laut.de-Kritik
SO verdient man sich den "Garage"-Button!
Review von Kai ButterweckNur allzu gerne gehen unzählige aufstrebende Indie-Bands mit dem "Garage"-Zusatz hausieren, wenn Interessierte - mit Sound- und Struktur-Fragzeichen im Gepäck - an die Proberaumtüren klopfen. Aber nur die wenigsten Kollektive halten, was sie versprechen. Der imaginäre Schlüssel für den Eintritt ins Reich der Breitwand-Antichristen stellt sich für viele wie folgt dar: Hier und da ein Retro-Riff, ein paar zwischengeschaltete Vintage-Effekte und das eine oder andere Schwarzweißfoto einer verschrammelten Telecaster im Booklet.
Doch wer sich den "Garage"-Button verdienen will, der muss schon mehr bringen, als das bloße Kratzen an der Oberfläche. Vor allem bedarf es musikalischer Authentizität – ein essentieller Grundbaustein, bei dem sich die meisten Bands bereits im Vorfeld einen Bruch heben.
Die vier Holländer von Mozes And The Firstborn haben hingegen die richtigen Handschuhe an, um die erwähnte Tonnenlast ohne Probleme von A nach B zu befördern. Gleich zu Beginn ihres selbstbetitelten Debütalbums schütteln die vier ihre schulterlangen Haare zu den Klängen ihrer Helden. Die heißen Kurt Cobain, Black Francis und Brian Wilson.
Mit crunchigen Gitarren und trockenen Schepper-Beats werden Suburban-Grunge-Erinnerungen geweckt, während Frontmann Melle Dielesen an vorderster Front mit zahlreichen langlebigen Gesangsharmonien jongliert ("Bloodsucker", "Seasons"). Das geht aber auch eine Spur dreckiger. Da gibt es beispielsweise den Song "Heaven" – ein verstörender Slowdown-Vierminüter mit Noise-Garnierung. Ebenfalls abseits jeglicher High End-Sphären rockt sich "Gimme Some" in die Gehörgänge. Mit psychedelischen Vibes wirbeln die Oranjes reichlich Staub auf.
Selbst wenn die Gain-Regler auf null gedreht werden und sich zwischen all den schnoddrigen Flanellhemd-Einschüben plötzlich schunkelnde Surf-Rhythmen in den Vordergrund schieben, klebt am Eindhovener Garagentor ein Schild mit der Aufschrift "Geschlossene Gesellschaft" ("I Got Skills", "Skinny Girl"); denn egal ob die Band mit Zimmer- oder Clublautstärke aufwartet: Die Garage ist das Headquarter. Könnte man Musik riechen, dann würden sich nach diesem Album die Gerüche von alten Gummireifen, feuchten Betonwänden und geöffneten Schmieröldosen im heimischen Wohnzimmer breitmachen. SO verdient man sich den "Garage"-Button!
4 Kommentare
Hab die vor kurzem im Vorprogramm von Two Gallants live gesehen und mir dann gleich die EP gekauft. Schön zu sehen, dass sie jetzt bisschen Publicity kriegen.
Großartige Band, tolles Album.
werde ich mal antesten - der Tage oder so.
2, 3 Songs gehört und muss sagen
...
very neijs