laut.de-Kritik
Sanft, schwermütig, basslastig und tanzbar.
Review von Simon LangemannMaurycy Zimmermann, ein weitestgehend unbeschriebenes Blatt aus Posen, gelingt dank dem Jenaer Label Freude Am Tanzen der Sprung in den Berliner Musikzirkus. Doch in die Electronic-Schublade sollte man den 32-jährigen Artist aus dem Nachbarland nicht so einfach stecken, legt er mit seinem Debüt doch eher einen dunklen Hybriden aus synthetischen und organischen Klängen vor.
Die brilliante Vorabauskopplung "Jupiter" fungiert dafür als Paradebeispiel: Zunächst geben lediglich Gitarre, Piano und Drums den Ton an, erst in Strophe zwei drängelt sich ein sägender Synth-Bass vor. Der Track verrät darüber hinaus, was sich hinter Mooryc neben seiner Producer-Tätigkeit noch verbirgt: Ein formidabler Songwriter und ein passabler Sänger.
Demgegenüber stehen Instrumentals wie "Open It", das gleich zu Beginn der Platte große Hallräume mit sanfter Melancholie füllt. Noch deutlich schwermütiger wirkt "Bless Me" mit seinen erdrückenden Pads und dem schonungslos langsam dahinstampfenden Beat.
"Würde ich mich als depressive Person bezeichnen? Wahrscheinlich nicht. Ich bin eher ziemlich offen. Aber natürlich brauche ich auch Zeit für mich, in der ich mir dann über ernstere Themen Gedanken mache", verriet Mooryc letztes Jahr dem Slices-Magazin. "Wahrscheinlich hat einfach jeder Mensch diese andere, einsame Seite." Eine stimmige Erklärung für die auf "Roofs" vorherrschende Stimmung: Sich mit der Tristesse auseinandersetzen, anstatt darin zu versinken.
Das ansatzweise swingende "Powerless" und das agil eingetrommelte "Fallin' Freely": Weitere Belege dafür, dass der Pop dem Wahlberliner deutlich näher am Herzen liegt, als die Tanzmusik. Alleine mit "Separate Directions" und "Turtles" unternimmt er zwei überaus gelungene Ausflüge gen Tech-House.
Auf die Berliner Dancefloors scheint Zimmermann damit allerdings nicht zu schielen. Stattdessen schreibt er uns mit "Roofs" einen gelungen Soundtrack - für nächtliche Zug- und Autobahnfahrten im Besonderen und die viel zu düsteren Wintermonate im Allgemeinen.
2 Kommentare
Danke für die Rezi!
Freu mich schon, mit Mooryc durch tiefen Powder zu surfen ... die richtige Mucke dafür! Neben Solid Gold versteht sich ...
Jupiter ist einfach mal boah. Kickt beim ersten Hören. Bam.