laut.de-Kritik
"I see big titties and nice asses right here"
Review von Daniel StraubDie spanische Stadt Barcelona ist so etwas wie das Mekka der elektronischen Musik. Jedes Jahr im Juni pilgern Produzenten, DJs, Promoter, Label-Macher und zahllose Fans in die katalanische Metropole. Den Rahmen für das Szene-Treffen bildet das Sonar-Festival, das neben den geschäftigen Messe-Stunden tagsüber auch zahllose Performances und Auftritte im Programm führt. Bei einer derart harten Konkurrenz gilt es sich spektakulär in Szene zu setzen, will man Aufmerksamkeit erregen.
Deshalb hat sich die französische Electro-Katze Miss Kittin für ihren Auftritt beim Sonar ebenfalls nicht lumpen lassen und ein spezielles Programm zusammen gestellt, das die Grenzen zwischen Live-Performance und DJ-Set verwischt. Als besonderes Zückerlein gibt sich außerdem noch Kittins langjähriger Partner The Hacker aka Michel Amato die Ehre.
Konzipiert als einstündiges Set, stehen bei "Live At Sonar" eindeutig die eigenen Produktionen von Miss Kittin im Vordergrund. Daneben drehen sich aber auch Tracks von Ricardo Villalobos, Boards Of Canada, Aphex Twin oder Modeselektor auf den Plattentellern. Das Ergebnis ist ein atmosphärischer Mix, der auf die bei Miss Kittin gerne mal hervorgeholte Dampfwalze verzichtet und stattdessen eine beinahe meditative Ruhe ausstrahlt.
Als Trademark-Sound legt Miss Kittin live Vocals über viele der Stücke, oft zusätzlich zu den von Platte kommenden, und interagiert in bester MC-Tradition mit dem Publikum ("I see big titties and nice asses right here"). Diese Konzeption verleiht dem "Live At Sonar"-Mix einen lebendigen und persönlichen Charakter, der die 70 Minuten zu einem kurzweiligen Hörgenuss werden lässt. Feine Tracks wie der Superpitcher-Remix des MFA-Stücks "The Difference It Makes" tun das ihrige, um "Live At Sonar" zu einer gerne gehörten CD zu machen.
Zeigten sich in letzter Zeit doch deutliche Auszehrungserscheinungen, wenn Miss Kittin an die Plattenteller getreten ist, so hat sie mit "Live At Sonar" ein mächtiges Statement in CD-Form gegossen. Schön wäre, wenn die Performance keine einmalige Angelegenheit für das Sonar bleiben, sondern auch in anderen Clubs zu Aufführung kommen würde. Die Chancen dafür stehen allerdings nicht besonders gut, schließlich wissen sich die Sonar-Macher seit jeher den Exklusivitäts-Bonus zu sichern.
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