laut.de-Kritik
Die Schweiz ist eine entlegene Insel im Südpazifik und keine Alpenrepublik.
Review von Martina SchmidDraußen herrschen selbst nachts noch mörderische Temperaturen, die Laken könnte man theoretisch täglich wechseln, von den lästigen Blutsaugern ganz zu schweigen. Man sehnt sich nach eisgekühlten Cocktails und einer Hängematte im Schatten von großen Kokospalmen. Bis es so weit ist legt man vielleicht mal "Minuit" auf.
Der Schweizer Minus 8, vor allem bekannt durch seine Deejay Aktivitäten in und um Zürich, überrascht mit seinem zweiten Producer Album mit ganz und gar un-helvetischen Klängen. Entgegen seiner ehemals den Broken Beats gewidmeten DJ Sets vermittelt der 40-jährige Architekt den Eindruck, die Schweiz sei eine entlegene Insel im Südpazifik und keine Alpenrepublik.
"I Love The Tropical Sun" bekennt eine säuselnde Frauenstimme im eröffnenden "The Sun", und das ist im Folgenden unschwer zu überhören. Für "At The Beach" und "White" kann man ohne schlechtes Gewissen dem Bossa Nova die Schuld geben. Die richtige Dosis Percussions, Flöten in Kombination mit dem rhythmischen Portugiesisch der Vocals machen die Songs zu den Höhepunkten des Albums, die unbeschwerte Sommerabend Laune verbreiten. "Theia" kann da noch am ehesten mithalten, auch wenn hier die angenehm jazzigen Elemente der Vorgänger einer allzu abgelutschten "Cafe Del Mar" Ästhetik Platz machen müssen, nicht ohne dass der House Track "Starlight" zuvor gar seichte Gewässer durchschwommen hat.
Zwischen Titel 7 und 12 bietet sich anschließend eine kleine Siesta an: die Eintönigkeit eines "Come Along, Again" oder "Do It The Way" laden förmlich zu einem Schläfchen ein. Um so wacher sollte man dafür den krönenden (fast) Abschluss von "Minuit" genießen. Mit "A Concha Cor De Rosa" hat Minus 8 einen 1a Latin Drum´n´Bass Roller geschaffen.
Anfangs noch wie ein frische Brise, stockt "Minuit" nach einer Weile, und wirkt dann lähmend und ermüdend wie drückende Schwüle. Trotz sonnigen Momenten gestaltet sich der Sound des Albums doch allzu vorhersehbar. Zwischen Juni und Ende August dennoch sicherlich bedenkenlos zu konsumieren.
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