laut.de-Kritik
Glanz und Gloria statt Blut, Schweiß und Tränen.
Review von Dani FrommVor gar nicht allzu langer Zeit bläute ein Produzententrio aus Hannover Afrika Bambaataas Alltime-Klassiker "Planet Rock" derart den Funk ein, dass der Altmeister höchstselbst staunend um eine Kopie dieser Version ersuchte.
Die Herren von Breakout gehen mittlerweile zwar separate Wege. An der Umtriebigkeit Mr. Confuse' ändert die Trennung nichts. Drei Jahre und Zehntausende gesichteter und verwursteter Samples später präsentiert er mit "Feel The Fire" sein Solo-Debüt.
Mit Funk ist zu rechnen, das versteht sich von selbst. Der Blick in die prall gefüllten Plattenkisten des Mr. Confuse offenbart darüber hinaus jedoch ein durch und durch eklektisches Sound-Universum. Hallende Drumbeats lassen so manche Hip Hop-Nummer neidvoll erbleichen. Percussion-Einlagen schüren das Latin-Fieber. Ein wenig Disco-Glitter wird gerne genommen, Berührungsängste mit elektronischen Spielereien kommen dafür gar nicht erst in die Tüte.
Mr. Confuse bastelt aus Schlagzeug, Blasinstrumenten, verschiedensten Gitarrenklängen, Orgeltönen, Percussion und nur hin und wieder eingestreutem Gesang groovende Kunstwerke, in denen Bass, Drums und Bläser die Hauptrollen spielen. Gleich einem Regisseur, dirigiert er Rhythmen und Melodien virtuos zu immer neuen, ungeheuer vielseitigen Nummern.
Möglicherweise bildet genau diese Virtuosität den Haken der Platte. Wer zu viel weiß, neigt gelegentlich dazu, ins Dozieren zu verfallen. Hier noch ein Zitat, da noch eine Anmerkung ... "Feel The Fire" strotzt davon. "I wanna have fun", aber ich hab' mir vorher ausgiebig darüber den Kopf zerbrochen, wie das geht. Alles wirkt wohl überlegt, nichts spontan oder gar zufällig.
Statt Blut, Schweiß und Tränen regieren Glanz und Gloria. Mr. Confuse weiß exakt, was er tut. Schade, dass man diese unerschütterliche Sicherheit in jeder Sekunde hört. So erscheint bereits die "Introduction" für einen Hurricane ziemlich kontrolliert, wenn nicht gar zahm.
In "When I Hear Music" hätte man sich besser entschieden: Die Übersichtlichkeit des Textes, die einer simplen Disco-Nummer nicht geschadet hätte, wirkt bei einer derart verkünstelten, gewollten Darbietung schlicht dümmlich. Aber damit genug der Nörgelei, schließlich bietet "Feel The Fire" weit mehr Anlass zur Freude.
In "Going Somewhere" ranken sich Melodieelemente um einen mächtigen Beat. Beim "Balkan Funk" vermisse ich zwar den Balkan, lasse mich jedoch mit einer knarzenden Basslinie vielfach entschädigen. Fishing for compliments betreibt, wer zauberhaften dunklen Gesang, groovenden Bass und geschickt eingesetzte Bläser bescheiden mit "It's Just A Blues" etikettiert.
Lateinamerikanisch geht es in "En Movimento" oder, noch deutlicher, mit Gitarre und Percussion in "Imóvel" zur Sache. "The Arrrgh Theme" beschließt die akustische Weltreise: Nach und nach erhält der anfangs allein dastehende Bass Gesellschaft, bis ein üppiges Stück Musik "Feel The Fire" einen stimmungsvollen Schlusspunkt setzt.
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