laut.de-Kritik

Die Münsteraner drücken einen ordentlich an die Wand.

Review von

In Münster scheint noch eine gesunde Underground-Szene zu existieren. Zwar haben es die Kollegen von Neaera früher geschafft, einen Deal einzusacken, die dienstältere Band ist aber definitiv Misery Speaks. Und der Vorteil bei den Jungs: Der Sänger geht lang nicht so auf den Sack.

Auch musikalisch gebe ich Misery Speaks den Vorzug. Denn der Death Metal der Münsteraner drückt einen ordentlich an die Wand. Dass da immer wieder Namen wie At The Gates, In Flames oder - in den simpleren, aber dafür umso mächtigeren Momenten - Amon Amarth auftauchen, spielt dabei keine Rolle. Ganz im Gegenteil. Zeigt es doch, wie sehr die Jungs ihre Sache beherrschen und wie flexibel sie sind.

Gibt der Opener "First Bullet Hits" noch gnadenlos auf die Fresse, tauchen bei "I Am Never Enough" die ersten Amon Amarth-Zitate auf. Fast schon epische Gitarrenmelodien erklingen, machen aber lange nicht das Gesamtbild des Songs aus. Da steht wildes Doublebass-Geprügel neben Offbeats und Breitwandriff neben ausgefeilten Soli. Doch auch vor ruhigen, unverzerrten Tönen schrecken die Jungs nicht zurück (das überaus geniale "Denial").

So geht es in einem fort, und wenn einen Misery Speaks nicht einfach nur an die Wand drücken, überraschen sie mit geschickt versteckten Gimmicks, die man sich erst raushören muss. Dass Dan Swanö (Edge Of Sanity, Bloodbath, Nightingale) den Mix übernommen hat, zahlt sich definitiv aus. So kommen die Riffs und Melodien der beiden Gitarristen Martin und Stephan je nach Bedarf fett oder filigran zur Geltung.

Gleichgültig ob ein Song wie "Hate Remains" mit Lichtgeschwindigkeit über einen wegrauscht oder das kurze "Where Truth Lies" mit satten Grooves und jeder Menge Melodie dich platt walzt - Misery Speaks mögen mit Zitaten der oben genannten Bands hantieren, kopiert wird hier allerdings ganz und gar nicht. Vollkommen aus dem Rahmen fällt die letzte Nummer "All Bones Broken". Dabei handelt es sich wohl um so etwas wie den Chill-Out-Track. Denn trotz zeitweiliger Verzerrung überwiegen die relaxten Momente.

Auf der Special Edition gibt es noch eine Coverversion von Dismembers "Collection By Blood" auf die Ohren und das Video zu "First Bullet Hits" auf die Augen. Kann sich sehen und vor allem hören lassen.

Trackliste

  1. 1. First Bullet Hits
  2. 2. I Am Never Enough
  3. 3. Denial
  4. 4. Feathering Soil
  5. 5. Casted By Halo
  6. 6. Haven Still Waits
  7. 7. Hate Remains
  8. 8. Three Times Never
  9. 9. Where Truth Lies
  10. 10. Distortion Factor
  11. 11. Subject: Fear
  12. 12. All Bones Broken
  13. 13. Collection By Blood (Bonus)
  14. 14. First Bullet Hits (Video)

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