laut.de-Kritik
Lieber an seiner als an Axl Roses Schulter.
Review von Stefan MertlikDer Titel verspricht, was das Album tatsächlich hält. Milow inszeniert sich auf "Lean Into Me" als bodenständiger Sympath, der den Fans eine Schulter zum Anlehnen bietet. Dabei erzählt er Geschichten aus seinem Leben, die jeder nachvollziehen kann. Dass der 37-jährige Weltstar seit sieben Jahren im sonnigen Venice Beach und nicht mehr in Belgien lebt - geschenkt. Einer von uns, so behauptet er zumindest, ist er geblieben.
"Story of my life in 1995 / A hero in Chicago, a legend in my mind / A million lonely nights, a million times I tried / To jump like Michael Jordan, but never quite as high", erinnert sich Milow auf "Michael Jordan" an seine Jugend zurück. Damals hingen noch Poster des NBA-Spielers und keine Platinplatten an seinen Wänden. Dass es Milow aber nicht nur darum geht, aus dem eigenen Erinnerungsschatz zu schöpfen, zeigt die Bridge im späteren Verlauf des Songs. Darin blickt er auf sein 49-jähriges Zukunfts-Ich: "My dad has passed he's been long gone / I wish he'd met my teenage son / It's been harder than I thought to raise him".
Nach dem Vorgänger "Modern Heart" von 2016, der einen zeitgenössischen Soundansatz verfolgte, besinnt sich Milow wieder auf seine Kernkompetenzen: Einfache Radiosongs, die sich im Hirn festsetzen wie ein Fuchsbandwurm. Akustikgitarre, Fingerschnipsen, Dur-Akkorde - mehr benötigt der Wahlkalifornier nicht. Die Platte entstand zusammen mit seinem Bandgitarristen Tom Vanstiphout sowie Produzent Jo Francken. Beide sind enge Freunde, mit denen er aus dem Entstehungsprozess ein paar Kumpelwochen zwischen Strand und Studio machte.
Dass Milows Stärke nicht in den lauten Tönen liegt, wissen selbst Unkundige seit dem 50-Cent-Cover "Ayo Technology". Mit "Loud & Clear" bietet der gebürtige Antwerpener auf "Lean Into Me" aber auch einen aufgedrehten Moment. Ein stoisch stampfender Beat, eine Gitarre mit Strombetrieb und ein stumpfer "Dadadada"-Singalong-Chorus reichen für eine Teilnahme beim Tauschkonzert auf VOX, treiben allen anderen aber die Schamesröte ins Gesicht.
Milow sieht nicht nur wie ein lieber Kerl aus, er bestätigt es auch mit seiner Themenwahl: Ob die Liebeserklärung an die Langzeitfreundin ("Laura’s Song"), das Mutmachen in schlechten Zeiten ("Lay Your Worry Down") oder das Erinnern an lebende und verstorbene Freunde ("All The Lights"), bei ihm klingt alles freundlich, fast schon harmlos. Aber genau deshalb möchte man sich lieber an Milows als an Axl Roses Schulter anlehnen: "Lean into me, with your back and your mind / Lean into me, when you're broken inside".
1 Kommentar
is das nich der langweilige Belgier mit der langweiligen Mukke die vor ein paar Jahren jeder voll abgefeiert hat?