laut.de-Kritik
Die Fahnen wehen auf Halbmast.
Review von Toni HennigMit "Symphonic Live" bekam man vor fünf Jahren erstmalig Mono Inc.-Songs im sinfonischen Gewand geboten. Mit der Platte erreichten die Hamburger die Top 5 der deutschen Albumcharts. Im Frühjahr diesen Jahres fand eine neue Tournee mit insgesamt achtzehn Konzerten statt. Den Gig vom 3. Mai im Stuttgarter Theaterhaus gibt es nun mit "Symphonic Live - The Second Chapter" zum Nachhören.
Dabei legt schon "Louder Than Hell" mit sparsamer Pianobegleitung und kitschigen, dramatischen Streichern die Fährte für den weiteren Verlauf. Dass sie auch etwas anspruchsvollere und kreativere Stücke im Repertoire haben, bewiesen Martin Engler & Co. zuletzt auf ihrem aktuellen Studioalbum "Ravenblack" mit dem abwechslungsreichen und mit interessanten Tempowechseln gespickten "Never Alone". Leider bekommt man während des Auftritts fast durchgängig Melodien vom Reißbrett geboten, die so simpel ausfallen, dass sie Wolfgang Petry ernsthafte Konkurrenz machen.
Dazu erfüllen die von Themen wie Tod, Trauer, "Liebe", "Schmerz" und Abschied durchzogenen, nach dem "Reim-Dich-oder-ich-fress-dich"-Prinzip zusammengedichteten Lyrics die üblichen Düster-Klischees und sind in ihrer Pathetik nur schwer zu ertragen. "Die Fahnen wehen auf Halbmast" lautet es in der Coverversion des Joachim Witt-Stückes "Wiedersehen Woanders", was die Stimmung des Abends treffend zusammenfasst. Dazu knödelt sich Martin Engler lustlos durch den Song, so dass sich sein Organ nicht sonderlich von der Stimme des Herbergsvaters unterscheidet.
Hier und da bringen die Drums von Katha Mia sowie wirbelnde Streichersounds ein wenig mehr Tempo in das betrübte, balladeske Soundbild. Dabei verkommt eine im Albumkontext recht schmissige Nummer wie "Ravenblack" zu einem öden Formatradiotrack, der auch von den Toten Hosen hätte stammen können. Wenn man dann noch in "Children Of The Dark" lautstarke "Oh-oh-ooooh-ooooh-ooooh"-Chöre der Zuschauer vernimmt, befindet man sich endgültig am Tiefpunkt der Veranstaltung.
Trotzdem gibt es ein paar wenige, positive Lichtblicke: "Revenge" funktioniert dank der begleitenden Vocals Katha Mias als treibender Gothrocker nach The Sisters Of Mercy-Machart im sinfonischen Kontext erstaunlich gut, und "From The Ashes" verbreitet mit der an das "Halloween"-Titelstück von John Carpenter erinnernden Piano-Melodie eine angenehme, schauerartige Stimmung und wartet nach hinten raus mit spannenden Tempowechseln auf. Warum nicht gleich so?
Ansonsten dürfte "Symphonic Live - The Second Chapter" nur etwas für Leute sein, die sich an den egalen Melodien, den zu dick aufgetragenen Texten und dem Nichtgesang Englers nicht stören. Der Rest macht um dieses Livepaket lieber einen großen Bogen.
3 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 3 Monaten durch den Autor entfernt.
Schlager mit Gothic Elementen. Hört sich noch schlimmer als Rammstein an.
Ist es nicht mittlerweile Konsens, dass Mono nun schon lange absolute Moppelkotze ist?
Reicht da nicht ein Einzeiler wie "selbe Scheiss wie immer."
Oder triggert ihr einfach nur für euer Leben gern Finsterprinzen? Das würde ich verstehen und teilhaben wollen!