laut.de-Kritik

Berliner Knöpfchendreher üben den Ping-Pong-Shuffle.

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Die wohlbetuchten Herrschaften ahnten wohl nicht, was sie anrichten würden, als sie Ende des 19. Jahrhunderts begannen, ihren Lieblingssport das gesamte Jahr über auszuüben. Tisch-Tennis hieß die Variante, die sich auch in wohlbeheizten Salons trefflich umsetzen ließ, während draußen die Eiszapfen immer länger wuchsen. Heute nun muss eine seltsame Seelenverwandtschaft zwischen Tischtennisspielern einerseits und Ambient-Musikern andererseits diagnostiziert werden.

Jüngstes Beispiel für die große Affinität zwischen Knöpfchendrehern und Heim-Tennis-Aktivisten ist der Berliner Robert Henke mit seinem Projekt Monolake. Den inzwischen fünften Longplayer "Momentum" eröffnet er mit einem quirrligen Ping-Pong-Shuffle und stellt sich damit ungeniert in eine Reihe mit den Computerjockeys und Console, die sich auf selbigem Feld ebenfalls schon profilierten. "Cern", wie Monolake seine unverhohlene Hommage an den einstigen High-Society-Sport betitelt, steht im Albumkontext mit seinem regelmäßigen, beinahe poppig zu nennenden Groove eindeutig quer.

Weit weniger zugänglich, dafür um so interessanter, gestaltet das Basic Channel/Chain Reaction-Urgestein die übrigen Tracks des Albums. Überwiegend dunkle Tonreihen entlockt Henke seinen Gerätschaften, durchzieht sie mit gewollten Störgeräuschen, erhebt das, was normalerweise im Filter hängen bleibt, zum eigentlich konstituierenden Element seiner Musik. Das ist zwar nicht neu, doch so ungeniert propagierte Maschinenästhetik gefällt dennoch. Schließlich halten die elektronischen Gerätschaften, auch nachdem die erste Dekade der Intelligent Dance Music hinter uns liegt, noch immer Ungehörtes bereit, das nur darauf wartet, zu Tage gefördert zu werden.

Mit "Momentum" setzt Henke den seit dem Weggang von Chain Reaction eingeschlagenen Pfad fort. Der früher charakteristische, hypnotische Elektronikdub spielt auch auf "Momentum" wieder die Hauptrolle. Was haben dubbige Elektroniksounds nun mit Tischtennis gemeinsam? Elektronische Musik gedeiht halt wie der Heim-Sport besonders gut in mollig beheizten Hinterzimmerstudios.

Trackliste

  1. 1. Cern
  2. 2. Linear
  3. 3. Atomium
  4. 4. White_II
  5. 5. Tetris
  6. 6. Excentric
  7. 7. Reminiscence
  8. 8. Stratosphere (Edit)
  9. 9. Credit

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