laut.de-Kritik
Die Apokalypse lässt sich Zeit.
Review von Kai ButterweckErst vor drei Monaten beglückten die schottischen Post-Rocker von Mogwai ihre Anhängerschaft mit dem Remix-Album "A Wrenched Virile Lore". Nun steht mit "Les Revenants" bereits das nächste Werk der emsigen Insulaner in den Startlöchern.
Zwar präsentiert sich auch dieses Album nicht als offizieller Studio-Nachfolger des fulminanten "Hardcore Will Never Die, But You Will" von 2011, sondern als Soundtrack-Album zur gleichnamigen französischen TV-Serie, doch das ändert nichts am detailverliebten Hochgenuss, den die Schotten hier abermals abliefern.
Mystisch, dennoch leichtfüßig sorgen Mogwai für außergewöhnliche Hintergrundbeschallung, die perfekt zur innovativen Zombie-Thematik des Canal+-Erfolgs-Formats passt. Mit schwerelosen Piano-Themen und akzentuierten Synthie-Sphären leistet das Quintett im ersten Drittel ("Hungry Face", "Jaguar", "The Huts") seichte Einstiegs-Arbeit.
Es dauert über zehn Minuten, ehe sich Mogwai auf "Kill Jester" erstmals als Kollektiv präsentieren und mit mitreißenden Harmonien an die Sternstunden des letzten Studioschaffens anknüpfen. Es gibt nur wenige Bands, die simple Melodien in ein derart betörendes Gewand stecken können.
Das sich langsam steigernde "Special N" positioniert sich nach den beiden ruhigen Klangreisen "The Messiah Needs Watching" und "Whisky Time" als nächster Eckpfeiler des Albums. Man kann sich den sphärischen Klängen nur schwer entziehen.
Auch wenn Mogwai für dieses Projekt nahezu komplett auf gängige Rock-Elemente verzichten und die bandtypischen Spannungsbögen primär unter der Oberfläche schlummern, schaffen die Schotten dennoch ein gewaltiges Ganzes, das den vergangenen Band-Werken in punkto Ausdruck und kontrollierter Geballtheit in nichts nachsteht.
Diszipliniert, dennoch frei von Zwängen, geben sich wabernde Key-Effekte ("Relative Hysteria") und Mobile-Sounds ("Fridge Magic") die Klinke in die Hand. Mit offenen Arrangements und einem unvergleichlichen Gespür für Yin-und-Yang-Stimmungen sorgt die Band für ein permanent wohliges Grundgefühl, das der geheimnisvollen, dunklen Basis der Serien-Thematik einen durchweg hoffnungsvollen Schimmer verleiht.
Das drohende Unheil entfaltet sich nur unterschwellig. Pünktlich zum Finale ("Wizard Motor"), wenn flirrende Orgelschwaden und crunchige Gitarren ein schlürfendes Paket schnüren, packt die Sound-Apokalypse dann aber doch noch zu.
10 Kommentare
Ich hör grad Kill Jester und tja, was soll man dazu noch sagen? Ich liebe diese band dafür, dass es sie gibt.
Oh, gott, noch eine Platte, die ich mir kaufen muss, ich komm dieses Jahr gar nicht hinterher; so viele gute Veröffentlichungen... so wenig Geld...
Also, das ist schon keine schlechte Musik, und für einen Soundtrack sicher auch Oberklasse (sag ich, ohne die neue Serie oder den dazugehörigen Film von 2004 gesehen zu haben), aber an die Intensität eines "vollwertigen" Mogwai-Albums kommt das keinesfalls ran.
Also das Kräuterbutterbaguette unter den Lungenbrötchen. So ist's recht.
Die Metapher hab ich auch noch nie gehört .
es gibt so viel großartigen post-rock _neben_ mogwai. warum feiert alle welt mogwai??? kennt laut.de noch andere post-rock-bands (und zwar wirklich!) außer mogwai, GSYBE!, EitS, GiaA, caspian, russian circles und wenige andere???