laut.de-Kritik
Dicke Bass-Packung für die Fahrt auf der Überholspur.
Review von Karim ChughtaiDas multitalentierte Energiebündel aus Frankreich meldet sich ein Jahr nach dem Debüt "Targets" mit einem neuen Mix zurück. "Mixshake" nennt sich das Werk und schüttelt - neben Ärschen auf der Tanzfläche - auch einige Synapsen gehörig durcheinander. Ein gewaltiges Feuerwerk aus 40 Tracks verspricht, gepaart mit einer kompromisslosen, harten Rave-Attitüde, vor allem eines: Bass, Bass und nochmals Bass.
Wer Missill je live erlebt hat weiß, dass die Show nichts für schwache Nerven ist. Als wäre sie direkt aus einem japanischen Comic hinter das DJ-Pult gesprungen, hüpft, tanzt, klettert sie quietschfidel hinter den Plattenspielern umher, bis auch die letzte Person im Club keine andere Wahl hat, als mitzumachen.
Die zuckersüße Pariserin steht immer unter Strom. Arbeitet sie nicht gerade an ihrer Musik, so wendet sie sich ihren weiteren Leidenschaften zu: Graffiti und Design. Jedes Cover ihrer Veröffentlichungen gestaltet sie daher natürlich selbst.
Ihre DJ-Sets gleichen Showcases. Dass dabei ein Track eine ganze Minute läuft, stellt eher eine Seltenheit dar. Knappe 80 pro Stunde lautet die Bilanz des spektakulären "Target"-Tour Sets. Live steckt diese sympathische Energieladung natürlich an, konserviert wie auf "Mixshake" kann die Packung allerdings etwas zu viel werden.
Der Mix wirkt hektisch, besitzt wenig Dramaturgie und gibt von Track 1 bis 40 ausschließlich direkt auf die Fresse. Verschnaufen? Fehlanzeige. Es verhält sich ähnlich wie im Falle von "Terminator 4": tolle Action, gewaltige Explosionen, aber dem Stück fehlt leider das Herz.
Wirklich schade, denn Missill mixt fantastisch. Bassline House, Grime, Hip Hop, Booty, Rave, Breakbeats und Electro klatschen sich nach maximal 90 Sekunden (inklusive Übergang) ab. Technisch ist absolut einwandfrei, was hier geboten wird.
Zudem beweist die Dame Stilsicherheit in der Auswahl: Die Bass-Monster Machines Don't Care, Deutschlands Repräsentanten CLP aka Chris De Luca & Phon.o und Booty-Experte DJ Funk treffen auf Ed Banger SebastiAn und Mr. Oizo, die Wunderkinder Bobmo und A-Trak sowie die Rave-Superhelden Nadastrom oder Count & Sinden.
Ihre Zutaten selektiert sie sorgfältig und behutsam, garantiert stets eine abwechslungsreiche Mischung verschiedener Künstler und Genres. Trotz alledem fehlt dem "Mixshake" ein wohl durchdachter Aufbau, er endet somit leider in einem teilweise belanglosen Rave-Gepolter.
Natürlich bleibt alles eine Frage davon, wann und wo der Mix genossen wird. Auf der linken Autobahnspur: okay. Sollte Stau aufkommen, bekommt man allerdings ein ernst zu nehmendes Problem.
MC Dynamite kündigt es im Intro bereits passend an: "Missill again, that's just what it is." Bunt, schrill, laut. Äußerlich wie akustisch bleibt die Französin einzigartig. Sie überzeugt in der DJ-Funktion live jedoch mehr als auf CD gepresst.
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