende Platte nach. Seinen Schmerz über den Verlust gießt der MC in Midtempo-Beats und melancholische Hooks. Über den Lyrics liegt der Trauerflor, Shinoda berichtet minutiös von den Geschehnissen, die sein zerwühltes Gemüt beschäftigen.
Allerdings wirkt das Dargebotene fragmentiert, wie Tagebucheinträge in musikalischer Form. Das Popschema regiert, und nach eineinhalb Minuten ist alles gesagt. Spannende Einfälle wie "Ghosts" verpuffen so leider in Windeseile. Im dezent rockigen "Watching As I Fall" oder im atmosphärisch-bedrohlichen "Brooding" arbeitet der Amerikaner mit coolen Ideen und Sounds. Es fehlt jedoch der letzte Schliff. Als Tiefpunkt weckt "Hold It Togheter" Erinnerungen an die Boyband-Hochphase in den Neunzigern.
Das größte Interesse generiert er mit der Gestaltung der zahlreichen Videos zu den Vorab-Tracks. Der Fokus liegt auf Shinoda selbst, zeigt ihn in diversen Clips, in denen er versucht, nach dem Verlust seines Freundes wieder Fuß zu fassen, ob beim Produzieren, inmitten einer Menschenmenge oder rastlos umher tigernd. Die ungekünstelte Aufmachung nebst einfacher Kameraführung gibt einen wesentlich besseren Eindruck in sein Seelenleben, als es die oberflächliche Musik allenfalls ansatzweise leistet.
Die Beiträge von Kollegen wie Deftones-Sänger Chino Moreno, Machine Gun Kelly oder Blackbear beweisen, wie groß die stilistischen Einflüsse gelagert sein könnten. Diese Grenzen auszuloten, hätte zu einem fordernden Klangexperiment führen können. Alternative? Rock? Fehlanzeige! Ungeachtet dessen bedeutet Shinodas Soloausflug für Millionen Fans die Welt, auch wenn "Post Traumatic" vor allem eins beweist: Wie sehr ihm Input und Stimme von Chester Bennington fehlen.
9 Kommentare mit 4 Antworten
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Ach gottchen is die Scheibe langweilig... Nicht mal wirklich schlecht, einfach nur langweilig, fahrstuhlmucke für ein-etagen-häuser, des einzig taugliche gab's schon uff der ep
Ich würde mal lieber auf die Texte achten
2/5.. der hat wohln Vogel der Yannik da oben, oder wie der heißt
ist aber schon richtig, dass die besten Tracks im Voraus veröffentlicht wurden, 2/3 des Albums sind wohltuend raplastig (mit schöner Varianz im Flow abseits des LP-Korsetts), 1/3 zumeist gesangstechnisch solide Stücke. Ab und an wird auch zwischen diesen beiden Stilen gewechselt ("Ghosts" oder auch das stimmungsvolle Intro "Place to start"). Mike fühlt sich hörbar wohl in der neuen Rolle des alleinigen Künstlers, der fernab des FM-Projekts verschiedene Stile ausprobiert, seinen Rapwurzeln aber stets treu bleibt ("Running from my shadow").
Ausprobiert..das lässt sich wohl auch allgemein über das Album sagen. Manches wirkt nicht ganz ausgereift, manchmal fehlt schlicht der entscheidende Kick im Soundbild. Dennoch macht es Spaß, ihn als prägenden Hauptact zu hören, gerade nach der immer schwächer werdenden Frequenz auf den letzten LP-Alben, auf denen er schon fast musikalisch degradiert wirkte. Ab und an hört man den bewährten LP-Sound auch noch raus, wie etwa in der Hook zu "Watching as i fall" oder dem Interlude in "Crossing a line".
Richtig mitreißen kann das Album auf die ganze Länge hin bezogen jedoch nicht immer, weder schwelge ich in sinnierenden Emotionen wie es das brüchige "Over again" vermitteln möchte, noch sitze ich stur kopfnickend da, aber es ist für sich gut, wie es ist. Mike einfach mal über längere Strecken befreit rappen zu hören, die überwiegend gute Produktion im Hintergrund.
Eher biedere Stücke ohne große Überraschungen wie "Hold it together" oder "Worlds on fire" schaffen aber leiden nicht die gleiche Atmosphären eines "Nothing makes sense anymore" zu transportieren, dessen beinahe mystische Instrumentalisierung Pforten in ruinenhafte Szenarien öffnet. Features mit MGK können gerne weitere folgen, Representer wie "I.O.U" auch, schön auch ein endlich wiederkehrendes sphärisches Instrumental ("Brooding").
"Promises i can't keep" wirkt mit seinen poppigen Effekten noch ein wenig wie aus der OML-Phase herübergerettet, "Make it up as i go" setzt in dem von ruhigeren Gesangsnummern dominierten Mittelteil trotz lebhaften Rapverses keine entscheidenden Akzente, dazu fehlt dem Refrain der bereits erwähnte finale Punch, der an anderer Stelle durchaus besser gesetzt werden konnte
In Worten "About You", der dann auch beste Track. Dort stimmt das Gesamtpaket aus textlich zweifelnder doch hungriger Atmosphäre, melodischem Klanggerüst samt überzeugenden Rapeinlagen und stimmig eingesetzten Feature. Ebenso erwähnenswert die erfrischend futuristischen Schlussmomente, die mich etwas an "Mind game" vom Prey-OST erinnert haben.
Als LP-Fan für mich doppelt enttäuschend: Langweilig und und oberflächlich.
Wenn man die Hintergrundgeschichte dieses Albums ignoriert, kann man sich das sogar anhören, sowas wie ein Pt. 2 von One More Light.
Ich muss sagen dass mich Post Traumatic von Mike Shinoda immer wieder berührt wenn ich es höre dieses Album zeigt für mich einfach wie krass bewundernswert Mike einfach ist gerade so Songs wie "Over Again", "Nothing makes sense Anymore" oder "Crossing a line" berühren mich jedes mal aufs neue und ich finde das Album ist für mich eine absoulute Empfehlung an jeden der gerade um jemanden Trauert und somit kann ich Post Traumatic von Mike Shinoda keine andere Wertung als 10/10 Punkten geben
Liest sich, gerade in Kombination mit dem Nick, als wäre dieser Kommentar vor 15 Jahren verfasst worden.