laut.de-Kritik
So dynamisch und groovend hat man die Band selten gehört.
Review von Franz MauererEs hat lange Tradition, nach Montreux auch Musiker einzuladen, die auf den ersten Blick nicht unbedingt auf ein Jazzfestival gehören – und diese nahmen dann im Falle von zum Beispiel Willy DeVille, Toto oder Simply Red auch gleich ein Livealbum auf. Motörhead gesellen sich also in eine illustre Reihe, zu der sie mit dem ganz hervorragend gelungenem "Live At Montreux" beitragen.
"Guten Abänd, Bon Soir, Buongiorno" beginnt Lemmy das Konzert in Montreux 2007. "Here's A Little Jazz For Ya", garniert mit dreckigem Lachen, und schon sind wir in "Snaggletooth", einem ganz exzellenten Opener, der zeigt, wie der in der Studioversion etwas schwachbrüstige Song eigentlich klingen sollte. Der Bass feiert wilde eigene Partys, und das wird auf Albumlänge so bleiben.
Die Verantwortlichen am Genfersee wissen, was sie tun, und das beweisen sie, indem sie die drei Dämonen mit einer handwerklichen Souveränität auf Scheibe bannen, dass es eine Freude ist. So wuchtig, so klar verständlich im Gesang, aber vor allem so dynamisch und groovend hat man Motörhead beileibe nicht immer gehört. In dieser Leistung besteht der USP von "Live At Montreux", zu dem die Band aber einen gehörigen Anteil beiträgt.
Schon auf Song Zwo, "Stay Clean", ein Deep Cut von "Overkill", wird dem Hörer bewusst, wie glänzend Lemmy aufgelegt ist. Man sieht, dass die drei nach den endlich wieder umjubelten "Inferno" und "Kiss Of Death" ihren dritten Frühling genüsslich auskosten. Das Konzert war Teil der "Kiss Of Death"-Welttournee und bei weitem nicht das erste in einer langen Reihe. Ermüdungserscheinungen sind aber ein Fremdwort, schon "No Sleep 'til Hammersmith" wurde ja mitten in einer Tournee aufgenommen und blieb bislang das einzig relevante Live-Album der Band.
Auch Phil und Mikkey liefern glänzend ab. Das zeigt "Be My Baby", natürlich viel besser produziert als die ersten beiden uralten Songs, live entfaltet der neue Track aber gleichwohl mehr Groove als im Studio, ein klarer Mehrwert. Auf "Killers" glänzt Lemmys Bassspiel, auf "Metropolis" zeigt Dee den Jazzdrummern, wo die Harke hängt. Die Auswahl der Tracks ist einfach klasse. "Over The Top" ist das Protostück der frühen Motörhead, "One Night Stand" von "Kiss Of Death" ist gelungen. Doch warum die Periode in der Bandgeschichte zurecht mit als stärkste Schaffenszeit gilt, zeigen "In The Name Of Tragedy", das wirklich alles abreißrende Albumhighlight, und das ebenfalls blendend aufgelegte "Sword Of Glory".
Für Letzteres musste Lemmy im Übrigen auch gut drauf sein, damit es nicht ins Lakonische abdriftete, wie bei anderen Live-Auftritten gesehen. Hier hält er die Balance jedoch perfekt und so entfaltet das komplexe Stück seine Faszination. Der Lobesreigen hält an mit "Sacrifice" ("This is a very fast number. If you dance to this, you will not have children"), in Würzels letztem Werk übernimmt erneut Dee die Hauptrolle. "Just Cos' You Got The Power" ist selten der stärkste Track im Set der Mannen um Kilmister, hier jedoch ein bedrohliches Stück wankender Ekstase.
Das Niveau wird nicht durchgehend gehalten: Das Cover "Rosalie" von Thin Lizzy ist völlig sinnlos, wie die allermeisten Cover der Bandgeschichte. Andere Bands funktionieren nicht wie dieses Trio, und das wird um so auffälliger, wenn gute Songs anderer Bands durch den bandeigenen Mixer gejagt werden, um hinten seltsam schematisch rauszukommen. "I Got Mine" ist lediglich guter Standard, "Going To Brazil" ein nicht weiter erwähnenswertes Spaßlied. Auf "Killed By Death" geht Lemmy zum ersten Mal etwas die Puste aus, und "Iron Fist" war und bleibt kein besonders guter Song. Das eigentlich gute "Whorehouse Blues" verliert natürlich die Intimität, die es in der Studioversion auszeichnete, gerade nach einem so absurden Höllenritt wirkt es eher deplatziert.
Es folgen noch eine hochkompetente Version von "Ace Of Spades", die wie alle gelungenen Umsetzung dieses Klassikers kaum verständlich und ununterbrochen nach vorne gehend ausfällt, und zu guter Letzt eine aufopferungsvolle Version von "Overkill", die ohrenklingelnd in die Nacht entlässt. Natürlich fehlen Songs, die dem einen oder anderen noch einfielen, aber Quantität und Qualität von "Live At Montreux" sind aller Ehren wert. Wenn junge (oder Enddreißiger, die "Inferno" nicht mitbekamen) Leute nicht so recht wissen, was der Bohei um den toten Alki mit seinen zwei langhaarigen Freunden sollte, die, wenn man sich bei Spotify kurz durchklickt, Songs von eher historischem Wert geschrieben zu haben scheinen, dem sei "Live At Montreux" allerwärmstens empfohlen, auf dass er seine Meinung revidiere.
4 Kommentare mit 27 Antworten
Sehr gur geschriebene Rezi!
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Gurrrr gurrr!
Du meinst wohl wuff wuff, du Köter
Tss, Tss, Tss... der ewig hassende MeTOOLica
Wie könnte man dir eigentlich ein wenig Freude bereiten?
Keine Ahnung, wer du überhaupt schon wieder bist, aber indem du dich löschst und auch nicht wiederkommst, natürlich
Was außer linksgrünversiffter Cancel Culture erwartet ihr, wenn schon der Name demonstriert, dass er süchtig nach modernen Kampagnen für mehr Gerechtigkeit ist?
Gay-Gurr?
Immer wenn ich denke, dass er sich nun nicht noch mehr selbst in die Pfanne hauen kann...
Ich habe ja die These, und ich denke ich kann sie mittlerweile statistisch gesichert belegen, dass der übermäßige Konsum von Sternburger nicht nur weich in der Birne macht, sondern auch zwangsläufig zu einer ausgeprägten ideologischen Verblendung vornehmlich im hart linken Meinungsspektrum bei abnehmenden Diskursfähigkeiten führt. Heil Antifa >:D
Die Freude mit einer Löschung kann ich dir natürlich nicht machen, faschistischen Vernichtungsfantasien komme ich beim Leben meiner verfickten Mutter natürlich nicht nach.
Als waschechter Bolschewik löscht man sich natürlich nicht
Ich trinke täglich 1/2 Kasten Sterni
Das erklärt einiges
Joke's on you, ich trinke keinen Alkohol, nie.
Und es heißt "Sternburg" und nicht "Sternburger", Wessitrottel.
https://twitter.com/sternburgbier/status/1…
"I Got Mine" ist lediglich guter Standard, ...
Nee, das ist einer ihrer besten Songs.
Ich finde eher "Metropolis" völlig überbewertet.
Metropolis ist schon ein cooler Song, auch wenn man ihn nicht so oft hören will wie zB Stay Clean. Das Glamrockige auf Another Perfect Day, was sicher am Gitarrensound, bzw. Sound allgemein, und an den entsprechenden Songwritings liegt. Für mich sind es eher die ersten 3, die APD ausmachen. Aber ist halt alles Geschmacksache.
Jedes mal, wenn ich Mikkey Dee höre wie er hier im wahrsten Sinne des Wortes ein Trommelfeuer loslässt, wird mir sein Wechsel zu den Scorpions noch ein weiteres Stück unverständlicher. Klar, der gute Mann muss auch seine Brötchen mit Wurst belegen, aber ernsthaft… zu den Scorpions?
Zu uncool oder was?
Frag mal so ziemlich alle Rockbands, die in den 80ern groß geworden sind, welchen Einfluss die Scorpions auf sie hatten! Da wirst du nicht viele haben, die abwinken.
Wer die Scorpions nur mit dem Gedanken an Wind Of Change abhakt, wird mit Rockmusik allgemein wohl nicht viel am Hut haben.
Ist doch eine geile Karriere: King Diamond, Motörhead, Scorpions!
da weiß er eben, dass das Brötchen dick belegt wird.
Auf jeden Fall für beide Seiten ein Gewinn . Obwohl ich James Kottak sehr gut fand .
"höre wie er hier im wahrsten Sinne des Wortes ein Trommelfeuer loslässt"
Uiuiuiui
Hoshi… uncool? Nö, das meinte ich nicht mal. Die Scorpions haben ja durchaus ihre Verdienste aber stilistisch trennen beide Bands wohl Welten, gerade beim Schlagzeugspiel…
"aber stilistisch trennen beide Bands wohl Welten, gerade beim Schlagzeugspiel…"
Dich verwundert also, dass ein Schlagzeuger verschiedene Stile beherrscht, oder was genau ist Dir so unverständlich?
Ich meine damit, dass Dees Drumming nicht so recht zum sonst üblichen Scorpions Stil passt.
Gutes Beispiel dieses Video hier: https://youtu.be/MAbpwPib6UA
Hey, das ist ja mal ein gelungener Tribut, sehr geil!
Das anschließende Schlagzeug-Solo langweilt aber schnell. Egal...
Hier fällt ja sehr auf, wie wenig die beiden Bands gemein haben. So ganz ohne Melodie wirken die Scorpions ja schon komisch
das hier hört sich recht schlapp an; das Publikum scheint das auch nicht mitzureißen... https://www.youtube.com/watch?v=d3Ao0tYUGKc
Das ist jetzt schon ziemlich witzig, lieber Doc. Ich bin in diesem Video zu sehen. Ich war hier Front Of Stage auf dem Konzert. Kannste dir nicht ausdenken...
Ich fand The Zoo eine der charismatischeren Nummern an diesem Abend!
Schon etwas ; wirkt irgendwie runtergespielt. Ich könnte ja nun schreiben, dass ich nicht wissen will, wie die weniger charismatischen Nummern geklungen haben.. aber egal. Du hast Dich ja entschieden dafür Geld auszugeben..
gute Songauswahl; gut gespielt und der Sound so mittel, aber der typische Motör-Live-Sound auf Konserve. 4/5